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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd
Autoren: Helmut Sakowski
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sollte, stieß er ihn mit seinen langen Schuhen scheinbar ungewollt an eins seiner vier Beine. Nach fünf bis sechs Aufgaben durchschauten die Gewitzten unter den Zuschauern die Sache, aber Herr Fabunelli stellte immer nur vier Aufgaben.
    Seine Tochter Corinna führte einen Drahtseilakt vor. Sie balancierte auf einem Seil, das etwa einen Meter hoch von der einen Seite des Kreises zur andern gespannt war, hüpfte ein Stück auf einem Bein, spreizte die Beine zum Spagat und machte abschließend eine Rolle vorwärts.
    Darauf zeigte Herr Fabunelli ein paar Kartenkunststücke, und dann hatte Frau Fabunelli ihren Auftritt. Sie wickelte sich die drei Meter lange Schlange um den Hals, ging mit ihr im Kreis herum, küßte sie und ließ sie von dem einen oder anderen mutigen Besucher streicheln.
    In der nächsten Nummer erlebten die Zuschauer ein Stück Wildwestromantik. Corinna kam auf dem ungesattelten Pferd hereingeritten, machte einen Kopfstand auf seinem Rücken, eine Rolle, einen Niedersprung, saß im nächsten Augenblick wieder oben, stellte sich hin, ließ das Tier galoppieren und begann ein halsbrecherisches Seilspringen dabei. Als Höhepunkt ihrer Vorführung sprang sie durch einen brennenden Reifen, den ihr Vater hochhielt, und landete wieder auf dem Pferderücken. Danach sprang sie endgültig ab und verschwand in dem kleinen Wohnwagen.
    Darauf war ihr Vater wieder an der Reihe. Er kam mit dem „Tanzenden Pferd“, der Hauptattraktion des Abends. Es war dasselbe Pferd, auf dem Corinna gerade geritten war, aber diesmal hatte es einen bunten Rock umgehängt und einen roten Damenhut auf dem Kopf. Herr Fabunelli ließ das brave Tier auf den Hinterbeinen stehen und eine Pirouette drehen, ließ es tanzen und brachte es fertig, daß das Pferd sich am Ende dieses erstaunlichen Dressuraktes hinkniete und sich für den Applaus bedankte. Allerdings klappte das nicht immer, denn das Tier war noch jung und seine Ausbildung längst nicht abgeschlossen. Manchmal stellte es sich so ungeschickt an, daß Herr Fabunelli es im stillen auf den Mond wünschte.
    „Der Gaul bringt mich noch um den Verstand“, sagte er am dritten Tag nach der Abendvorstellung. „Er ist verspielt und dumm und begreift überhaupt nichts.“
    Seine Frau zuckte mit den Schultern. „Warum beklagst du dich? Du hättest Südwind eben nicht weggeben dürfen! Der war brav und intelligent.“
    „Aber Sophia“, verteidigte sich Herr Fabunelli, „Südwind ist sicherlich längst tot. Er war krank, als ich ihn verkaufte, das weißt du doch! Ich war froh, daß ich noch einen Dummen fand, der tausend Mark für ihn bezahlte.“
    Frau Fabunelli seufzte. „Ach ja, es ist ein Trauerspiel. Daß es auch immer die Ärmsten der Armen treffen muß. Ohne Südwind sind wir nur halb soviel wert. Die Besucher bleiben einfach weg. Heute haben wir nur siebenundachtzig Mark eingenommen. Davon können wir nicht leben. Ich kann ja kaum das Futter für die Tiere bezahlen.“
    „Bei guter Pflege hätten wir Südwind vielleicht durchgekriegt“, sagte Corinna. „Wir hätten ihn schonen und von einem guten Tierarzt behandeln lassen müssen.“
    „Möglich“, gab Herr Fabunelli zu, „aber ein guter Tierarzt kostet auch gutes Geld, und das hatten wir nicht und haben es heute nicht. Koche mir einen Tee, Sophia, ich will mit der störrischen Caprice noch eine Stunde trainieren. Wenn sie sich keine Mühe gibt, kriegt sie heute keinen Hafer.“

Wie kauft man ein Idiotenpferd?
    Andreas freute sich von Tag zu Tag mehr auf das bevorstehende Ferienabenteuer.
    „Du wirst sicherlich nichts dagegen haben“, sagte er zu Hans, „wenn ich meine Ente noch einmal gründlich überholen lasse, bevor ich die weite Fahrt antrete. Es dauert zu lange, wenn ich alles selbst mache.“
    „Im Gegenteil!“ rief Hans. „Das verlange ich sogar. Denn wenn du unterwegs mit deinem alten Schlitten liegenbleibst, kannst du mir ja nicht behilflich sein.“
    Andreas grinste. „Du hast mich doch dahingehend verstanden, daß die Reparaturen und Erneuerungen auf deine Kosten gehen?“
    „Selbstverständlich“, versicherte Hans. „Meine Tante will mir ja das nötige Reisegeld schicken. Davon läßt sich bestimmt genügend für die Überholung deiner Ente abzweigen.“
    Andreas nickte. „So habe ich mir das auch gedacht. Noch diese Woche kommt mein Prunkstück in die Werkstatt, damit es rechtzeitig fertig wird. Und wir werden in der Zwischenzeit den passenden Gaul für dich suchen. Am besten geben wir eine
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