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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition)
Autoren: Trevanian
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eliminieren?«
    »Nun ja, Sir, Sie dürfen nicht vergessen, dass es wie ein Überfall des Schwarzen September aussehen sollte. Und diese Jungs neigen nun mal dazu, alles zu übertreiben. Die nehmen den Vorschlaghammer, wenn sie ’n Ei aufklopfen wollen – nichts für ungut, Mr. Haman.«
    Diamond hob den Blick von dem Bericht, den er überflogen hatte. Haman? Dann fiel ihm ein, dass die ewig einfallsreiche CIA dem arabischen Beobachter, der hinter ihm saß, diesen Decknamen verpasst hatte.
    »Schon gut, Mr. Starr«, entgegnete der Araber. »Wir sind hier, um zu lernen. Deswegen arbeiten einige unserer Rekruten im Rahmen eines Stipendiums laut Paragraf siebzehn des Kulturaustauschabkommens mit Ihren Leuten in der Reitschule zusammen. Um ehrlich zu sein, ich finde es bemerkenswert, dass sich ein Mann in Ihrer Position die Zeit nimmt, diesen Auftrag persönlich zu erledigen.«
    Erfreut, aber um Bescheidenheit bemüht, wehrte Starr ab. »Nichts weiter dabei. Wenn man will, dass ein Auftrag tadellos ausgeführt wird, muss man ihn einem vielbeschäftigten Mann überlassen.«
    »Pflegte das auch Ihr alter Herr zu sagen?«, fragte Mr. Diamond, ohne den Blick von dem Bericht zu heben, den er nach der Schnelllesemethode senkrecht die Mitte der Seite entlang überflog.
    »Jetzt, da Sie es erwähnen – das war allerdings einer seiner Sprüche.«
    »Ein richtiger Volksphilosoph, nicht wahr?«
    »Ich hielt ihn eher für einen verdammten Mistkerl, Sir. Aber er hatte tatsächlich eine Begabung fürs Reden.«
    Diamond seufzte durch die Nase und widmete sich wieder dem Bericht. Im Laufe der Monate, während der er im Auftrag der Muttergesellschaft alle CIA -Aktivitäten im Zusammenhang mit den Interessen der ölproduzierenden Länder überwachte, hatte er erfahren müssen, dass Männer wie Starr trotz ihrer institutionalisierten Unfähigkeit keineswegs wirklich dumm waren. Im Gegenteil, sie waren sogar erstaunlich intelligent – im mechanischen, problemlösenden Sinne des Wortes. In den schriftlichen Berichten über seine illegalen Aufträge ließ Starr niemals etwas von dieser primitiven Grammatik, von diesen obszönen Wortspielereien einfließen, sondern verwandte eine knappe, nüchterne Prosa, dazu bestimmt, der Fantasie die Flügel zu stutzen.
    Aus seiner Kurzbiografie hatte Diamond ersehen, dass Starr für die jüngeren CIA -Agenten so etwas wie eine Heldenfigur darstellte – der letzte der alten Garde aus Vorcomputerzeiten, aus den Tagen also, da die Aktionen der Gesellschaft mehr mit dem Austausch von Schüssen über die Berliner Mauer hinweg zu tun hatten als mit dem Manipulieren von Abgeordnetenstimmen durch das Sammeln von Beweisen für ihre fiskalischen und sexuellen Vergehen.
    T. Darryl Starr war vom selben Schlag wie jener abgehalfterte Zeitgenosse, der die Gesellschaft verließ, um unverständliche Spionageromane zu schreiben und außerdem in politischer Kriminalität seinen Kopf zu riskieren. Als seine groben Fehler dazu führten, dass er gefasst wurde, bewahrte er trotziges Stillschweigen, während seine Kohorten grandiose mea-culpa- Choräleanstimmten und mit enormem Profit veröffentlichten. Nachdem er in einem komfortablen Gefängnis eine kurze Strafe abgesessen hatte, suchte er sein verängstigtes Schweigen zu vergolden, indem er auf jenes ungeschriebene Gesetz zurückgriff, das da besagt: »Du sollst niemanden verpfeifen – es sei denn, gedruckt.« Die Welt stöhnte auf wie über einen uralten Witz, doch Starr bewunderte diesen tollpatschigen Stümper. Sie vereinigten beide die Mischung von Pfadfinder und Straßenräuber in ihrem Wesen, die typisch ist für die alten CIA -Hasen. Diamond sagte: »Den Ausführungen hier zufolge, Mr. … Haman, sind Sie bei diesem Präventivschlag als Beobachter zugegen gewesen.«
    »Ganz recht. Das stimmt. Als Rekrut und Beobachter.«
    »Warum aber wollten Sie dann diesen Film sehen, bevor Sie Ihren Vorgesetzten Bericht erstatten?«
    »Äh … Nun ja … Es ist nämlich so, dass ich …«
    »Er konnte keinen Augenzeugenbericht liefern, Sir«, mischte sich Starr ungefragt ein. »Er war zwar oben bei uns im Mezzanin, als alles anfing, aber nach zehn Sekunden war von ihm schon nichts mehr zu sehen. Ein Mann, den wir zurückließen, um aufzuräumen, entdeckte ihn schließlich in der hintersten Kabine der öffentlichen Toilette.«
    Der Araber lachte verlegen. »Das stimmt. Der Ruf der Natur kommt oft ebenso ungelegen wie empirisch.«
    Der Erste Assistent runzelte verblüfft die
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