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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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sagen. Ich kenne ihn ja noch kaum.“
    „Hast du ihn lieber als einen riesengroßen Schatz?“
    „Was für einen Schatz?“
    „Einen Seeräuberschatz! Eine eiserne Kiste voll mit Schmuck... Schmuck von unermeßlichem Wert. Der berühmte Blackbeard hat ihn versteckt, und niemand hat ihn bisher gefunden. Aber ich weiß, wo er liegt.“
    Monika wollte keinen Schmuck, aber die Aussicht auf ein Abenteuer war prickelnd. „Das ist ja toll, Amadeus!“
    „Ich führe dich hin, und ich helfe dir, ihn heben... wenn du Günther aufgibst.“
    Monika hatte sich wieder besonnen. „Nein, das will ich nicht!“
    Amadeus begann zu flackern. „So viel liegt dir also an diesem... diesem...“ Vor Wut und Eifersucht fand er keine Worte.
    „Beleg ihn nicht wieder mit Schimpfnamen!“ bat Monika. „Das hat doch keinen Sinn. Es ist auch gar nicht deshalb, weil ich ihn mag. Ich finde, man kann überhaupt keinen Menschen gegen Dinge eintauschen.“
    „Doch, das kann man. Du brauchst nur ja zu sagen.“
    „Aber ich will das nicht!“
    „Das sagst du jetzt! Aber wenn du die herrlichen Kleinodien erst siehst... goldene Ketten und funkelnde Ringe, ein Diadem aus kirschgroßen Diamanten... und Gold, Gold, Gold!“
    „Damit kannst du mich nicht reizen, Amadeus, tut mir leid. Ich müßte den Schatz ja doch abgeben... an die Regierung oder irgendwen. Das ist doch immer so.“
    „Nicht alles, Monique! Einen Teil dürftest du bestimmt behalten, und du könntest dir das schönste Stück aussuchen. „
    „Ich will nicht.“
    „Hm, hm!“ Amadeus dachte nach, oder er tat nur so. „Du bist ein Mädchen mit Charakter. Gerade das gefällt mir an dir. Aber wie, glaubst du, würde Günther darüber denken?“
    „Was hat der denn damit zu tun?“
    „Er würde mein Angebot wohl nicht ablehnen.“
    „Du willst mit ihm sprechen?“
    „Nein, das wirst du tun. Bestell ihm, was ich dir jetzt sage: ich verschaffe ihm den Schatz, wenn er dich von jetzt an in Ruhe läßt.“
    „Aber er tut mir ja gar nichts.“
    „Du weißt genau, wie ich es meine. Also rede mit ihm!“
    „Das werde ich tun.“
    „Dann wirst du wissen, ob ihm wirklich etwas an dir liegt.“ Vor ihren Augen begann Amadeus sich aufzulösen. Seine Umrisse verwischten, seine Farben wurden immer durchsichtiger, bis nichts mehr von ihm übrig war. Nur die Krone blieb. Sie war, während Amadeus verschwand, mit einem Plumps auf das Fußende des Bettes gefallen.
    Monika beugte sich vor und warf sie in hohem Bogen durch das Zimmer. Dann zog sie die Bettdecke hoch, hüllte sich ein, streckte sich aus und war wenig später eingeschlafen.

Kein neuer Pakt

    Am nächsten Morgen erwachte Monika früh. Ingrid, im anderen Bett, schlief noch tief und fest. Wahrscheinlich war sie erst sehr spät zu Bett gegangen.
    Monika überlegte, ob sie dagewesen war, als Amadeus sich gezeigt hatte. Aber sie konnte sich nicht erinnern. Sie hatte nicht darauf geachtet.
    Rasch zog sie sich an. Ihr glattes rotes Haar band sie ohne Umstände links und rechts mit zwei Gummibändern zusammen. Günther sollte nicht den Eindruck haben, daß sie sich für ihn schönmachte. Dann rollte sie ihr Badezeug in ein Badetuch und verließ, so lautlos wie möglich, das Zimmer.
    Es war noch sehr früh, das merkte sie erst, als sie den Speisesaal betrat. Die schwarzen Kellner waren noch dabei, das Frühstücksbuffet herzurichten. Monika grüßte freundlich und ging weiter auf die Terrasse.
    Außer dem Personal war niemand zu sehen. Das war auch mal ganz schön. Alles wirkte still und friedlich und unberührt. Der Boden war schon gefegt und gewischt worden. Nichts erinnerte hier mehr an die Ereignisse des vergangenen Abends.
    Monika hatte Hunger. Das nahm sie als gutes Zeichen. „So lange man Hunger hat“, pflegte ihre Mutter zu sagen, „ist man nicht krank.“
    „Nein, krank fühlte sie sich wirklich nicht, nur ein bißchen übermüdet — und natürlich auch aufgeregt. Sie hatte versprochen, Günther alles zu erzählen, und sie war entschlossen, es zu tun. Aber sie wußte nicht, wie er es aufnehmen würde. Ein Schatz war immerhin eine große Versuchung.
    Monika trank zuerst ein Glas frisch gepreßten Orangensaft und belud dann ihren Teller mit all den guten Dingen, die es zu essen gab. Als sie alles verputzt hatte, fühlte sie sich schon wohler. Am liebsten hätte sie das Gespräch mit Günther so schnell wie möglich hinter sich gebracht. Aber sicher schlief er noch.
    Sollte sie ihn wecken? Monika entschloß sich, es zu
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