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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi
Autoren: Volker Backert
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Zwei Jahre später
    München, Bayerisches Staatsministerium des Inneren, 11:10 Uhr
    Vuollg’frassner Wichtigtuer!
    Charly Herrmann kochte vor Wut. Der Coburger Kriminalkommissar saß, äußerlich gefasst, zwischen seinen Vorgesetzten, Polizeidirektor Frank Ritter und EKHK Heinz-Uwe Löhlein. Gegenüber, hinter gefühlten drei Metern blank polierter Edelholztischplatte, der bayerische Staatssekretär des Inneren: Gerd Vöhringer, ein leicht verfetteter Mittvierziger, das teigig-blasse Gesicht hinter einem markanten schwarzen Brillengestell. Sein Sakko hatte er, gleich nach der Begrüßung, anbiedernd abgelegt, die Arme jetzt selbstgefällig hinter dem Kopf verschränkt.
    »… und ich betone natürlich ausdrücklich, lieber Studienfreund Frank …«, Ritter nickte freundlich zurück, sofort grinste Löhlein streberhaft-vertraulich mit, »… dass es sich hier um ein rein informelles Gespräch handelt, sozusagen eine freundschaftliche Privatunterhaltung, aus alter Verbundenheit mit euch Coburgern!«
    Erneut gekünstelt heitere Mienen bei Löhlein und Ritter, die den Redefluss des Staatssekretärs erst so richtig befeuerten.
    »… denn wenn ihr schon auf Betriebsausflug in unserer schönen Landeshauptstadt seid, warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden! Gerne komme ich deshalb deiner Bitte nach, lieber Frank, euch drei vor eurem Wiesn-Besuch schnell über den aktuellen Stand in Sachen Personalentwicklung in Coburg zu informieren.«
    »Wir wissen dein Vertrauen und deine Unterstützung, lieber Gerd, natürlich außerordentlich zu schätzen …«
    Charly glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Ausgerechnet Ritter, bei den Kollegen beliebt als straighter Kommunikator »erstenszweitensdrittens«, verfiel hier im Ministerium plötzlich in seichtes Gesülze …?
    Der Staatssekretär winkte geschmeichelt ab.
    »Kein Thema, liebe Coburger! Natürlich ist Staatsminister Zirngibl und mir keinesfalls entgangen, dass euer schöner Erfolg mit der SOKO Franken, bei der Jagd nach Nik the Ripper, beim … einen oder anderen …«, Vöhringers Schweinsäuglein sprangen hinter seiner Designerbrille flink zwischen Löhlein und Charly hin und her, »… gewisse, äh, Erwartungen oder sogar, äh … Begehrlichkeiten geweckt hat in puncto Beförderung oder Versetzung! Leider, leider …«, mit theatralischem Bedauern hob er die Arme, »… der Haushalt, der Haushalt! Für Coburg muss nun mal das Gleiche gelten wie für den übrigen Freistaat, und die Sparzwänge lassen uns bekanntlich keine andere Wahl! Keine außerplanmäßigen Beförderungen in diesem und im nächsten Jahr, lieber Charly Herrmann, und auch keine neue Stelle im Ministerium, lieber Heinz-Uwe Löhlein …«
    Das konnte doch nicht wahr sein. Keine zwei Monate alt waren die mündlichen Zusagen Vöhringers und des Innenministers.
    Fuck! Wir fangen den brutalsten Serienmörder in der Geschichte des Freistaats, holen dich und deinen Minister aus dem Umfragetief …
    »… Beförderungssperre leider zwei Jahre, nicht zu vergessen die landesweite Warteliste; momentan Platz 1465 für Sie, lieber Charly Herrmann …«
    … und kriegen dafür jetzt ein müdes Arschrunzeln von dir!?
    »… Herr Staatsminister Zirngibl ist ja heute leider kurzfristig verhindert …«
    Verhindert! Freitag um halb zwölf! Der sitzt sich doch jetzt schon in der VIP -Box auf der Wiesn seinen Arsch breit …!
    »… lässt ausdrücklich Dank und Anerkennung für Ihre großartige Leistung übermitteln. Unser Pilotprojekt SOKO Franken hat sich bewährt und bleibt deshalb im Stand-by-Modus für Nordbayern: Bei Aktivierung treten die besten Kriminaler Frankens und ein Profiler des PP München vor Ort zusammen. Mit Ihnen, Herr Kommissar, als Leiter der SOKO Franken!«
    Nur mühsam unterdrückte Charly seinen aufwallenden Zorn.
    »Alle Achtung, Herr Staatssekretär – ein Titel ohne Mittel! Mehrarbeit fürs gleiche Geld, also quasi eine Gehaltskürzung bei künftiger SOKO -Arbeit – da haben Sie sich ja mächtig für uns ins Zeug gelegt!« Er nickte ironisch anerkennend mit dem Kopf. »Ist das wirklich alles, Herr Staatssekretär?«
    Totenstille.
    Nur das leise Ticken der Wanduhr war zu vernehmen.
    Ritter saß stocksteif; Löhlein, knallrot angelaufen wie ein Schulbub, rutschte immer tiefer in seine nagelneue ALDI -Trachtenlederhose. Der bayerische Staatssekretär des Inneren geriet völlig aus der Fassung.
    »Also das ist doch … also, ich muss doch wirklich sehr bitten, Herr Kommissar!«
    Mit
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