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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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versuchen. Sie wußte, welches Zimmer er mit seiner Mutter bewohnte. Also lief sie um das Hotel herum, sammelte Steinchen und warf eines nach dem anderen gegen die Fensterscheibe. Erst als es zu spät war, fiel ihr ein, daß womöglich nicht er, sondern seine Mutter wach werden könnte.
    Aber da streckte er auch schon den Kopf heraus. Sie machte ihm ein Zeichen, daß er herunterkommen sollte, und er nickte.
    Monika ging zu ihrem Tisch zurück. Sie brauchte nicht lange zu warten, dann war Günther auch schon da.
    „Menschenskind“, sagte er, nicht gerade freundlich, „was ist denn los? Konntest du mich nicht noch ein bißchen schlafen lassen?“
    „Entschuldigung“, sagte Monika, „aber ich muß mit dir sprechen.“
    Jetzt erst fiel ihr auf, daß er blaß unter der sonnenbraunen Haut war und tiefe Schatten unter den Augen hatte.
    „Du siehst reichlich mitgenommen aus“, sagte sie.
    „Kein Wunder! Ich habe die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan. Jemand hat mir dauernd die Bettdecke weggezogen.“
    „Amadeus! Das sieht ihm ähnlich.“
    „Und dann auch noch das Kopfkissen!“
    „Armer Junge!“
    „Du hast gut spotten!“
    „Tue ich ja gar nicht. Ich meine es ernst. Bei mir war er übrigens auch.“
    „Und?“
    „Das will ich dir ja erzählen. Aber hol dir erst mal was zu essen.“
    Günther befolgte diesen Rat, und um ihm Gesellschaft zu leisten, füllte auch Monika sich noch einmal einen Teller. Es war ihr egal, daß die Boys große Augen machten und sich anstießen, weil eine zierliche Person wie sie solche Mengen verschlingen konnte.
    „Also...?“ fragte Günther, als sie sich wieder gesetzt hatten.
    „Iß erst mal! Während des Essens soll man keine aufregenden Geschichten erzählen, sonst bekommt es nicht.“
    „Es ist also was Aufregendes?“
    „Wie man’s nimmt!“
    Als sie fertig waren, hatten sich auch andere Gäste auf der Terrasse eingefunden.
    „Komm, gehen wir woanders hin!“ sagte Monika. „Oder mußt du auf deine Mutter warten?“
    „Nein. Der habe ich gesagt, daß ich mich heute früh selbständig machen werde.“
    Also schlenderten sie am Swimmingpool und an der Liegewiese vorbei auf die blühende Wildnis zu, die hinter dem Hotel lag. Unterwegs erzählte Monika, und Günther staunte.
    „Ein richtiger Piratenschatz?“ vergewisserte er sich, als Monika geendet hatte.
    Ja.“
    „Und du meinst, daß er es ehrlich meint? Daß er wirklich weiß, wo der Schatz liegt?“
    Ja.“
    „Du hast aber viel Vertrauen zu ihm.“
    „Nein. Ich kenne ihn bloß. Er hat mir schon einmal einen Schatz gezeigt. Er lag in der Ruine auf dem Hügel hinter unserem Haus. Ich... das heißt wir... Ingrid und ich haben ihn geborgen.
    „Dann seid ihr also reich?“
    „Nein, nein, wir mußten ihn ans Museum abliefern. Wir haben bloß einen Finderlohn bekommen, und den haben wir noch mit der Gemeinde teilen müssen. Die Ruine steht nämlich auf Gemeindegrund.“
    „Ach so“, sagte Günther ein bißchen enttäuscht.
    „Aber ein tolles Erlebnis war es doch! Und dabei waren es nur ein paar alte Münzen... kein Vergleich mit einem Seeräuberschatz.“
    Günther blieb stehen. „Du möchtest ihn also doch heben?“
    „Die Frage ist, ob du es willst.“
    „Wollen würde ich schon“, sagte Günther zögernd, „aber ich mag mir nicht von einem Gespenst vorschreiben lassen, mit wem ich Zusammensein darf und mit wem nicht. Nicht mal meine Eltern würden mir in diesem Punkt Vorschriften machen.“
    „Pst! Sprich nicht so!“ mahnte Monika. „A könnte uns hören!“
    „Was? Hier draußen?!“
    „Überall. Aber in der Sache gebe ich dir recht.“
    Eine Weile gingen sie schweigend weiter. Für Günther war die Vorstellung, daß sich vielleicht ein unsichtbarer Kobold in ihrer Nähe aufhielt, äußerst unbehaglich.
    „Könnten wir ihn nicht vielleicht... behumpsen?“ flüsterte er nach einer Weile.
    „Wie das?“ fragte Monika zurück.
    „Ganz einfach. Wir gehen scheinbar auf seine Forderung ein, versprechen, nie mehr zusammenzukommen und lassen uns zu dem Schatz führen. Nachher tun wir dann doch, was wir wollen.“
    „Unmöglich!“ widersprach Monika.
    „Und warum?“
    „Was man versprochen hat, muß man auch halten!“
    „Aber doch nicht einem Gespenst!“
    „Gerade!“ widersprach sie. „A ist in solchen Dingen sehr empfindlich, ich weiß es. Sieh mal, er und ich haben doch die Abmachung, daß er meine Mutter nicht mehr ärgern und meine Familie nachts nicht mehr stören soll. Dafür darf er
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