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Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai

Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai
Autoren: Irene Salzmann
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wurden und durch die sie für andere unwiderstehlich
wurden.
    Shilla entsann sich, dass sie einmal Jason Knight erwischt hatte, wie er sich
in ihrem Bett wälzte, weil er glaubte, seine reichen Geschäftspartner
würden ihn durch die Pheromone so sympathisch finden, dass er ihnen eine
Ladung Müll zu einem Wucherpreis aufschwatzen konnte. Seine Hoffnungen
wurden sogar weit übertroffen. Gerade noch in letzter Sekunde, mit mehr
roten Kratzspuren und Knutschflecken als Stofffetzen auf der Haut, konnte er
sich in die Celestine retten, während auf der anderen Seite der
Schleuse neun verliebte Greise von der atritschen Kaufmannszunft auf Alltschaim
heulend wie Derwische in höchster Ekstase versprachen, ihm sämtliche
Schätze des Universums zu Füßen zu legen, wenn er wieder zu
ihnen zurückkäme. Am anderen Tag musste Shilla über den Bordcomputer
der Flugplatzpolizei versichern, dass sich der flüchtige Exhibitionist,
gegen den 273 Anzeigen wegen unsittlichen Verhaltens in der Öffentlichkeit
eingegangen waren, in sicherem Gewahrsam befand, es keine zweite solche Entgleisung
geben würde, weil man in einer Stunde starten wollte. Und ja, den Brüdern
und Schwestern vom Orden der Reinen Tugenden, der die Graue Eminenz des Politbüros
von Alltschaim war, würde eine fünfstellige Spende überwiesen.
    Ob die Kit8ril in den Angeli die Soziopathie und die Empfänglichkeit für
die Aura genetisch verankert hatten? Eine interessante These, überlegte
Shilla.
    Ein Volk, das Gedanken lesen und Kraft seines Geistes töten konnte, stellte
eine latente Gefahr für die Herren des Nexoversums dar. Warum sollten sie
nicht anstreben, den Nexus zu entmachten und selber ein mehrere Cluster umfassendes
Sternenreich zu kontrollieren? Ihre angeborenen Phobien verhinderten, dass sie
sich zusammenrotteten, um die Kit8ril zu vernichten. Hinzu kam, dass ihre Zahl
praktisch immer gleich blieb. Eine Bevölkerungsexplosion der Angeli war
nicht zu erwarten, da sie nicht auf die Weise zusammenkamen wie andere humanoide
Spezies, sondern ihre Nachkommenschaft bei Bedarf in der Retorte züchteten,
was größtenteils auch von den Vizianern so gehandhabt wurde. Die
auf diese Weise gezeugten Kinder wurden von wechselnden Ammen und Lehrern erzogen,
sodass sie nie für längere Zeit eine konkrete Bezugsperson besaßen.
Erst wenn sie erwachsen waren und den Kit8ril dienten, bekamen sie einen Herrlichen
Lakai, der bei ihnen blieb bis zu seinem Tod oder seiner Ablösung, aber
bis dahin waren die jungen Angeli bereits zu konditionierten Soziopathen geworden,
die sabberten, wenn einer ihrer verhassten-geliebten Herren in der Nähe
weilte.
    Shilla begann, sich selbst und ihre Einstellung gegenüber den Kit8ril zu
analysieren.
    Sie war wie die Angeli fasziniert von der Aura dieser Wesen, fühlte sich
zu ihnen hingezogen, wollte sich ihnen geistig hingeben. Dafür wurde ihr
ein Leben offeriert, das ihr zustand: absolute Macht, grenzenloser Luxus, ein
Dasein ohne unangenehme Pflichten. Allein die Kit8ril durften ihr befehlen,
und es gab nicht viel anderes zu tun, als das Vieh zu hüten und
ab und zu ein störendes Exemplar zu eliminieren. Das bedeutete keine nennenswerte
Mühe, war nur ausnahmsweise nötig, um ein Exempel zu statuieren. Tatsächlich
ignorierte man die Aufrührer weitgehend, da die Kreaturen ein Ventil für
ihre Ängste, Aggressionen und Träume benötigten, denn wirklich
gefährlich werden konnten sie nicht mit ihren weit unterlegenen technischen
Mitteln.
    Unter der glatten Oberfläche von Faszination und der Begierde, den Kit8ril
zu gefallen, schlummerte noch etwas anderes. Dieses Gefühl verursachte
eine vage spürbare Beklemmung, ähnlich einer leichten Übelkeit.
Vergleichbar waren diese so gegensätzlichen Empfindungen den Emotionen,
die Shilla bis vor kurzem Jason Knight entgegengebracht hatte: eine Mischung
aus Interesse gegenüber einem eigentümlichen Exemplar der Spezies
Mensch, etwas, das man vorsichtig als Zuneigung hätte bezeichnen
können, sowie die Ablehnung gegenüber einem fremden, haarigen ,
primitiven Nicht-Vizianer.
    Unwillkürlich verzog sich Shillas Gesicht zu einer Miene der Abscheu, als
sie daran dachte, wie nahe sie dem Mann gekommen war, als sie den berauschenden
Einfluss der Kit8ril mit etwas anderem verwechselt hatte.
    Das alles machte Shilla unsicher. Sie spürte Neugierde und Ekel, und Letzteres
war
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