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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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deine französischen Brocken. Sprich wenigstens deutsch mit mir. Ich bin viel zu müde, um Rätsel zu raten. Außerdem ist Günther weder verzogen noch ein Lümmel.“
    „Ich kenne ihn besser als du.“
    „Ach, wirklich? Woher denn?“
    „Ich durchschaue die Menschen.“
    Monika gähnte. „Wie schön für dich!“
    „Er paßt nicht zu dir!“
    „Das höre ich von allen Seiten.“
    „Aber du willst keinen Rat annehmen.“
    „Nein.“
    „Er ist arrogant!“ Amadeus sprach das Eigenschaftswort französisch aus, mit einem Nasallaut.
    Monika verstand ihn trotzdem. „Arrogant?“ wiederholte sie. „Nein, überhaupt nicht.“
    „Er bildet sich ein, du machst dir was aus ihm.“
    „Dazu habe ich ihm keinen Grund gegeben.“
    „Das hast du wahrscheinlich selber nicht gemerkt. Jedenfalls hat er Jonny gesagt, du hättest ihn gewinnen lassen wollen. Deshalb hättest du die Krone nicht annehmen wollen.“
    Das war ein sehr unbehaglicher Gedanke, und Monika wurde rot. „Und das hat Jonny den anderen Leuten erzählt?“ wollte sie wissen.
    „Ja.“
    „Ach, du dickes Ei!“
    „Da siehst du, wie er ist.“
    Monika hatte sich wieder gefaßt. „Jetzt will ich dir mal was sagen: ich glaube dir kein Wort. Du verstehst ja überhaupt kein Englisch!“
    Amadeus steckte die Nase in die Luft. „Ich verstehe alle Sprachen! Soll ich dir mal was auf russisch sagen?“
    „Nein, danke.“
    „Außerdem, du brauchst ihn ja nur selbst zu fragen.“
    „Ja, das werde ich tun!“ Abschwächend fügte Monika hinzu: „Oder auch nicht. Es hat doch keinen Sinn, die Geschichte breitzutreten. Wenn er es gesagt hat, dann nur, um mir zu helfen. Er mußte ja eine Erklärung finden, warum ich mich so dumm anstellte. Schuld an allem bist nur du!“
    „Jetzt drehst du den Spieß also um! Das habe ich gern.“
    „Aber wenn es doch wahr ist! Du hast genau gewußt, daß ich nicht noch einmal unter der Stange durch, sondern hinfallen wollte... und auch das nur, um den Leuten nicht den Spaß zu verderben!“
    „Na, denen hat es jedenfalls viel mehr Spaß gemacht, daß du durchgekommen bist!“
    Das war so logisch — erstaunlich für Amadeus! — , daß Monika nicht sogleich eine Antwort einfiel.
    „Jedenfalls ist das alles ennuyant!“ Amadeus tat, als ob er gähnte. „Ich habe keine Lust, mich mit dir zu streiten.“
    „Ich auch nicht mit dir, Amadeus! Aber gewisse Dinge müssen einmal geklärt werden!“
    „Was für Dinge?“
    „Ich will nicht, daß du dich in mein Leben einmischst! Daß du mir zu Hilfe kommst, ohne daß ich dich rufe!“
    „Aber wenn du rufst...“
    „Dann ist das etwas anderes!“
    „Sag mal, für wen hältst du dich eigentlich?!“ Amadeus begann sich aufzublähen.
    „Nicht wieder das!“ schrie Monika entsetzt. „Bitte, bitte, nicht! Bleib, wie du bist!“
    Zu ihrer großen Erleichterung schrumpfte Amadeus zusammen und nahm die Gestalt eines Jungen an, in der er ihr vertraut war.
    „Je ne suis pas un chien... ein Hund, nach dem man pfeifen kann, wenn man ihn braucht... und dem man sagt tais toi, wenn man ihn loshaben will!“
    „Aber das weiß ich doch, Amadeus! Wie könnte ich dich denn für einen Hund halten.“
    „Aber du behandelst mich so!“
    „Das ist einfach nicht wahr! Ach, Amadeus, warum kannst du denn nicht einsehen... merkst du denn nicht, daß du mich quälst?!“
    „Du willst mich loshaben... c’est la vérité! Aber du vergißt, daß wir einen Pakt geschlossen haben. Du hast versprochen, meine Freundin zu sein.“
    „Aber die bin ich doch immer noch.“
    „Du hast Günther lieber als mich.“
    „Günther ist ein Junge aus Fleisch und Blut. Das kann man doch gar nicht vergleichen.“
    „Früher hast du über meine Streiche gelacht!“
    „Das tue ich ja immer noch.“
    „Nein. Du hast geweint. Bloß, weil ich dich zur Limbo-Königin gemacht habe.“
    Monika hatte plötzlich das Gefühl, daß es hoffnungslos war. Das Gespräch mit Amadeus drehte sich im Kreis. Es war unmöglich, ihn zu überzeugen.
    Plötzlich rutschte er von der Kommode und kam näher zu ihr, so nahe, daß sie ihn hätte mit der Hand berühren können. Aber natürlich war da nichts, was sich berühren ließ, das wußte Monika aus Erfahrung. Er kauerte sich im Schneidersitz auf ihr Bett, die Krone schief auf dem Kopf, und sein Gesicht nahm einen listigen Ausdruck an.
    „Ja, Amadeus?“ fragte sie.
    „Du hast diesen Günther gern?“
    „Das weißt du.“
    „Wie gern?“
    „Kann ich dir beim besten Willen nicht
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