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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz
Autoren: Jason Dark
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nicht. Beinahe wertvoll schimmerten sie auf, wenn sie getroffen wurden. Sie bildeten an den Ecken oder unter der Decke ein dichtes Netz.
    Überall lag Gerumpel herum. Scherben, ein alter Schreibtisch, zwei verbeulte Schränke standen schief an der Wand. Es sah so aus, als hätte hier seit Jahren niemand mehr gelebt, was aber nicht stimmte, denn bei genauerem Hinsehen entdeckten wir schon eine Spur oder einen Weg, der aufgeräumt war.
    Er begann direkt hinter dem Eingang und endete dort, wo wir die Stahltür des Lastenaufzugs sahen und ein daumennagelgroßes Licht darauf hinwies, daß der Aufzug okay war.
    »Was sagst du, John?«
    »Sollte ich etwas sagen?«
    »Ich denke schon.«
    Meine Meinung schwankte etwas. Bisher war ich eigentlich nicht davon ausgegangen, daß diese alte Halle noch benutzt wurde, dieser Weg aber hatte mich eines Besseren gelehrt, und wenn wir genau hinleuchteten, waren sogar Fußspuren zu erkennen.
    Suko leuchtete die graue Tür des Aufzugs an. »Wer immer sich hier und auch unten aufgehalten hat, dieser Jemand muß etwas zu verbergen gehabt haben.«
    Ich hob die Schultern. »Aber Knochen…?«
    »Auch das.«
    »Das weiß ich nicht, Suko. Die Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen.«
    »Wir schauen nach.« Er ging auf den Aufzug zu. Ich folgte ihm langsamer. An der Tür war Suko stehengeblieben und hatte sich mir zugedreht. »Wie sollen wir es machen, John?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich würde vorschlagen, daß sich zunächst einer von uns dort unten umschaut. Da ich gerade hier stehe, möchte ich es sein. Falls ich etwas finde, melde ich mich über unseren kleinen Apparat. Du hast doch nichts dagegen – oder?«
    »Wenn du willst.«
    »Schön.«
    Ich hatte wirklich keine Lust, zusammen mit Suko in den Keller zu fahren. Ich ärgerte mich noch immer über den verlorenen Sommerabend, und mein Durst auf ein herrliches Bier, frisch gezapft, wurde nicht eben geringer.
    Der Inspektor hatte den entsprechenden Knopf gedrückt. Wir warteten darauf, daß der Aufzug in die Höhe rumpeln würde und brauchten nicht lange zu lauschen, denn die entsprechenden Geräusche drangen trotz der dicken Schachtwände bis zu uns.
    Der Aufzug stoppte.
    Suko nickte mir zu, als er nach dem breiten Griff faßte. »Dann werde ich mal in die Unterwelt fahren.«
    »Okay, guten Rutsch.«
    »Soll ich die Knochen von dir grüßen?« fragte er grinsend.
    »Nur die Schädel.«
    »Mach ich doch gern.« Er lachte noch einmal und zerrte die Tür mit einer heftigen Bewegung auf. Er hatte etwas Kraft einsetzen müssen, weil sie klemmte.
    Dann stieg er ein.
    Ich schaute ebenfalls in die breite Kabine, in der wirklich einiges an Material gestapelt werden konnte. Sie war ziemlich sauber und wirkte auch irgendwie benutzt, aber einen Knochen sah keiner von uns auf dem rauhen Metallboden liegen. Wenn überhaupt, lagerten sie in der Tiefe des Kellers.
    Suko zog die Tür von innen zu. Als letzten Eindruck nahm ich sein Grinsen war, dann verschwand die Gestalt. Der Aufzug rappelte für einen Moment, bevor er sich in Bewegung setzte und in die Tiefe glitt, ebenfalls ratternd, aber leiser werdend, je weiter er sich von mir entfernte.
    Ich war zurückgetreten und hielt mich in einiger Entfernung auf. Ich wartete auf eine Nachricht meines Freundes, die so oder so erfolgen würde, ob er nun etwas entdeckt hatte oder nicht.
    Der Aufzug war verschwunden, als hätte ihn die Hölle geschluckt. Ich hörte auch nichts mehr von ihm. Stille umgab mich. Ich ging auf die offene Tür zu, blieb dort stehen und schaute nach draußen.
    Eine dunkelgraue Welt tat sich vor mir auf. Doch auch sie hatte ein Muster, denn aus dem Grau ragten die hohen, leeren Gebäude hervor, die alten Schornsteine, die wie starre Finger wirkten oder auch die Türme des einen und anderen Bürogebäudes. Die gesamte Umgebung hier sollte saniert werden, ein Stück London würde verschwinden, aber das war zunächst einmal gestoppt worden. Ich glaubte nicht daran, daß es vor der Jahrtausendwende geschah.
    Die wenigen Lichter jenseits des Flusses sahen aus, als wären sie meilenweit entfernt. Der Geruch hatte sich nicht verändert. Noch immer wehte der Wind den fauligen Dunst des Brakwassers über die leeren Plätze zwischen den toten Bauten.
    Menschen sah ich nicht. Niemand lief mit huschenden Schritten durch die tiefen Schatten. In der Ferne klang das Signal einer Autohupe auf.
    Die Lichter von Scheinwerfern sah ich nicht.
    Eine ruhige Gegend. Zumindest auf den ersten Blick. Auf
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