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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition)
Autoren: Trevanian
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Memos sogar unterwegs zwischen zwei Besprechungen. Der Erste Assistent trug deshalb ein Diktiergerät am Gürtel, dessen kleines Mikrofon am Metallgestell seiner Brille befestigt war. Er hielt sich immer dicht neben Mr. Diamond und setzte sich überall in seine Nähe, den Kopf stets geneigt, damit ihm keine der knappen, monotonen Anweisungen seines Vorgesetzten entging.
    Es entsprach der sprichwörtlichen Steifheit der CIA -Mentalität, dass die Mitarbeiter es als humorvoll betrachteten, auf ein homosexuelles Verhältnis zwischen Diamond und seinem dienstfertigen Assistenten anzuspielen. Zum größten Teil jedoch beschäftigten sich die Witzeleien mit der Frage, was wohl aus der Nase des Assistenten würde, wenn Mr. Diamond plötzlich einmal stehen bliebe.
    Bei dem dritten, der hinterdreintrottete und anscheinend völlig verwirrt war von dem Tempo, mit dem hier gedacht und agiert wurde, handelte es sich um einen Araber, dessen westlich geschnittener dunkler Anzug teuer aussah, aber schlecht saß. Das lag allerdings weniger am Schneider als an der Figur des Arabers, die sich einfach nicht für Kleidung eignete, in der man Haltung und Disziplin wahren musste.
    Diamond wählte einen Sessel am Gang, durch die ganze Breite des Zuschauerraums von Starr getrennt; der Erste Assistent setzte sich unmittelbar hinter ihn, und der Palästinenser, in der Erwartung enttäuscht, man werde ihm einen Platz anweisen, ließ sich schließlich unbeholfen in einer der hinteren Reihen nieder.
    Diamond wandte den Kopf ein wenig, damit das Mikro des Assistenten den Schluss seines schnell gemurmelten Diktats aufnehmen konnte, und richtete seine Gedanken sofort wieder auf neue Probleme. »Erstatten Sie mir innerhalb der nächsten drei Stunden Bericht über den Stand folgender Projekte. Erstens: der Unfall auf der Nordsee-Bohrinsel – Verhinderung der Verbreitung des Vorfalls durch die Medien. Zweitens: dieser Professor, der den ökologischen Schaden entlang der Alaska-Pipeline untersucht – Beendigung seiner Arbeiten durch Scheinunfall.«
    Beide Aufträge befanden sich in der Endphase, und Mr. Diamond freute sich auf ein bisschen Tennis am Wochenende. Vorausgesetzt natürlich, die CIA -Hornochsen hatten das Unternehmen auf dem Flughafen Rom nicht vermasselt. Es war ein unkomplizierter Präventivschlag, der absolut keine Probleme bot; in den vergangenen sechs Monaten, seit ihm die Muttergesellschaft die Aufsicht über die CIA -Aktivitäten im Nahen Osten übertragen hatte, war er jedoch zu der Einsicht gelangt, dass keine Angelegenheit so problemlos sein konnte, dass es den CIA -Leuten nicht doch gelang, einen kapitalen Bock zu schießen.
    Diamond hatte Verständnis dafür, dass die Muttergesellschaft unauffällig im Hintergrund bleiben wollte und daher unter dem Deckmantel von CIA und NSA arbeitete, doch das machte seine Aufgabe nicht leichter. Auch hatte es ihn nicht besonders amüsiert, als der Vorsitzende ihm unbekümmert riet, er solle doch die Beschäftigung der CIA -Agenten durch die Muttergesellschaft als ihren Beitrag zur Arbeitsbeschaffung für geistig Behinderte betrachten.
    Da Diamond Starrs Arbeitsbericht noch nicht gelesen hatte, streckte er jetzt die Hand nach hinten aus. Der Erste Assistent hatte das vorausgesehen und hielt die Papiere für ihn bereit. Während er die erste Seite überflog, sagte Diamond, ohne die Stimme zu heben: »Starr, machen Sie die Zigarre aus.« Dann hob er kaum merklich die Hand, und die Wandleuchten erloschen.
    Als es im Vorführraum dunkel wurde, schob Darryl Starr die Sonnenbrille wieder ins Haar zurück. Der Projektionsstrahl durchschnitt blauen Tabakqualm. Die Leinwand zeigte einen zittrigen Kameraschwenk durch die Halle eines großen, belebten Flughafens.
    »Das ist der Flughafen Rom«, erklärte Starr mit schleppendem Akzent. »Zeit: dreizehn Uhr vierunddreißig GMT . Flug 414 aus Tel Aviv ist soeben gelandet. Es dauert ein bisschen, bis sich was tut. Die italienischen Kameraden vom Zoll halten nicht viel von Schnellarbeit.«
    »Starr?«, sagte Diamond missmutig.
    »Sir?«
    »Warum haben Sie die Zigarre nicht ausgemacht?«
    »Also, ganz ehrlich, Sir, ich hab gar nicht gehört, dass Sie mich darum gebeten haben.«
    »Ich habe Sie nicht darum gebeten. «
    Peinlich berührt, weil er in Gegenwart eines Fremden derart herumkommandiert wurde, nahm Starr ein Bein von der Rückenlehne des Vordersitzes und trat die fast noch frische Zigarre auf dem Teppichboden aus. Um sein Gesicht zu wahren, berichtete
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