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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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hat?!“
    „Anscheinend nicht!“ Monika warf im Vorbeigehen die Krone — sie war aus Pappe und Glanzpapier — in einen Papierkorb.
    „Ich finde, sie waren einfach gemein.“
    „Das ist doch jeder mal, nicht wahr? Außerdem waren sie müde. Da kommen immer die schlechtesten Eigenschaften aus einem heraus. Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht.“
    „Wie weise!“
    „Stimmt es etwa nicht?“
    „Doch“, gab Günther zögernd zu, „kann schon sein.“
    „Na also.“
    „Sie passen nicht zu dir, und sie halten nicht zu dir.“
    „Du meinst, ich soll sie stehenlassen?“
    „Genau das.“
    „Also... erstens kann ich das nicht, weil wir diese Reise gemeinsam machen... „
    „Ich meine ja nicht von heute auf morgen, sondern auf längere Sicht hin. Wenn ihr erst wieder zu Hause seid."
    Monika ließ sich nicht unterbrechen. „... und zweitens sind sie eben meine Freunde. Freunde kann man sich nicht aussuchen.“
    „Ich doch!“
    „Du läufst also rum und suchst, bis du jemanden mit einem tadellosen Charakter findest?“
    „Nein. Aber wenn jemand in einer schwierigen Situation nicht zu mir hält, ist er mein Freund gewesen.“
    „So sehe ich das nicht. Ingrid und Norbert können auch sehr nett sein. Wir haben jede Menge Spaß miteinander gehabt. Bestimmt tut es ihnen schon bald leid, daß sie so waren.“
    „Ich glaube, sie werden das überhaupt nicht einsehen. „
    „Auch egal. Ich mache mir ja keine Illusionen über sie. Ich nehme sie einfach, wie sie sind.“
    Nebeneinander stiegen sie die Treppe hinauf.
    „Bist du zu allen Menschen so?“ forschte Günther.
    Monika dachte nach. „Ich glaube schon.“ Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Natürlich, mit meinen Eltern, da ist es etwas anderes. Von denen weiß ich, daß sie immerzu mir stehen würden. Auf meine Eltern kann ich mich felsenfest verlassen.“
    „Und was ist mit mir?“
    Monika sah ihn prüfend an. „Ich weiß es nicht.“
    „Heißt das, du hast kein Vertrauen zu mir?“
    „Sei mir nicht böse, Günther, aber ich kenne dich doch noch viel zu wenig. Sieh mal, zum Beispiel Liane und Peter — das sind meine Geschwister — ich weiß, daß sie mich wirklich liebhaben. Das ist doch auch nur natürlich, weil ich ihre Schwester bin. Trotzdem erwarte ich nicht, daß sie immer zu mir stehen. Die würden mich bei Gelegenheit auch ganz schön in die Pfanne hauen. Da kennen die nix.“
    „Mit denen kannst du mich doch nicht vergleichen!“
    „Ich versuche doch nur dir klarzumachen Jetzt ließ er sie nicht aussprechen. „Du glaubst also nicht, daß ich ein wirklicher Freund bin? Einer, der mit dir durch dick und dünn geht?“
    Sie waren vor dem Zimmer angekommen, das Monika mit Ingrid teilte.
    „Ich hoffe es, Günther“, sagte sie und reichte ihm die Hand, „und ich bin sicher, daß du noch Gelegenheit bekommen wirst, es zu beweisen!“

Amadeus macht sich mausig

    In dieser Nacht erwachte Monika davon, daß ihr eiskalt wurde. Sie erschrak weder, noch wunderte sie sich, denn sie hatte das schon allzuoft erlebt.
    „Du kommst mir gerade recht!“ sagte sie, noch bevor sie die Augen aufschlug.
    Sie hatte sich nicht verrechnet. Es war Amadeus, der, Kälte und ein fluoreszierendes grünliches Licht ausstrahlend, auf der Frisierkommode Platz genommen hatte. Die Beine hatte er anmutig übereinandergeschlagen, und auf der weiß gepuderten Perücke trug er die goldglänzende Krone.
    „Na, wie gefalle ich dir?“ fragte er und drehte selbstgefällig den Kopf.

    Monika setzte sich auf und stopfte sich das Kopfkissen in den Rücken. Die Decke hatte Amadeus ihr weggezogen; sie lag zerknäult am Fußende des Bettes. Monika machte gar nicht erst den Versuch, sie hochzuziehen. „Du siehst ziemlich blöd mit dem Ding aus“, entgegnete sie unfreundlich.
    „Aber ich habe es gewonnen!“
    „Kunststück! Was bedeutet das denn schon bei deinen Fähigkeiten?“
    „Auch wieder wahr!“ sagte er geschmeichelt.
    „Sag mal, wenn du so gern gewinnen wolltest, warum hast du es dann nicht allein getan? Wozu brauchtest du mich? Du hättest dich materialisieren können... wie jetzt! Niemand hätte bei dem schummrigen Licht gemerkt, daß du kein gewöhnlicher Junge bist!“
    „Ich wollte dir helfen!“
    „Wie edel! Du wußtest doch genau, daß ich das gar nicht wollte!“
    „Ja, du wolltest das enfant gâté gewinnen lassen!“
    „Was heißt denn das nun schon wieder?“
    „Diesen verzogenen Lümmel!“
    „Günther? Also, ich bitte dich, spar dir
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