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Die McDermotts 01 - Niemals

Die McDermotts 01 - Niemals

Titel: Die McDermotts 01 - Niemals
Autoren: Marina Schuster
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    »Musst du wirklich schon gehen?«
    Die schwarzhaarige Frau warf einen bedauernden Blick auf den Mann, der vor dem Bett stand und sich seine Kleidung überstreifte.
    »Ja«, brummte er, während er sich das karierte Hemd in die Jeans stopfte.
    »Schade.« Sie rekelte sich lasziv auf dem zerknitterten Laken. »Sehen wir uns wieder?«
    Mit einem kaum hörbaren, genervten Schnaufen zog er seine Stiefel an. »Nein«, betonte er abweisend. »Ich habe dir vorher gesagt, dass es eine einmalige Sache ist.«
    »Ich weiß«, seufzte sie enttäuscht. »Es hätte ja sein können, dass du es dir anders überlegst.«
    Gleichgültig drückte er sich seinen Stetson auf den Kopf und ging zur Tür. »Es war nett mit dir, machs gut.«

    Etwa eine halbe Stunde später hatte Callan McDermott das schnelle Intermezzo mit der Schwarzhaarigen, deren Namen er nicht einmal kannte, schon wieder vergessen.
    Es wurde bereits dunkel, als er auf der Porter-Ranch eintraf, die ein Stück außerhalb von Stillwell lag. Die ehemalige Farm bestand aus einem Hauptgebäude, in welchem die Besitzerin Rose Porter wohnte und einem weiteren Haus, das zur Unterbringung der Gäste diente. Außerdem gab es Unterkünfte für die Arbeiter, einen Pferdestall sowie eine Scheune und einige kleinere Gebäude. Früher waren auf der Ranch noch Rinder gezüchtet worden, doch das war seit dem Tode von Roses Ehemann nicht mehr der Fall. Stattdessen vermietete die alte Dame während der Sommermonate Zimmer an Urlauber, meistens Besucher aus den Großstädten, die einmal die typische Western-Atmosphäre erleben wollten.
    Callan parkte seinen Wagen, einen betagten, dunkelblauen Chevrolet Apache Pick-up, vor dem Wohnhaus. Mit festen Schritten lief er zum Eingang, nahm seinen Hut ab und trat nach kurzem Anklopfen ein.
    Die grauhaarige Endsechzigerin stand am Wohnzimmerfenster und erwartete ihn bereits. »Du bist zu spät«, empfing sie ihn mit einem demonstrativen Blick auf die Uhr.
    »Tut mir leid, ich hatte noch etwas zu erledigen.«
    »Blond oder brünett?«, fragte sie süffisant.
    Leicht verlegen drehte Callan seinen Hut in den Händen und Rose wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Aber sie sagte nichts weiter dazu, bedeute ihm, sich zu setzen, und kam auf ihr eigentliches Anliegen zu sprechen.
    »Ich habe dich herbestellt, weil ich deine Hilfe brauche«, erklärte sie. »Du kennst doch bestimmt noch meine Enkelin Joyce?«
    Callan lehnte sich bequem im Sessel zurück, streckte seine langen Beine aus und nickte. »Ja, klar.«
    Obwohl es Jahre her war, konnte er sich nur zu gut an Joyce erinnern. Das letzte Mal hatte er sie gesehen, als sie fünfzehn gewesen war, ein pummeliges, rothaariges Ding mit Zahnspange, dicker Brille und einer Menge Sommersprossen.
    Er grinste, als er daran dachte, dass er sie stets ‚Sprosse‘ genannt hatte, und sein Grinsen verstärkte sich noch, als ihm einfiel, wie verliebt sie früher in ihn gewesen war.
    Sie war damals mit seiner Schwester Lauren befreundet, immer wenn Joyce ihre Großmutter in den Ferien besuchte, klebten die beiden Mädchen wie die Kletten aneinander. So blieb es nicht aus, dass er trotz des Altersunterschieds von fünf Jahren oft Zeit mit ihr verbrachte. Meistens waren sie zum Schwimmen am Silver Lake gewesen, Joyce, Lauren, seine Brüder Jordan und Adrian sowie er selbst und verschiedene Freunde.
    »Gut«, durchbrach Rose jetzt seine Erinnerungen, »Joyce ist morgen auf dem Weg nach Los Angeles und wird für zwei Tage einen Zwischenstopp hier einlegen. Ich möchte, dass du dich um sie kümmerst.«
    »Was?«
    »Du wirst dafür sorgen, dass sie unter keinen Umständen abreist«, betonte Rose energisch.
    »Aber … ich verstehe nicht …«, stammelte er irritiert.
    »Das brauchst du auch nicht, es geht um eine Familienangelegenheit«, wies sie ihn zurecht und erteilte ihm dann mit ruhiger Stimme ihre Instruktionen.
    Nachdem sie geendet hatte, zögerte er einen Moment. Er hatte nicht die geringste Lust, den Babysitter für Joyce Porter zu spielen. Doch im Prinzip hatte er keine Möglichkeit, nein zu sagen. Seit vielen Jahren kümmerte Rose sich rührend um ihn, seine Geschwister und seinen Vater. Sie war für ihn beinahe wie seine eigene Großmutter und hatte ihm schon häufig aus der Klemme geholfen, sodass er ihre Bitte schlecht ablehnen konnte.
    »Also gut«, stimmte er daher seufzend zu, »was genau soll ich tun?«
    Rose lächelte. »Prima, ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Joyce kommt morgen
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