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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd
Autoren: Helmut Sakowski
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Einladung zum Millionenritt
    Hans ließ den Brief sinken. „Die Alte spinnt“, murmelte er kopfschüttelnd. „Nee, nee, herzallerliebste Tante, für solche Spielchen bin ich mir zu schade. Ich bleibe auf meinen eigenen Füßen und werde mich nicht den Hufen eines Pferdes anvertrauen. Und ködern lasse ich mich auch nicht mit einer Million!“
    Er schob den Brief in den Umschlag zurück und stand auf. Ich muß auf der Stelle Andreas davon erzählen, dachte er. Wahrscheinlich wird er genauso über diesen dummen Millionenritt denken wie ich. Und wenn nicht, lasse ich mich auch nicht umstimmen. Ich weiß am besten, was ich mir zutrauen kann.
    Andreas war nicht zu Hause. „Wo soll er schon sein?“ sagte seine Mutter, als Hans sie nach ihm fragte. „Entweder ist er im Freizeitheim oder spielt Billard im Pinökel. Hast du etwa erwartet, ihn über seinen Schularbeiten anzutreffen?“
    Hans lächelte. „Das nicht gerade“, sagte er, „aber vielleicht beim Abendessen.“
Im Pinökel, der Schülerkneipe, war es so voll, daß Hans sich nur seitwärts bis zur Theke durchschieben konnte.
„Habt ihr Andreas gesehen?“ fragte er Volker und Katja, mit denen er früher mal dieselbe Klasse besucht hatte.
„Ja“, antwortete Volker, „er liegt bei Achim unterm Auto. Er will seine Rostlaube noch mal durch den TUV bringen.“
„Achim?“ fragte Hans. „Aus der Gustav-HeinemannStraße?“
„Nee, der heißt doch Joachim. Er ist bei dem Typen, der im Holthorster Weg eine Werkstatt hat, in so ’nem vergammelten Bauernhaus.“
„Danke“, sagte Hans und machte sich auf den Weg.
Andreas war damit beschäftigt, ein durchgerostetes Türschloß durch ein neues zu ersetzen, als Hans kam.
„Hallo“, rief er, „dich schickt der Himmel! Halte mal den Hammer hier gegen die Niete, allein ist es verdammt umständlich.“
Hans nahm den Hammer und drückte ihn gegen die Aluniete. „Warum nimmst du keine Eisennieten?“ fragte er.
„Na, warum wohl“, antwortete Andreas. „Weil sie rosten, Mensch!“
Hans warf einen Blick auf das ehemals blaue Vehikel. „Um so besser“, sagte er, „dann würden sie doch gut zu deiner alten Mühle passen.“
Andreas begann zu hämmern. „Meine alte Mühle bekommt einen neuen Anstrich, mein Lieber. Dann hältst du sie für einen Luxusschlitten. So, das hätten wir. Nun noch die andere.“
Hans legte den Hammer auf den ölverschmierten Werkzeugtisch und setzte sich auf die Kühlerhaube eines ausgeschlachteten Mercedes, der zwei Schritte von der Ente entfernt stand. „Verstehst du eigentlich was von Pferden?“ fragte er.
Andreas feilte vorsichtig an den Nieten, die er plattgehämmert hatte, herum. „Pferde?“ sagte er. „Sind das nicht diese kleinen süßen Dingerchen, die so gerne Mäuse fangen und abends zu Opi und Omi ins Bett kriechen?“
Hans nahm den Hammer wieder zur Hand, warf ihn hoch, so daß er sich mehrmals überschlug, und fing ihn wieder auf.
„Ich erbe eine Million“, sagte er, „wenn ich innerhalb von sechs Wochen von hier bis an den Bodensee reite. Ein ganzes Gestüt, so dreißig bis fünfzig Pferde, kriege ich noch dazu.“
„Was du nicht sagst“, spottete Andreas. „Und wenn der Gaul dann mit dir durch den Bodensee schwimmt, erbste auch noch den Kölner Dom, was?“
Hans zog den Brief aus der Tasche. „Es ist kein Witz“, sagte er. „Ich hab da unten eine Tante, die hat mir das Angebot gemacht. Hier, kannst es selber lesen!“
Andreas strich sich das Haar aus der Stirn und kniff die Augen zusammen. Wortlos nahm er Hans den Brief aus der Hand und las ihn, wobei er unhörbar die Lippen bewegte. Als er zu Ende gelesen hatte, schüttelte er den Kopf und stammelte: „Das ist ja der reinste Wahnsinn! Eine Million Mark für nichts als einen kleinen Spazierritt. Mensch, die Tante kannst du mir abtreten.“
„Meinst du denn, ich soll darauf eingehen?“ fragte Hans.
„Na, du stellst Fragen!“ rief Andreas. „Das ist doch klar. Besorg dir schnellstens einen Gaul und reite los, bevor es sich die Wahnsinnsoma anders überlegt.“
„Ich kann doch gar nicht reiten“, sagte Hans. „Und mit Pferden kenne ich mich überhaupt nicht aus.“
„Na und? Du kaufst dir ein paar schlaue Bücher und bist im Handumdrehen der größte Pferdekenner in Norddeutschland. Und reiten ist doch nun wirklich keine Kunst. Man steigt auf, löst die Bremsen, und ab geht die Post. So ein junger sportlicher Typ wie du macht das doch mit links.“
Hans nahm ihm den Brief aus der Hand und steckte ihn
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