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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd
Autoren: Helmut Sakowski
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nicht ankommen. Einen Schonbezug lege ich ihm auf, und den Tank fülle ich ihm mit einer Extraportion Hafer. Fußmatten habe ich zwar nicht zu bieten, doch dafür gebe ich euch einen Hufkratzer und einen Striegel mit. Aber sagt mal, seid ihr überhaupt schon volljährig, daß ihr so ein Geschäft abschließen dürft?“
„Längst!“ rief Andreas. „Vor drei Wochen bin ich achtzehn geworden. Wie Sie sehen, fahre ich ja auch Auto.“
„Ich bin siebzehn und kaufe das Pferd im Auftrag meiner Tante“, erklärte Hans. „Sie brauchen keine Angst zu haben, es geht alles in Ordnung.“
„Das muß es auch“, sagte der Mann. „Bei mir wird nämlich jedes Geschäft nur per Handschlag geregelt. Ein Mann, ein Wort und die Hand drauf, das ist mehr als ein geschriebener Vertrag. Wann wollt ihr das Pferd holen?“
„Wenn unsere Ferien beginnen, am 15. Juli“, antwortete Hans, „vielleicht ein paar Tage früher.“
„Gut. So lange werde ich Südwind noch für euch füttern, aber länger nicht! Ich möchte nämlich auf Urlaub fahren. Reiten könnt ihr doch hoffentlich?“
„Na, hören Sie mal!“ Andreas tat empört.
Nach einem kräftigen Händedruck stiegen sie in die Ente und fuhren zurück.
„Wir sind nicht von gestern ist ein kühnes Wort“, sagte Hans, als sie unterwegs waren. „Wenn wir das Pferd holen, muß ich doch aufsteigen und reiten. Dann merkt er gleich, daß ich überhaupt keine Ahnung habe.“
„Nur keine Panik“, beruhigte Andreas ihn. „Das werden wir schon schaukeln.“
Am selben Abend noch schrieb Hans seiner Tante einen Brief.
    Liebe Tante Ursula,
es freut mich sehr, daß Du mich als Erben vorgesehen hast. Ich bin bereit, auf Deine
    Bedingungen einzugehen. Ein Pferd habe ich schon gefunden, ein herrliches Tier. Es heißt Südwind und ist acht Jahre alt.
    Deinem Wunsch entsprechend, habe ich meinen Eltern nichts von meinem Vorhaben verraten. Sie werden auch nichts davon erfahren, bevor die Sache gelaufen ist. Ich habe ja seit drei Monaten eine eigene Wohnung und kann tun und lassen, was ich will. Wir haben uns in aller Freundschaft voneinander getrennt, weil wir uns gegenseitig auf die Nerven gingen. Meine Musik war ihnen zu laut, und ich konnte ihre dauernden Meckereien nicht mehr ertragen. Mein Vater überweist mir monatlich fünfhundert Mark. Das ist nicht viel, aber ich komme hin. Durch Privatunterricht verdiene ich mir noch einiges hinzu. Die Post, die noch an meine alte Adresse geht, schicken sie mir nach, ohne sie zu öffnen, das haben wir so ausgemacht.
Ich bedaure, liebe Tante Ursula, daß ich bisher keine Gelegenheit hatte, Dich kennenzulernen. Meine Eltern haben höchstens zwei-, dreimal in meiner Gegenwart von Dir gesprochen, und ich habe nicht darauf achtgegeben. Nur soviel habe ich verstanden, daß Ihr seit Jahren zerstritten seid und keiner bereit ist, sich zu versöhnen. Mich kümmert Euer Streit nicht, ich habe damit nichts zu tun. Nun zur Sache! Wie wollen wir das mit der Bezahlung des Pferdes machen? Schickst Du mir einen Scheck oder Bargeld? Das Tier kostet achttausend Mark. Ich brauche natürlich auch noch Geld für den Sattel, die Gepäcktaschen und all das andere Zubehör und für die Reise selbst. Am 15. Juli reite ich los, dann fangen nämlich meine Ferien an. Sie dauern genau sechs Wochen, das paßt also gut. Schreib mir doch bitte schnell, wie wir das Ganze abwickeln wollen, damit ich nicht wertvolle Ferientage verschenken muß.
    Es grüßt Dich herzlich Dein Hans
    Um der Tante zu zeigen, wie dringend ihm die Sache war, steckte er den Brief nicht einfach in den Briefkasten, sondern radelte zum Postamt und gab ihn am Spätschalter als Eilbrief auf.
    Vier Tage später erhielt er Antwort von seiner Tante.
    Mein lieber Neffe,
in meinem Alter muß man darauf bedacht sein, alles ins reine zu bringen, weil die Zeit drängt. Darum
    macht es mich glücklich, daß Du den alten Familienstreit, der Deine Eltern und mich seit über zwanzig Jahren belastet, nicht fortsetzen willst.
    Du wirst sicherlich erstaunt darüber gewesen sein, daß ich von Dir verlange, auf einem Pferd zu mir zu kommen. Aber dafür habe ich meine Gründe. Wenn Du glücklich angekommen bist, werde ich sie Dir verraten. Vielleicht erahnst Du sie ja schon. Ich erwarte, daß Du fair bist und nicht versuchst, mich zu betrügen. Solltest Du das tun, muß ich mir einen anderen Erben suchen. Sei versichert, daß ich Dich kontrollieren werde!
Wenn das Pferd, das Du Dir angesehen hast, gesund ist, liegt der Preis nicht
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