Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leg dein Herz in meine Haende

Titel: Leg dein Herz in meine Haende
Autoren: Julia Garwood
Vom Netzwerk:
Tisch und beugte sich zu ihr vor, als glaubte er, dass seine Nähe sie ein wenig trösten könne.
    »Nun gut«, meinte er. »Es ist mir bewusst, wie schwer es Ihnen gefallen sein muss, dies alles noch einmal durchzugehen, und ich weiß es sehr zu schätzen. Ich möchte nun, dass Sie sich den Mann ansehen, der an dem Tisch zu Ihrer Rechten sitzt, und dass Sie mir dann sagen, ob er einer der Männer in der Bank war.«
    Rebecca starrte Bell mehrere Sekunden an, bevor sie den Kopf schüttelte. »Nein«, rief sie. »Er war nicht dort.«
    Das Gesicht des Richters verriet Enttäuschung. Seine Frustration war spürbar, aber er schien nicht bereit zu sein, die Sache auf sich beruhen zu lassen. »Lassen Sie sich Zeit, und sehen Sie ihn sich genau an, bevor Sie sich entscheiden.«
    Sie tat, worum er sie gebeten hatte. »Es tut mir Leid, Euer Ehren. Ich wünschte, er wäre einer der blackwater-Banditen, aber er ist es nicht. Ich schwöre, dass er es nicht ist.«
    Beils Anwalt grinste über das ganze Gesicht, und das ärgerte den Richter fast so sehr wie Rebeccas verblüffende Aussage.
    »Nein, nein, Proctor, versuchen Sie gar nicht erst, sich zu erheben. Ich will Sie auf diesem Stuhl dort sehen, bis ich fertig bin. Da sind noch einige Unklarheiten, die bereinigt werden müssen, bevor ich die junge Dame aus dem Zeugenstand entlassen kann.«
    Rebecca senkte den Kopf und tat, als versuchte sie verzweifelt sich zu beruhigen. Sie wusste, dass der Richter sie prüfend musterte, und als sie wieder zu ihm aufschaute und Raffertys mitfühlenden Blick sah, erfasste sie ein wildes Triumphgefühl.
    »Ich werde mich so kurz wie möglich fassen«, versprach er. »Ich habe nur noch ein paar Fragen. Fühlen Sie sich in der Lage, sie jetzt gleich zu beantworten, oder sollen wir lieber vorher eine kleine Pause machen?«
    »Nein, ich möchte sie jetzt gleich beantworten.«
    Sofort stellte er die erste Frage. »Ich habe drei Frauen vorgeladen und wüsste nun gerne, wo die beiden anderen sind. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Nein. Als Marshal Cooper mir sagte, dass Grace und Jessica ebenfalls vorgeladen waren, bekam ich schreckliche Gewissensbisse. Ihr ganzes Leben war meinetwegen durcheinander geraten. Wenn ich von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte, wäre ihnen dies alles erspart geblieben. Sie sind gute Freundinnen für mich geworden. Ich hatte damit gerechnet, sie hier zu treffen, und konnte es kaum erwarten, sie zu sehen, um ihnen zu sagen, wie sehr ich dies alles bedaure. Ich bin sicher, dass sie aufgehalten worden sind. Grace war nicht bei bester Gesundheit, als ich abreiste, und es ist möglich, dass sie einen Rückfall hatte.«
    »Gehen wir zur nächsten Frage über. Sie sagten, Sie wären mit Marshal Cooper in den Zug gestiegen, und er habe Ihr Abteil verlassen und sei nicht zurückgekommen. Warum ist er hinausgegangen?«
    »Ich hatte Kopfschmerzen, und meine Tropfen waren in meinem Koffer. Marshal Cooper war ein echter Gentleman und bestand darauf, in den Gepäckwagen zu gehen, um sie zu holen. Wenn ich mich nicht beklagt hätte ... wenn ich schweigend meine Kopfschmerzen erduldet hätte ... dann würde er noch leben. Es ist meine Schuld, dass er tot ist, nur ... meine ... Schuld.«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Rafferty schaute die Geschworenen an und sah die mitleidigen Blicke, mit denen sie Rebecca betrachteten. Und da begriff er, dass er sich beeilen musste, wenn er verhindern wollte, dass ein Aufstand ausbrach.
    »Wir sind fast fertig«, verkündete er. »Sagen Sie mir, was geschah, als Sie die Schüsse hörten. Erinnern Sie sich, wie oft geschossen wurde?«
    Sie wischte sich mit dem Taschentuch über die Augen, als sie nickte. »Ich bin ziemlich sicher, dass ich zwei Schüsse hörte. Ich war aber zu erschrocken, um nachzusehen, was geschehen war. Schließlich hielt der Zug ganz unerwartet, und da erfuhr ich, dass dieser arme Marshal Cooper erschossen worden war.«
    »Und was haben Sie danach getan?«
    »Ich hatte Angst, wieder einzusteigen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte«, rief sie. »Ich verbarg mich im Gebüsch und wartete, bis alle anderen wieder abgefahren waren. Ich weiß nicht, wie lange ich dort blieb ... Es hätten Stunden sein können«, stammelte sie. »Als ich mich endlich wieder etwas beruhigt hatte, lief ich zur nächsten Stadt.«
    »Aber dort haben Sie nicht den Sheriff aufgesucht, und das ist eine dieser Unklarheiten, die mich verwirren. Warum haben Sie ihn nicht um Hilfe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher