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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln
Autoren: Michael Gerwien
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    »Hey, Giovanni! Bringst du uns noch zwei Grappa?« Der Münchner Exkommissar Max Raintaler und seine hübsche Freundin Monika saßen gemütlich im ›Da Giovanni‹, ihrem Lieblingsrestaurant gleich beim Tierpark. Kerzenlicht, weiße Tischdecken, dunkles Holz, riesige Sonnenblumen in verzierten Tonvasen und stilvolle, italienische Landschaftsbilder verbreiteten romantisches, südliches Ambiente. Monika feierte heute, wie immer am vierten Mai, ihren Geburtstag. Und natürlich hatten sich die beiden dem besonderen Anlass zuliebe in Schale geworfen. Der blonde Max steckte, statt wie gewöhnlich in Jeans und Lederjacke, in seinem neuen, dunkelblauen Cordanzug und die dunkelhaarige Monika machte eine hinreißende Figur in ihrem kleinen Schwarzen. Ihr Menü war wie jedes Mal ein Gedicht gewesen. Erst hatte es verschiedene Antipasti gegeben, anschließend Pasta mit Trüffeln und danach für Monika Brodetto, eine Suppe mit ausgesuchten Meeresfischen, sowie für Max einen Rinderbraten in Barolo. Jetzt wollten sie den bislang mehr als gelungenen Abend noch angemessen mit Giovannis hervorragendem, italienischem Traubenschnaps ausklingen lassen.
    »Zwei Grappa. Natürlich. Kommt sofort, Max. Nur einen kleinen Moment. Ich fliege.« Der gut aufgelegte Wirt aus Pesaro lächelte breit zum Tisch seiner Freunde hinüber. Er freute sich, dass Monika ihr Wiegenfest auch dieses Jahr wieder bei ihm beging. Max und sie kamen ansonsten eher sporadisch zum Essen und Trinken vorbei. Je nach Lust und Laune. Ihre ganz persönlichen Events jedoch fanden prinzipiell bei ihm statt. Immer. Es sei denn, einer von ihnen fiel wegen Krankheit aus. Doch selbst für diesen seltenen Ausnahmefall existierte ein Plan B. Die versäumte Feierlichkeit wurde dann einfach zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt.
    Das alles hatte natürlich Gründe. Zum einen beschäftigte Giovanni einen begnadeten jungen Koch, Paolo. Dann waren seine Essens- und Getränkepreise für Münchner Verhältnisse schwer in Ordnung. Und die feurige Pizza, nach dem vom Chef eisern gehüteten Geheimrezept seiner Großmutter, war einfach unschlagbar lecker. Wenn er sich eigenhändig an den Teig und die Zutaten vom Sugo machte, durfte sich niemand außer ihm in der Küche aufhalten. Sogar Paolo schickte er so lange auf einen Espresso nach vorne ins Lokal. Ja, und dann kannten sich Max und Giovanni fast seit einer halben Ewigkeit. Sie waren echte Freunde. Und spielten außerdem auch noch seit Jahren gemeinsam beim FC Kneipenluft, einer der besten Hobbyfußballmannschaften des Münchner Südens.
    »So, zweimal Grappa, bitte sehr.« Giovanni stand in seine übliche, fast bodenlange weiße Schürze gekleidet, mit einem kleinen Tablett vor ihrem Tisch. »Ich habe mir auch ein Gläschen mitgebracht. Und der Champagner für Monika liegt schon auf Eis. Den bringe ich dann gleich noch. Im Übrigen geht der Abend für meine Freunde heute auf meine Rechnung. Okay?«
    »Aber Giovanni. Das geht doch nicht.« Monika lächelte verlegen, aber auch ein kleines bisschen geschmeichelt und dankbar.
    »Aber natürlich geht das, liebe Kollegin. Wie oft hast du mich denn schon in deinem Lokal eingeladen? In ›Monikas kleiner Kneipe‹? Eh? Na also. Prost!«
    Sie hoben alle drei ihre Gläser und ließen den edlen Tresterbrand genussvoll die Kehlen hinunterrinnen.
    »Außerdem darf Geld unter Freunden kein Thema sein«, fuhr Giovanni fort. »So! Und jetzt hole ich euch erst noch ein paar schöne Profiteroles und den Espresso, und dann köpfen wir zusammen ein paar leckere Flaschen. Auf 46 Jahre schöne Monika. Ihr habt doch noch ein bisschen Zeit, oder?«
    »Ja, sicher haben wir Zeit, Giovanni«, antwortete Max. »Ich als Frühpensionär sowieso und ›Monikas kleine Kneipe‹ hat, wie du weißt, morgen ihren Ruhetag, wie jeden Montag.«
    »Na also. Super. Dann können wir ja die ganze Nacht lang feiern.« Giovanni lachte kurz übermütig auf und ließ sie wieder alleine.
    Max dachte daran, wie er ihn kennengelernt hatte. Es war in seinen Anfangsjahren bei der Kripo gewesen. Giovanni hatte damals in einem kleinen Pizzastand in Schwabing gearbeitet und vergessen, Max die Salami auf seine Pizza zu legen. Der hatte sich natürlich darüber beschwert. Aber Giovanni hatte so getan, als hätte Max die Pizza genau so bei ihm bestellt, wie sie zwischen ihnen lag. Ohne Salami. Max hatte daraufhin, obwohl er seit zwei Stunden außer Dienst war, seinen Polizeiausweis gezückt und ihm damit gedroht, die Bude zu
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