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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition)
Autoren: Trevanian
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Erster Teil • Fuseki
    WASHINGTON
    Über die Leinwand flimmerten in rascher Folge die Ziffern 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3 … Dann wurde der Projektor abgeschaltet, und in den Wandvertiefungen des privaten Vorführraums flammten die Lichter auf.
    Über die Sprechanlage kam dünn und metallisch die Stimme des Filmvorführers. »Wir können dann, Mr. Starr.«
    Darryl Starr, der einzige Zuschauer, drückte seine Sprechtaste. »He, Freundchen, sagen Sie mal, was sollen eigentlich diese Zahlen, die immer vor einem Film ablaufen?«
    »Das ist das Startband, Sir«, antwortete der Filmvorführer. »Das hab ich selber davorgeklebt. Als kleinen Scherz, sozusagen.«
    »Als Scherz?«
    »Jawohl, Sir. Ich meine … Na ja, bei so ’nem Film … Ich finde das komisch, wenn da ein Profi-Startband vorherläuft. Sie nicht?«
    »Was soll daran komisch sein?«
    »Na ja, ich meine … Wo sich doch alle immer über Brutalität auf der Leinwand aufregen, und so …«
    T. Darryl Starr knurrte nur vor sich hin und rieb sich mit dem Handrücken die Nase; dann zog er die Pilotenbrille herab, die er sich ins kurz geschorene Haar geschoben hatte, als das Licht ausgegangen war.
    Ein Scherz? Verdammt noch mal, wenn sich das hier tatsächlich als schlechter Scherz entpuppen sollte, dann gnade uns Gott! Wenn da irgendwas schiefgelaufen ist, kann ich einpacken. Und sollte auch nur der kleinste Schnitzer passiert sein, dann wette ich meinen Arsch, dass Mr. Diamond und sein Team auch drauf stoßen. Diese Korinthenkacker! Seit die die Aufsicht über die CIA -Operationen im Nahen Osten übernommen hatten, war es anscheinend ihr Hauptvergnügen, jeden kleinsten Patzer aufs Korn zu nehmen.
    Starr biss ein Ende seiner Zigarre ab, spuckte es auf den Teppichboden, befeuchtete mit gespitzten Lippen die Bruchstelle und setzte die Zigarre mit einem Streichholz, das er am Daumennagel anriss, in Brand. Als »Most Senior Field Operative« – dienstältester Außenagent – hatte er seine Quelle für kubanische Zigarren. Na ja, schließlich war er RHIP , eine right honorable important person.
    Er rutschte tief in seinen Sitz hinein und hängte die Beine über die Lehne des Sessels vor sich; wie früher als Kind, wenn er sich im Lone Star Theater einen Film anschaute. Und wenn dann der Junge vor ihm protestierte, hatte sich Starr gerne bereiterklärt, ihm einen Fußtritt zu verpassen, dass ihm der Arsch zwischen die Schulterblätter rutschte. Und der andere hatte unweigerlich einen Rückzieher gemacht, denn wer in Fiat Rock wohnte, wusste genau, dass T. Darryl Starr ein ziemlicher Rowdy war, der einem die Rippen brechen konnte wie Streichhölzer.
    Das war nun schon viele Jahre und Fußtritte her, doch Starr war ein Rowdy geblieben. Das musste man auch sein, wenn man Most Senior Field Operative der CIA werden wollte. Und Erfahrung brauchte man dazu. Und mit allen Wassern gewaschen musste man sein.
    Und natürlich ein Patriot.
    Starr sah auf seine Armbanduhr: zwei Minuten vor vier. Mr. Diamond hatte diese Vorführung auf vier Uhr angesetzt und würde Punkt vier erscheinen – auf die Sekunde genau. Und wenn Starrs Uhr nicht exakt vier Uhr anzeigte, sobald Diamond den Raum betrat, musste sie wahrscheinlich zum Uhrmacher.
    Abermals drückte er auf die Sprechtaste. »Wie ist der Film geworden?«
    »Gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen wir gedreht haben«, antwortete der Vorführer. »Das Licht im Flughafen Rom ist schwierig … Eine Mischung aus natürlicher Beleuchtung und Leuchtstoffröhren. Ich musste eine Kombination von CC -Filtern benutzen, die für die Stillstandprojektion ungünstig ist und die Scharfeinstellung problematisch macht. Und was die Farbqualität betrifft …«
    »Ich habe keine Lust, mir Ihre läppischen technischen Problemchen anzuhören.«
    »Verzeihung, Sir. Ich wollte nur Ihre Frage beantworten.«
    »Lassen Sie’s bleiben!«
    »Sir?«
    Die Tür im Hintergrund des Vorführraums flog auf. Starr warf einen kurzen Blick auf seine Uhr: der Sekundenzeiger stand auf fünf Sekunden vor vier. Mit schnellem Schritt kamen drei Herren den Mittelgang herunter. Voran Mr. Diamond, ein drahtiger Endvierziger mit raschen, geschmeidigen Bewegungen, dessen erstklassig geschnittener Maßanzug seine akkuraten Denkgewohnheiten spiegelte. Dicht hinter ihm folgte Mr. Diamonds Erster Assistent, ein hochgewachsener, schlaksiger Mann, der ein wenig an einen Professor erinnerte. Mr. Diamond, der keine Minute seiner Zeit verschwendete, diktierte seine
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