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Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai

Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai
Autoren: Irene Salzmann
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1.
     
    Shilla betrachtete sich gelangweilt im Spiegel.
    Vor sich sah sie eine junge Frau – wobei jung ein relativer Begriff
war, da die Vizianer eine höhere Lebenserwartung als die Menschen hatten
– mit ebenmäßiger, hellblauer Haut. Das leicht gewellte, violette
Haar war nachgewachsen und fiel nun bis knapp auf ihre sanft gerundeten Schultern.
Von derselben Farbe waren ihre Augen, die von keinen Emotionen erreicht wurden.
Ob sie die vollen Lippen zu einem Lächeln verzog oder die Mundwinkel herabsinken
ließ, der Ausdruck dieser fremdartigen Augen blieb davon unberührt.
Schon immer hatte die Vizianerin ihre Gefühle unter Kontrolle gehalten,
aber nun war es ganz so, als ob sie gar keine mehr hätte. Und Tatsache
war, dass sie auch keine brauchte und viel besser dran war als mit den Ängsten
und Gewissensbissen, an die sie sich durchaus noch erinnerte.
    Seit sie Me2Sam getroffen hatte, hatte sich alles für sie verändert.
    Me2Sam war ein Exekutor. In der heimatlichen Galaxis hatte man Wesen seiner
Art als Outsider bezeichnet. Die Vizianer hatten keinen Namen für sie ,
man sprach immer nur von ihnen , falls sie erwähnt werden
mussten. Sie selber dachten von sich als Kit8ril – das wäre
in etwa der Laut gewesen, hätten sie über menschliche Sprachorgane
verfügt oder hätte Shilla versucht, das Muster, das sie in ihrem Geist
gesehen hatte, verbal wiederzugeben – aber die Vizianer konnten nicht sprechen,
sondern kommunizierten mittels Telepathie.
    Me2Sam hatte Shilla an Bord seines Schiffes begrüßt, sie als eine
Angeli erkannt und von den Zwängen befreit, denen sie ihr ganzes Leben
lang ausgesetzt gewesen war. Zwar konnte sie seine Gedanken nicht wirklich lesen
– und er auch nicht die ihren –, doch sie verstanden einander.
Shilla wusste seinen Namen und was er wollte:
    Sie mussten die niederen Lebensformen, die in das Schiff des Kit8ril eingedrungen
waren, eliminieren. Dass auch sie ursprünglich zu den Eindringlingen gehört
hatte, spielte keine Rolle, denn sie war eine Angeli, eine aus dem Volk der
Erhabenen, eine Erwählte der Kit8ril. Ihr Platz war an Me2Sams Seite, nicht
an der dieser primitiven Kreaturen, dem Schlachtvieh der Herren des Nexoversums,
und erst recht nicht an der von Jason Knight. Auch er war nur ein Tier.
    Ein Gedankenimpuls von Me2Sam genügte, dass Shilla begriff, was sie tun
musste. Die Eindringlinge sollten getötet werden, damit sie keinen Schaden
anrichten konnten. Diese Aufgabe war leicht. Shillas geistige Fühler brauchten
bloß nach den Gehirnen der Primitiven zu tasten, nach grauen Zellen, die
offen und schutzlos ihrer Gabe ausgesetzt waren. Egal, welcher Spezies sie angehörten,
die Feinde waren ja so empfindlich. Ein leichter Druck nur, und schon zerplatzte
das simpel aufgebaute Nervenzentrum ...
    Während sie tötete, empfand Shilla weder Mitleid noch Bedauern oder
Freude. Es war etwas, das sie tun musste, eine Notwendigkeit, wie die Einnahme
eines Nahrungskonzentrats, das weder schlecht noch gut schmeckte, oder der Gang
zur Toilette. Sie entsann sich, dass sie kurz gezaudert hatte. Ja, es gab etwas ,
das sie mit Jason Knight verband und das sie aufhalten wollte. Aber das war
nur eine Emotion , etwas das schnell versank in der samtig-dunklen, geistig-verständnisvollen
Umarmung Me2Sams.
    Shillas Zögern reichte jedoch Jason Knight und einigen seiner Begleiter
zur Flucht. Sie hinterließen das Schiff des Kit8ril beschädigt, die
wertvolle Fracht wurde vernichtet, doch ihr eigentliches Ziel, den Raumer zu
kapern und den Me2Sam als Gefangenen zu ihrem Stützpunkt zu bringen, hatten
sie nicht erreicht. Rechtzeitig waren andere Kit8ril-Schiffe aufgetaucht und
hatten sie beide gerettet. Dennoch war der Ausgang dieses Kampfes schlimm für
Me2Sam und seine A0A – was sich am besten mit sein Clan übersetzen
ließ: Sie hatten nicht nur ihre Nahrung sondern auch, was weit schwerer
wog, notwendiges Wissen verloren.
    Nachdem die Angreifer vertrieben worden waren, hatte Me2Sam Shilla nach Borsai
gebracht, einer Knotenwelt. Hier befand sich eine Enklave der Angeli, das Erhabene
Kannya. Man wies ihr einen Palast zu, in dem sie auf ihre nächste Aufgabe
zu warten hatte.
    Auch einen Herrlichen Lakaien schickte man ihr, einen H'ltrp mit Namen Akim.
Dieses etwas bessere Tier war das einzige Wesen, das sie zeitweilig in ihrer
Nähe duldete. Es versorgte sie mit Nahrung und
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