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Chimären

Chimären

Titel: Chimären
Autoren: Alexander Kröger
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    Alle Welt redet – oft von jeder Sachkenntnis ungetrübt – vom Klonen, dafür und dagegen. Ethik und Moral werden strapaziert, als gebe es keine historischen Erfahrungen. Dieses Bewegende, Zukunftsbestimmende sind Impulsgeber, Hintergrund zum neuen Kröger-Roman „Chimären“. Ein gewagtes Experiment gelingt. Ruhmsucht und kommerzielle Erfolgsaussichten setzen sich gegen ethisch-moralische Bedenken und gesellschaftliche Normen durch. Eine junge Frau kommt zwischen Fronten und in persönliche Konflikte in Bezug auf ihre Partnerschaft und ihr soziales Umfeld. Die Zucht gerät gefahrbringend außer Kontrolle; die Ereignisse eskalieren, bis…

    ALEXANDER KRÖGER

    Chimären

    Roman

    KRÖGER-Vertrieb Cottbus
    Copyright 2002
    by KRÖGER-Vertrieb Cottbus
Printed in Czech Republic 2002
Lektor: claus Teplitz
Umschlagentwurf: A. Kröger
Umschlagsgestaltung: technosatz Cottbus
Geamtherstellung: Tiskárny Vimperk a.s.
ebook by Monty P.

    ISBN 3-980-48679-6
    O bwohl er zur nicht geringen Freude seiner Mitarbeiter entgegen seiner Gewohnheit beinahe eine Stunde vor dem allgemeinen Dienstschluss das Institut verlassen hatte, begab sich Dr. Uwe Lehmann nicht auf den Heimweg. Inge würde ohnehin mit den Kindern noch nicht zu Hause sein; aber das war keineswegs der Grund seines merkwürdigen Verhaltens, zu dem auch gehörte, dass er seinem Chauffeur frei gegeben, den Wagen auf dem Institutsparkplatz stehen gelassen hatte und zu Fuß dem Stadtzentrum zustrebte. Seine seit Stunden wirren Gedanken machten ihn an diesem Tag umtriebig, konfus, über alle Maßen erregt und unentschlossen. Obendrein mischten sich in das Chaos seiner Gefühle Freude und Stolz und eine Ahnung von Großem, vage noch und ungerichtet.
      Die Stadt spie, wie täglich um diese Zeit, eine Vielzahl ihrer Bewohner auf die Straße.
      Lehmann wandelte ziellos, kaum darauf bedacht, den Eilenden und Bummelnden auszuweichen. In seinem Kopf rotierte ein Kreisel wie eine nostalgische, fehlerhafte Schallplatte, die stereotyp die primitive Frage wiederholte: ‚Wie weiter, wo liegt die Chance, die Chance für mich?’
      Der sommerliche Spätnachmittag ließ sich frisch an; der Wind blies böig scharf. Dennoch wallte in Lehmann wechselnde Hitze. Mechanisch öffnete er das Jackett. Und erst als die kalte Luft im empfindlichen Rachen unangenehm kratzte, nahm er peu à peu seine Umgebung wahr. An einer Auslage, die eine Unmenge Schuhe präsentierte, blieb er stehen, ohne die angeblichen, in Schlagzeilen gepriesenen Vorteile der farbenfrohen Fußbekleidungen wahrzunehmen. Erst als seine heiße Stirn die kühle Glasscheibe berührte, fand er endgültig in den Alltag zurück.
      Langsam schritt Uwe Lehmann weiter, bemüht, niemanden anzurempeln. Dann sah er das oben über den Fußweg ragende Reklameschild seiner Biermarke.
      Er betrat die Gaststätte, einen durch eine dreiviertelwandhohe Holztäfelung düster wirkenden Raum, in dem er zu diesem Zeitpunkt der einzige Gast war. Er wählte einen Tisch mit Blick aus dem Fenster, schaute auf die draußen vorbeieilenden Passanten, ohne wirklich etwas zu fixieren, und wieder begann sich der Kreisel in seinem Kopf zu drehen, so dass er ein wenig erschrak, als der beleibte, schmuddelig gekleidete Wirt nach seinem Begehr fragte.
      Lehmann bestellte ein großes Bier, blickte zu dem Mann hinter dem Tresen, ohne ihn eigentlich wahrzunehmen. Als dieser ihm den gläsernen Humpen mit einem „Wohl bekomms“ heftig auf den eichenen Tisch gesetzt hatte, nahm er das Gefäß mit beiden Händen, hob es an und trank es zu einem Drittel leer. Er wischte mit dem Handrücken über den Mund und lehnte sich zurück. Langsam begannen sich seine Gedanken zu ordnen.

    Träfe man Dr. Lehmann außerhalb seines Reiches, hielte man ihn für einen jener Dutzendmenschen, einen Eisenbahner, Bandarbeiter, Versicherungsagenten, einen angestellten Programmierer vielleicht, keineswegs aber für ein Genie, eines, dem es vergönnt sein sollte, den Hebel der Schöpfung in einen anderen, einen schnelleren Gang zu legen. Mittlerer Wuchs, kleiner Bauchansatz, leichte O-Beine, ein runder Kopf mit schütterem Haar – Merkmale, die ihn in nichts von Hunderttausenden unterschieden. Aber seinen flinken, grauen Augen entging kaum etwas, und mit scharfem Verstand pflegte er anderen, Widersachern wie Gleichgesinnten, im Denken und Entscheiden Längen voraus zu sein, so dass seine Erfindergabe auf einen exzellenten, glasharten und skrupellosen Geschäftssinn
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