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Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Titel: Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
Autoren: Natascha Artmann
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Gillian - Ravenwoods Braut
     
     
    1
     
     
    Nebel waberte über dem Waldboden, schlang sich um die schmutzig weißen Stämme der Birken und blieb daran hängen. Feuchte Luft kroch Gillian über die Haut und setzte sich in dem zarten Stoff ihres Gewandes fest. Doch obwohl sie zitterte, bemerkte sie die feuchte Kälte nicht wirklich.
    Sie wusste, sie wurde nicht verfolgt, noch nicht, aber trotzdem sah sie sich immer wieder um, während sie über Baumwurzeln und niedriges Gestrüpp stolperte. Sie konnte nicht damit aufhören, alle paar Augenblicke hinter sich zu blicken, auch wenn außer Nebel und Bäumen nichts zu sehen war.
    Es war nicht richtig, was sie tat, das war Gillian bewusst. Aber sie hatte keine andere Wahl. Sie hatte gehofft, Luther würde sich umstimmen lassen, hatte gehofft, ihr gemeinsamer Vater hätte ihm nicht auch noch diese Entscheidung überlassen, aber es war leider so. Und das Schlimme war, dass sie Luther auch irgendwie verstehen konnte. Aber musste er seine Ängste unbedingt auf sie projizieren?
    Gut, sie war von all den Geschwistern das einzige Mädchen, doch das war noch keine Entschuldigung dafür, dass er so komplett über ihr Leben bestimmen sollte. Wenigstens auf die Drillinge hätte er hören können. Die hätten sich sicher für sie eingesetzt. Aber da sie sich mehr für Poesie, Musik, Malerei und Medizin interessierten, galt ihre Meinung vor Luther weniger.
    Dabei waren die Drei erprobte Kämpfer, genauso gut ausgebildet und trainiert wie Luther, ihr ältester Bruder. Aber sie waren eben nicht darauf versessen, das Kommando an sich zu reißen. Und darum war der Versuch, ihr gegen Luther und seine Entscheidung beizustehen, wohl auch gescheitert.
    Aber auch wenn Gillian, das jüngste der fünf Kinder des Lords von Gildal, verhätschelt und umsorgt wurde, war ihr ein rebellischer Geist nicht abzusprechen. Und dieses kleine bisschen Rebellion hatte ausgereicht, sie zu diesem Schritt zu veranlassen. Sie hatte sich aus dem Staub gemacht!
    Es wäre sicher besser gewesen, sie hätte sich vorher über ihre Tat Gedanken gemacht. Und ein gewisses Maß an Planung und Vorbereitung wäre auch nicht schlecht gewesen. Aber Gillian war impulsiv und dazu auch ziemlich geschockt, als ihr Reginald, einer ihrer Cousins, von der unmittelbar bevorstehenden Hochzeit berichtet hatte.
    Wie konnte Luther ihr das antun? Und wie konnte ihr Vater in seiner Abwesenheit Luther diese Entscheidung überlassen? Sie würde sich nicht dafür opfern lassen, ihrem Vater die heiß ersehnten Enkel zu schenken. Schließlich hatte sie immer noch vier ältere Brüder, die sich um Nachwuchs kümmern konnten. Und hätte Luther seine Braut nicht wenige Tage vor der Vermählung bei einem Überfall verloren, dann würde diese Bürde jetzt nicht auf ihr lasten, und Luther wäre immer noch der charmante warmherzige Bruder, der ihr jeden Wunsch erfüllte.
    Aber dass er die sanfte Amelie auf dem Weg zur Feste und zu ihrer gemeinsamen Hochzeit bei einem Überfall marodierender Söldner nicht hatte retten können, hatte Luther verändert. Das Wichtigste für ihn war fortan, wie er die Mitglieder seiner Familie am besten beschützen konnte. Ob sie das wollten oder brauchten, kümmerte ihn dabei nicht. Er war besessen davon, jeden in Sicherheit zu wissen.
    Wie ihr Reginald berichtet hatte, verband sich Luthers Wunsch nach Sicherheit auch ausgezeichnet mit dem Wunsch ihres Vaters nach Enkel. Und wie es aussah, hatte Luther einen Mann gefunden, dem er es zutraute, beide Wünsche zu erfüllen.
    Und das war dann auch der Grund, warum Gillian jetzt durch den nebeligen Wald stolperte. Weil sie sich nicht an jemanden verschachern lassen wollte, der genauso unbeugsam wie Luther sein würde. Denn mit weniger als einem Mann, der ihm im Kampf ebenbürtig war, würde er sich sicher nicht zufriedengeben.
    Für Gillian war es eine unglückliche Entscheidung, sich davonzustehlen, da sich der Nebel mehr und mehr in ihrem dünnen Kleid festsetzte.
    Erneut sah sich Gillian um. Der Nebel wurde immer dichter. Er würde sie zwar vor etwaigen Verfolgern verbergen, hinderte sie jedoch ganz erheblich daran, sich zu orientieren. Wobei sie eine Verfolgung bis in den Wald eigentlich gar nicht befürchten musste.
    Selbst wenn jemand ahnte, dass sie weggelaufen war, würde man sie hier nicht suchen. Denn für gewöhnlich mied Gillian den Wald. Sie fand ihn unheimlich, seit sie sich als kleines Mädchen im Nebel hier verlaufen hatte.
    Vielleicht wäre die Erinnerung
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