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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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Spielverderber war, machte sie weiter, ohne die geringste Hoffnung auf Erfolg.
    Aber da geschah etwas, das sie eigentlich hätte erwarten können. Als sie die Knie hochschob und den Oberkörper so weit zurückbeugte, bis sie dachte: Jetzt falle ich! — fühlte sie sich auf einmal getragen. Amadeus! schoß es ihr durch den Kopf.

    Sie versuchte es tatsächlich und mit aller Kraft. Es gelang ihr nicht. Unaufhaltsam, ohne daß sie etwas dazu tat, wurde sie unter der Stange durchgeschoben.
    Ihr kam die Idee, mit der Hand den Boden zu berühren, denn auch das war ein Fehler, der zur Disqualifikation geführt hätte. Auch das war unmöglich. Ihre Arme wurden waagrecht gehalten wie ihr Körper. Auch als sie schon unter der Stange durch war und jetzt, anstatt sich aufzurichten, hinfallen wollte, ging es nicht. Ehe sie es sich versah, stand sie wieder aufrecht und fest auf beiden Beinen, vom Beifall umjubelt.
    Jonny rief sie zur Limbo-Königin aus und wollte ihr eine große, goldschimmernde Krone auf das Haar drücken.
    Monika stieß seine Hand zurück. „Nein, ich war es nicht!“ schrie sie. „Hat es denn niemand gemerkt?! Ich habe geschwindelt!“
    Ein Tumult erhob sich. Die meisten Gäste sprangen auf, riefen, lachten und schimpften durcheinander.
    Günther stürzte auf die Tanzfläche; er packte Monika bei den Schultern und schüttelte sie leicht. „Das kannst du nicht machen, Monika! Du mußt das durchstehen!“
    „Aber ich will nicht!“ Monika versuchte sich loszureißen und wegzulaufen.
    Günther packte jetzt zu und hielt sie eisern fest. „Willst du denn einen Skandal?! Du würdest die Leute hier bitter enttäuschen!“
    „Aber ich war es ja nicht!“ Tränen rollten aus Monikas grünen Augen. „Ich hätte es ja gar nicht gekonnt!“
    „Ich weiß schon, es war A!“ Vorsichtshalber sprach Günther den Namen nicht aus. „Aber er gehört doch zu dir! Wer hat denn schon einen Kobold, der ihm hilft!?“
    „Ich habe ihn nicht um seine Hilfe gebeten!“
    „Das ist jetzt doch ganz egal! Du hast gewonnen... also nimm den Preis!“
    Monika sah keine andere Möglichkeit, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Weglaufen konnte sie nicht, und wenn sie weiter lautstark protestiert hätte, hätte sie sich nur lächerlich gemacht. So ließ sie sich denn die Krone aufs Haupt drücken, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    Günther sagte auf englisch zu Jonny — was Monika zum Glück nicht verstand — , daß sie ihm den Sieg nicht hatte wegschnappen wollen. Jonny gab diese Erklärung an das Publikum weiter. Alle fanden das ausgesprochen rührend und komisch. Man lachte und applaudierte.
    „Ich verstehe ja, wie du dich fühlst“, sagte Günther, bevor er sich auf seinen Platz verzog, „aber es ist doch gleich überstanden.“
    So schnell ging es dann allerdings doch nicht. Erst mußte Monika mit Jonny einen Limbo tanzen, der ihr wenigstens die Tränen trocknete. Danach bekam sie ein T-Shirt geschenkt, das mit wogendem Meer, Palmen und einer tropischen Sonne malerisch bedruckt war. Monika entschied sofort, daß sie es nie tragen, sondern — je nachdem, wem es paßte — ihrem Bruder oder ihrer Schwester weiterschenken würde.
    Endlich war es überstanden, und sie konnte an ihren Tisch zurückkehren.
    „Schön blöd hast du dich aufgeführt“, sagte Ingrid abfällig. „Was ist bloß in dich gefahren?“
    „Du wolltest dich wichtig machen“, behauptete Norbert, „gib’s zu!“
    „Laßt Monika in Ruhe!“ mahnte Herr Stein. „Sie hat es immerhin geschafft... und ihr habt es nicht einmal versucht!“
    „Aber nachher dann das Theater!“
    „Gute Nacht!“ sagte Monika. „Ich möchte ins Bett.“
    „Das kann ich gut verstehen“, erwiderte Frau Stein, „du siehst ganz überanstrengt aus.“
    Günther stand sofort auf. „Ich muß auch nach oben! Gute Nacht... bis morgen dann!“
    Er begleitete Monika in die Hotelhalle, wo sie ihren Schlüssel holen mußte. „Komische Freunde hast du“, sagte er, „es kommt mir nicht vor, als stünden sie auf deiner Seite. „
    „Ach, die ärgern sich bloß.“
    „Worüber?“
    „Daß ich den Limbo gewonnen habe!“ behauptete Monika, aber sie wußte genau, daß das nicht der eigentliche Grund war; Norbert und Ingrid waren wütend, weil ihr die Freundschaft eines älteren Jungen zugeflogen war.
    „So was Dummes!“ meinte Günther. „Sie kennen dich und Amadeus doch schon so viel länger als ich! Haben sie denn nicht gemerkt, daß er dich dazu gebracht
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