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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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Unermeßliche zu wachsen. „Du wirst Monika aufgeben!“ brüllte er. „Verlaß dich drauf... du wirst!“

    „Nein!“ brüllte Günther zurück. „Das werde ich nicht! Du kannst mich nicht zwingen!“
    „Kann ich doch!“ Amadeus, der jetzt zu einem wahren Riesen geworden war, größer als die alten Bäume ringsum, streckte seine Hand aus und packte Günther im Nacken.
    „Ja!“ entgegnete Günther tapfer, obwohl ihn jetzt wirklich die Angst gepackt hatte.
    „Dann freß ich dich!" Amadeus steckte Günther in seinen riesigen Schlund.
    Monika sah es voll Entsetzen, und in ihrer Verzweiflung rief sie laut: „Alle guten Geister loben Gott den Herrn!“
    Der Spruch wirkte sofort. Günther sauste durch Amadeus hindurch weich wie auf einer Rutschbahn auf die Lichtung und zu Monika zurück. Es gab einen gewaltigen Donnerschlag, und die unirdische Erscheinung löste sich in nichts auf.
    Zitternd hielten Monika und Günther sich umklammert.

Der Abschied

    Die Ferien auf der schönen Bahama-Insel New Providence hätten heiter und sorglos sein können. Es gab Segelpartien und Strandfeste, Ausflüge nach Nassau und zu unbewohnten Inseln, Limbo-Tänze und den Junkanoo, den wilden ausgelassenen Karneval der Bevölkerung, der schon um vier Uhr nachmittags begann und bis in den hellen Tag hinein dauerte.
    An Tagen ohne besondere Ereignisse konnten Monika und ihre Freunde schwimmen, segeln, tauchen und surfen und sich auch im Golfspielen versuchen, sooft sie wollten. Die Einwohner waren herzlich und freundlich, die Sonne schien Tag für Tag von einem unwahrscheinlich blauen Himmel, der Strand war weiß, das Wasser des Meeres durchsichtig blau und das Essen hervorragend.
    Sie hätten alle zusammen glücklich und vergnügt sein können, wenn ihnen nicht - jedenfalls Monika und Günther — die Angst in den Knochen gesteckt hätte. Natürlich hatten sie auch den anderen von dem Zusammenstoß mit Amadeus erzählt. Ingrid und Norbert hatte es gegruselt. Aber es ist eben doch etwas anderes, ob man ein gefährliches Abenteuer selbst erlebt oder nur davon zu hören bekommt.
    Unentwegt waren Monika und Günther auf der Hut vor dem Kobold. Beim ersten Anzeichen dafür, daß etwas Ungewöhnliches passieren könnte, sagten sie in schöner Eintracht ihren Zauberspruch her: „Alle guten Geister dienen Gott dem Herrn!“ — Ingrid und Norbert echoten ihn nach, und tatsächlich gelang es ihnen jedesmal, Amadeus den Mut abzukaufen. Vielleicht sagten sie ihn einige Male zu oft auf, denn wenn ein Serviettenring rollt, eine Gabel vom Tisch fällt oder ein altes Haus ächzt, muß dabei ja nicht unbedingt ein Kobold seine Hand im Spiel haben.
    Die Steins, die von der Existenz des Gespenstes wußten, verstanden natürlich, was die jungen Leute sich von dem Zauberspruch versprachen.
    Frau Schrenck, die Norberts Eltern kennengelernt hatte, fand ihn verrückt. „Ich möchte bloß mal wissen, was das soll!“ erklärte sie wieder und wieder.
    „Ein Spiel, Mutti!“ schwindelte Günther.
    „Worum geht’s denn dabei? Was sind die Regeln?“
    „Ach, Mutti, das würdest du doch nicht verstehen.“
    Natürlich mußten sie über Frau Schrencks Verständnislosigkeit kichern.
    Trotz allem hatten sie eine wundervolle Zeit, und als es ans Kofferpacken ging, waren sie alle ein bißchen traurig.
    In der Nacht vor der Abreise erwachte Monika von einem Gefühl, als müßte sie gleich ersticken. Sie riß die Augen auf und — sah Amadeus dicht vor sich. Sie erschrak. So nahe hatte sie den seltsamen Jungen noch nie gesehen. Jetzt begriff sie auch, woher das Gefühl kam, sie könnte keine Luft bekommen. Er hielt ihr mit der durchsichtigen Geisterhand den Mund zu.
    Einen Augenblick glaubte sie, daß er sie umbringen würde, und geriet in Panik. Sie zappelte und versuchte ihn fortzustoßen. Aber ihre Fäuste trafen nicht auf Widerstand; sie fuhren durch ihn hindurch.
    „Ruhig, Monique!“ sagte er. „Ganz ruhig! Ich tu dir doch nichts, das solltest du wissen! Je suis ton ami!“ Aber er hielt ihr weiter unerbittlich den Mund zu.
    „Ja, so ist’s schon besser!“ sagte er. „Versprich mir, daß du den Spruch nicht sagen wirst... du weißt schon selber welchen... und ich lasse dich los.“
    Monika gab ihm mit den Augen ein Zeichen, daß sie ihn verstanden hatte.
    Er zog seine Hand zurück, und sie atmete tief ein. Amadeus blieb dicht neben ihr auf dem Bettrand sitzen. „Ich bin gekommen, um dir Adieu zu sagen.“
    Monika, noch verwirrt vom Schlaf und vom
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