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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi
Autoren: Volker Backert
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rechtzeitig fertig geworden wäre. Über eine Stunde hatte er noch vor dem Coiffeur in der Brienner Straße warten müssen. Wenn das der Steuerzahler wüsste …
    18:31 Uhr – Landestheater Coburg
    Würgend erbrach sich Monika Jahn über Bluse und Rock ihres neuen Dienstkostüms. Sie spuckte, hustete, tastete, die Augen weit aufgerissen, hilfesuchend nach dem Türstock – und griff in eine klebrig-rote Masse. Ihre Beine knickten ein, benommen kroch sie auf allen vieren wieder hinaus, nur raus aus dieser roten Hölle, raus aus diesem blutigen Inferno …! Mit leerem Blick saß sie an der Wand, fingerte wie in Trance nach ihrem Handy, drückte 1-1-0, »Polizei-Notruf«, die Stimme eines Mannes, der gerade etwas gegessen und hinuntergeschluckt hatte, sie sah und roch fremdes Blut und eigenes Erbrochenes auf Strümpfen, Rock, Bluse, Hand, ihr Magen hob sich erneut …
    18:32 Uhr – PP Oberfranken in Bayreuth, Notrufzentrale
    Roland Mayer schluckte rasch den letzten Bissen Banane hinunter, bevor er sich ganz auf die seltsame Anruferin konzentrierte: War die Frau betrunken oder stand sie unter Drogen? Wieder mal ein missbräuchlicher Notruf, der dritte seit Schichtbeginn um achtzehn Uhr?
    Er seufzte. Unterdrückte Rufnummer, doch der Anruf kam aus Coburg, so viel stand fest.
    Coburg, wo heute das Landestheater feierlich wiedereröffnet wurde. Er hatte um siebzehn Uhr fünfundvierzig den Vorbericht in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens gesehen. Alles voll Blut im Theater, ausgerechnet heute … Er schüttelte den Kopf.
    Lachhaft.
    Wie die Bombendrohungen am Tag der Abschlussprüfungen.
    Gar nix machen wir da erst mal, dachte er und sah auf dem Display schon den nächsten Anruf eingehen. Aus Forchheim.
    »Notrufzentrale, Mayer …«
    18:34 Uhr – A73 bei Erlangen-Bruck
    Herbert Wimmer atmete auf. Endlich wieder freie Fahrt auf der linken Spur, keine Baustelle mehr. In Sekundenschnelle beschleunigte die schwere BMW -Limousine von achtzig auf hundert … hundertvierzig … hundertsechzig … hundertachtzig … Das Tempolimit hundertzwanzig galt für die Dienstlimousine des bayerischen Ministerpräsidenten nicht.
    »Wir stellen doch die Schilder auf, Wimmer!«, hatte sein früherer Chef an gleicher Stelle einst gegrunzt. »Des kost mi oan Anruf in der Autobahndirektion, dann stehn diese fränkischen Kas-Manderln, diese beförderungsgeilen, sofort olle stramm. Und des Schild is weg!«
    Wenn das die Presse wüsste, dachte Wimmer und lauschte wieder seinem aktuellen Chef, der seit einer gefühlten Viertelstunde, seit Nürnberg-Feucht, mit Klein telefonierte, dem Stabsreferenten, der bereits vor Ort in Coburg weilte.
    »Nein, keine Fotos mit Protestlern und irgendwelchen Unterschriftenlisten! Stell die JU an ein malerisches, ruhiges Eck und dann hol kurzfristig die Presse dorthin. Denk an die Lichtverhältnisse … wann sind wir in Coburg, Wimmer?«
    »Mhmmm … Neunzehn zehn, Chef.«
    »Neunzehn zehn, Lichtverhältnisse; grünes Kleid und dunkler Anzug … nein, keine Protestler, auch nicht gegen den Flugplatz! Ich will dort nur ein paar gute Bilder und nach dem Theater sofort wieder weg, touch and go! … Haha, wie damals in Kandahar, touch and go, nur schnell ein paar coole Bilder und dann weiter, genau, soll Vöhringer sich um den Rest kümmern …!«
    18:38 Uhr – Polizei Coburg
    »Hier Notrufzentrale Bayreuth, Mayer. Kollege, wir hatten soeben eine anonyme Anruferin aus Coburg, nur fünf Sekunden lang. Im Theater is eine tot, schnell, alles voll Blut, alles im Theater, ausgerechnet heute … Ich wollt’s euch erst gar ned melden, aber jetzt hat mers doch ka Ruh gelassn.«
    »Ausgerechnet heute … Des wär natürlich der absolute Super- GAU ! Na ja, wos bleibt uns andres übrig, wir schicken amoll schnell a V-Streife vorbei. Danke, Roland, alles klar!«
    18:51 Uhr – Coburg, Am Ölberg
    »Gleich in der Sportschau: Die Mutter aller Derbys des deutschen Fußballs, Nürnberg gegen Fürth! Das erste Frankenderby in der höchsten deutschen Liga seit dem 3. Februar 1963 … damals ein furioser Fünf-zu-drei-Auswärtssieg für den Club! Gelingt den Fürthern nach über fünfzig Jahren die Revanche? Bleiben Sie dran! Gleich geht’s weiter – mit Krombacher …«
    Charly grinste und rekelte sich behaglich auf seinem Sofa. Krombacher … Wie behauptete doch immer Steve Hornung, der Kollege aus der »Korbmachergemeinde« Michelau steif und fest: »Krombacher is fei nur a Druckfehler! Des haßt richtig Korbmacher!
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