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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition)
Autoren: Trevanian
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er weiter, als wäre nichts geschehen. »Unser arabischer Freund hier wird sicher sehr beeindruckt sein von der Art und Weise, wie wir diesen Auftrag erledigt haben. War alles so glatt wie Katzendreck auf Linoleum.«
    Totale: Zoll- und Einwanderungskontrolle. Eine Schlange von Passagieren wartet mehr oder weniger ungeduldig auf die Erledigung der Formalitäten. Angesichts der Inkompetenz und Gleichgültigkeit der Beamten lächeln nur noch jene Fluggäste freundlich, die Probleme mit ihrem Pass oder Gepäck befürchten. Ein alter Herr mit schneeweißem Spitzbart beugt sich über den Schalter, um dem Zollbeamten irgendetwas zum dritten Mal zu erklären. Hinter ihm warten zwei junge Männer Mitte zwanzig, braungebrannt, in Khakishorts und offenen Hemden. Als sie im Weitergehen ihre Rucksäcke mit den Füßen vorwärtsschieben, fährt die Kamera heran und holt die beiden in Halbtotale aus der umstehenden Menge heraus.
    »Das sind unsere Zielpersonen«, erklärte Starr überflüssigerweise.
    »Genau«, stimmte der Araber mit brüchiger Falsettstimme zu. »Den einen kenne ich; in seiner Organisation wird er Avrim genannt.«
    Mit komisch übertriebener, galanter Verbeugung bietet der erste junge Mann einem hübschen rothaarigen Mädchen den Vortritt an. Sie lächelt dankend, schüttelt aber den Kopf. Der italienische Beamte mit seiner lächerlich kleinen Schirmmütze nimmt mit gelangweilter Geste den Pass des ersten jungen Mannes entgegen und klappt ihn auf, wobei sein Blick immer wieder zum Busen des jungen Mädchens abschweift, der unter der Baumwollbluse offensichtlich von keinem BH eingezwängt wird. Jetzt vergleicht er stirnrunzelnd das Gesicht des jungen Mannes mit seinem Foto.
    »Das Passbild der Zielperson wurde aufgenommen, bevor er sich diesen albernen Bart wachsen ließ«, erklärte Starr.
    Achselzuckend stempelt der Einwanderungsbeamte den Pass. Der zweite junge Mann wird mit derselben Mischung aus Misstrauen und Inkompetenz behandelt. Sein Pass wird sogar zweimal gestempelt, weil der italienische Beamte so sehr in die Bluse der Rothaarigen vertieft ist, dass er beim ersten Mal vergisst, das Stempelkissen zu benutzen. Die jungen Männer nehmen ihre Rucksäcke und werfen sie sich über die Schulter. Entschuldigungen murmelnd, drücken sie sich seitlich durch eine Gruppe aufgeregter Italiener, eine große Familie, die eng aneinandergedrängt auf Zehenspitzen stehen, um einen ankommenden Verwandten zu begrüßen.
    »Okay! Langsamer!«, befahl Starr über die Sprechanlage. »Jetzt ist gleich die Kacke am Dampfen.«
    Der Projektor reduziert seine Geschwindigkeit auf ein Viertel.
    Von einem flackernden Bild zum nächsten bewegen sich die jungen Männer, als wäre die Luft aus Gelatine. Als sich der Erste umdreht, um jemandem in der wartenden Schlange zuzulächeln, wirkt die Bewegung wie ein Ballett bei Mondschwerkraft. Der Zweite blickt über die Menge hinweg. Sein nonchalantes Lächeln gefriert. Er öffnet den Mund und stößt einen lautlosen Schrei aus, während aus seinem Khakihemd Blut herausschießt. Bevor er in die Knie brechen kann, reißt ihm ein zweiter Schuss die Wange fort. Die Kamera schwankt wie verrückt, ehe sie den anderen jungen Mann einfängt, der den Rucksack fallen gelassen hat und in albtraumhaftem Zeitlupentempo auf die Schließfächer zuläuft. Als ihn ein Schuss in die Schulter trifft, vollführt er in der Luft eine Pirouette. Graziös sinkt er gegen die Schließfächer und prallt wieder ab. Seine Hüfte speit Blut, und er rutscht seitwärts auf den blankgescheuerten Granitboden. Eine dritte Kugel reißt ihm den Hinterkopf weg.
    Die Kamera schwenkt über die Flughafenhalle, sucht, verliert und findet von neuem zwei – verschwommen erkennbare – Männer, die auf die Glastüren am Eingang zurennen. Das Bild wird scharf und zeigt, dass es sich um Asiaten handelt. Einer trägt eine automatische Waffe. Plötzlich krümmt er den Rücken, wirft die Arme empor und rutscht sekundenlang auf den Zehenspitzen vorwärts, bis er vornüber aufs Gesicht schlägt. Die Waffe fällt lautlos neben ihm zu Boden. Der zweite Mann hat die Glastüren erreicht, deren milchiges Licht seine dunkle Silhouette wie ein Heiligenschein umgibt. Er duckt sich, als eine Kugel das Glas neben seinem Kopf zerschlägt; er wirft sich herum und läuft auf einen offenen Fahrstuhl zu, aus dem eine Schar Kinder strömt. Ein kleines Mädchen sinkt in sich zusammen; ihr Haar weht, als wäre sie unter Wasser. Eine verirrte Kugel hat sie in
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