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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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die Schwarzen an! Sie sind viel hübscher als die auf Haiti, nicht? Und viel freundlicher! Da, die dicke Mammi mit dem Korb voll Orangen auf dem Kopf... sollen wir uns eine kaufen?“
    „Jetzt lieber nicht, sonst verpassen wir noch den Anschluß! “ Ingrids Warnung war nicht unberechtigt. Es herrschte lebhaftes Gewimmel auf dem Kai. Die Koffer wurden ausgeladen und auseinander sortiert und zu Gruppen zusammengestellt.
    „Da sind unsere!“ rief Monika. „Stellen wir uns dazu!“ Immer neue Kleinbusse fuhren an. Aus ihnen stiegen Hostessen, junge Mädchen in hellblauen Uniformen. Sie liefen suchend umher und riefen für Monika unverständliche Worte. Später sollten die Freundinnen erfahren, daß es sich dabei um die Namen verschiedener Hotels und des Flughafens handelte. Ein Teil der Passagiere sollte noch heute zurückfliegen, nach Europa oder in die Vereinigten Staaten, andere blieben auf New Providence, und wieder andere endlich sollten gleich weiter auf eine andere Insel der Bahamas geschifft oder geflogen werden. Etwa zwanzig Minuten ging es hoch her.
    Ambassador! riefen die Hostessen und Love Beach!, Airport und Coral Harbour!
    Monika und Ingrid, die nur wenig verstanden, waren ziemlich verwirrt.
    Plötzlich sagte Monika: „Du, ich glaube, die hat eben unser Hotel aufgerufen! Die Blonde da drüben! Bleib du, wo du bist, ich gehe mal hin!“
    Sie lief quer über den Kai und pflanzte sich direkt vor der Hostess auf, die suchend über sie hinwegsah und wieder: South Ocean Beach Hotel? rief.
    „Ja, da wollen wir hin!“ erklärte Monika.
    Die Hostess sah sie an. „Warum hast du dich dann nicht längst gemeldet?“
    „Weil ich es erst jetzt verstanden habe! Ich kann nämlich noch kein Englisch, wissen Sie!“
    „Ach, dann bist du sicher die Preisträgerin? Entschuldige, daß ich so nervös war! Gerade dich habe ich nämlich gesucht.“
    „Dann hätten Sie besser meinen Namen gerufen.“
    „Den hatte ich im Moment total vergessen... Monika Müller? Fischer? Schneider?“
    „Schmidt, wenn’s recht ist. Aber Monika hätte ja genügt.“
    „Du lieber Himmel, du hast ja recht. Sei mir, bitte, nicht böse. Aber ich mache diesen Job noch nicht lange, weißt du, und wahrscheinlich werde ich auch nicht alt dabei werden, obwohl ich mich so auf die große weite Welt gefreut hatte. Aber ich weiß nicht, ob ich mich an die dauernden Aufregungen gewöhnen kann. Wo ist dein Gepäck?“
    „Meine Freundin steht dabei!“
    „Sehr gut. Dann können wir schon einladen. Ich heiße übrigens Barbara.“
    „Habe ich gesehen“, sagte Monika.
    Die Hostess trug ein silbern blitzendes Namensschildchen an der Jacke ihrer Uniform. „Ja, natürlich, wie dumm von mir.
    Monika konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie noch ein bißchen zu ärgern. „Wenn ich auch kein Englisch kann“, sagte sie, „blind bin ich nun doch nicht.“
    Barbara sah aus, als hätte sie eine entsprechende Antwort schon auf der Zunge, besann sich aber noch rechtzeitig darauf, daß sie einen Gast und dazu noch eine Preisträgerin vor sich hatte und zwang ein Lächeln auf ihre Züge. „Natürlich nicht, Monika! Ich bin es, die sich entschuldigen muß. Aber habe ich das nicht schon getan?“
    „Das erwartet doch niemand von Ihnen!“
    „Hast du eine Ahnung! Reisende wollen mit Samthandschuhen angefaßt werden... das war das erste, was ich gelernt habe.“
    „Mir gegenüber können Sie das gern vergessen“, sagte Monika großzügig, „ich bin nicht so empfindlich.“
    Barbara gab dem Chauffeur — es war ein sehr großer, fast ebenholzschwarzer junger Mann in einer weißen Uniform — Anweisungen, Monikas und Ingrids Koffer in einen der Kleinbusse zu laden. Jetzt erst bemerkte Monika, daß er groß und breit die Aufschrift South Ocean Beach Hotel trug. Anscheinend hatte sie also die Augen doch nicht richtig aufgemacht. Am liebsten hätte sie sich jetzt bei Barbara entschuldigt. Aber dazu ergab sich keine Gelegenheit. Die Hostess hatte sich schon auf die Suche nach weiteren Gästen gemacht.
    Atemlos, das Make up nicht mehr ganz so tadellos wie vorhin, kam sie zum Bus zurück. „Scheint keiner mehr zu kommen“, sagte sie zu Monika und Ingrid, „steigt ein!“
    „Aber wir müssen doch auf die Steins warten!“ protestierte Monika.
    „Auf wen?“ Barbara sah in ihrer Liste nach. „Ah ja, das Ehepaar mit Sohn... aber wo sind sie denn?“
    „Vielleicht haben sie verschlafen“, meinte Monika.
    „Bei dem Krach? Unmöglich! Außerdem hätte ihr
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