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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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die Zeremonie zu verfolgen. Ciaran fragte sich, wie es wohl zu Zeiten seines Vaters gewesen sein mochte, als hie Messen gelesen, gebetet und Beichten abgenommen worden waren. Es bedrückte ihn, dass die Trauung nicht durch einen Priester vollzogen werden konnte.
    Der Brautvater nahm an der Hochzeit in Zivilkleidung teil. Er fühlte sich in diesem papistischen Heiligtum offenbar ebenso unwohl wie die Mathesons sich in der Gegenwart eines Mannes, der ihre Häuser und ihren Besitz zerstört und sich an ihren Frauen vergangen hatte. Aber niemand machte eine entsprechende Bemerkung.
    Die Zeremonie wurde kurz und schlicht gehalten, um den Kaplan nicht über Gebühr zu beanspruchen. Ciaran und Leah gaben sich das Jawort, küssten sich, und dann war alles vorüber. Die Gäste kehrten unter Dudelsackklängen in die Burg zurück, wo bis in die Nacht hinein getrunken und getanzt werden sollte. Zwar gab es kaum etwas zu essen, aber die Whiskyfässer waren von den Dragonern nicht entdeckt worden, also würde der Alkohol in Strömen fließen. Ciaran blieb mit seiner Frau ein Stück zurück und sah seinen Clansleuten nach.
    Sie waren erst vor zwei Tagen in ihr Dorf zurückgekehrt, doch überall gab es schon Zeichen des Wiederaufbaus. Da die meisten Häuser bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden waren, lebten ihre Bewohner teilweise in britischen Militärzelten, teilweise in den Wäldern; einige waren in der Höhle geblieben, andere hatten sich auf dem Burghof häuslich eingerichtet. Da die Felder abgebrannt waren und die Besatzer ihnen kaum Vieh gelassen hatten, würde Nahrung in diesem Winter sehr knapp werden. Viele Menschen würden sterben. Dùghlas war bereits tot, Ailis würde den Herbst kaum überleben. Fast alle jungen, gesunden Männer waren in der Schlacht gefallen, nun würden die halbwüchsigen Burschen die Mathesons durch die nächsten Jahre bringen müssen. Vor ihnen lag ein harter Kampf.
    »Wir leben noch.« Leah trat neben Ciaran. Er legte einen Arm um sie, wandte sich ihr zu und sah sie ernst an. »Ja. Wir. Viele andere nicht mehr.«
    »Wir haben überlebt, und ich glaube, wir werden auch weiterhin überleben. Und wenn nicht, werden wir dem Ende gemeinsam entgegensehen. Deine Leute sind am Leben, und sie haben ihre Heimat nicht verloren. Daran musst du jetzt denken.«
    Ciaran grunzte, dann führte er sie zum Friedhof hinüber, um die Gräber seiner Eltern zu besuchen. Während er auf die drei weißen Marmorsteine hinunterblickte, dachte er bei sich, dass es etwas für sich hatte, wenn man genau wusste, wo sein Vater und seine Mutter begraben lagen. Er wünschte nur, sie hätten diesen Tag miterleben dürfen.
    Dann dachte er an Sìle, die sich nicht dazu hatte überwinden können, an der Hochzeit teilzunehmen. Kirstie und Mary waren gekommen, wenn auch widerstrebend. Seine Stimme klang tonlos, als er erwiderte: »Meine Schwestern sähen es vielleicht lieber, wenn wir alle nicht mehr am Leben wären.« Besonders Sìle. Leah seufzte. »Gib ihnen Zeit. Sie werden darüber...« »Nein, das werden sie nicht. Und das werde ich auch nicht von ihnen verlangen. Was ihnen angetan wurde, kann nie wieder gutgemacht werden. Meine Schwestern werden deinen Vater und seine Männer bis an ihr Lebensende hassen, und ich werde dafür sorgen, dass sie nie wieder seinen Anblick ertragen noch je wieder ein Wort mit ihm wechseln müssen. Dieses Zugeständnis muss ich machen, um sie zumindest halbwegs mit unserer Heirat zu versöhnen.«
    »Und was ist mit meinem Vater? Er ist auch nicht gerade glücklich was uns betrifft.«
    Ciaran schnaubte abfällig, blickte zur Garnison hinüber und knurrte dann: »Es interessiert mich einen Dreck, was dein Vater ...«
    »Ciorram!«
    »Still. Da kommt er.« Leah löste sich von ihm, trat hinter ihn
    und sah dem Captain entgegen. Ciaran entging nicht, dass sie ihn nur knapp und kühl begrüßte.
    Er drehte sich um und warf dem Mann einen feindseligen Blick zu. Er hatte es kaum ertragen, dass er zu der Hochzeitsfeier gekommen war, doch er bezwang sich und verlor kein Wort darüber. Hadley näherte sich ihm so förmlich, als habe er eine diplomatische Mission zu erfüllen. Einige Mathesons, die gerade die Kirche verließen, blieben stehen, um das Schauspiel zu verfolgen.
    Captain Hadley straffte sich würdevoll und hielt einen zusammengefalteten Papierbogen in die Höhe. »Ciorram, ich erwarte, dass Ihr gut für meine Tochter sorgt.« »Besser als...« Leah versetzte ihrem Mann einen unsanften
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