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Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die Toten auszuheben. Und dann hatte er diesen herzzerreißenden Sc hock erfahren und Jenny unter ihnen entdeckt.
    Jenny. Er hatte sie in Sicherheit und wohlauf geglaubt, mit ihren eigenen Aufgaben zu beschäftigt, um ihn aufzuspüren und zu beruhigen. Dann hatte er die unverwechselbaren, silberglänzenden Haare seiner einzigen Schwester unter den verstümmelten Toten gesehen. Es war nicht einmal Zeit für Tränen geblieben. Da waren zu viele Tote. Er tat das einzige, was er tun konnte. Er meldete Camilla Del Rey, die Captain Leicester bei dem Identifizie -rungsSonderauftrag vertrat, daß der Name Jenny MacAran von der Liste der nicht aufgefundenen Überlebenden auf diejenige der mit Sicherheit identifizierten Toten übertragen werden konnte.
    Ein knappes, ruhiges »Danke, MacAran« war Camillas einziger Kommentar gewesen. Es gab keine Zeit für Sympathiebekundungen, keine Zeit für Trauer oder auch nur einen menschlichen Ausdruck der Freundlichkeit. Und doch war Jenny Camillas enge Freundin gewesen, sie hatte dieses verdammte Del Rey-Mädchen wie eine Schwester geliebt, nur warum, das hatte Rafael nie erfahren, doch Jenny hatte sie geliebt, und es mußte einen Grund dafür gegeben haben. Irgendwo tief unter der Oberfläche begriff er, daß er gehofft hatte, Camilla würde die Tränen für Jenny vergießen, die zu weinen er nicht fertigbringen konnte. Irgend jemand mußte um Jenny weinen, und er konnte es nicht. Noch nicht.
    Er wandte seine Konzentration wieder den Instrumenten zu. Wenn sie ihren genauen Standort auf der geographischen Breite dieses Planeten gekannt hätten, wäre es leichter gewesen, aber der Höhenstand der Sonne über dem Horizont würde ihnen zumindest eine grobe Vorstellung davon geben.
    Unter ihm, in einer großen, mit niedrigem Gestrüpp und verkümmerten Bäumen überzogenen Senke von mindestens fünf Meilen Durchmesser, ruhte das abgestürzte Raumschiff. Als Rafael es aus dieser Entfernung betrachtete, verspürte er ein seltsames Verzagen. Captain Leicester würde vermutlich gemeinsam mit der Mannschaft daran arbeiten, den Schaden zu veranschlagen und die Zeit abzuschätzen, welche für die zu bewältigenden Reparaturen benötigt wurde. Rafael kannte sich mit der Funktionsweise eines Sternenschiffes nicht aus - sein Wissensgebiet war die Geologie. Doch für ihn sah es nicht danach aus, als würde sich dieses Schiff jemals wieder erheben.
    Dann schob er diesen Gedanken beiseite. Das sollten gefälligst die Technischen Mannschaften feststellen. Sie wußten Bescheid; er nicht. Aber er hatte in diesen Tagen schon einige durch das Ingenieurwesen vollbrachte Beinahe-Wunder gesehen. Schlimmstenfalls mochte dies hier ein unbequemer Zwischenaufenthalt von einigen wenigen Tagen oder ein paar Wochen werden, dann würden sie wieder unterwegs sein, und auf den Sternenkarten des Kolonialen Expeditions-Korps würde ein neuer bewohnbarer, zur Kolonisierung geeigneter Planet verzeichnet werden. Dieser sah, trotz der brutalen Kälte in der Nacht, äußert bewohnbar aus. Vielleicht gelang es ihnen sogar durchzusetzen, an den Aufspürhonoraren beteiligt zu werden, was dazu beitragen würde, die CoronisKolonie abzusichern - in der sie zu jenem Zeitpunkt leben würden.
    Und in fünfzig oder sechzig Jahren, wenn sie bereits alte Siedler der Coronis-Kolonie waren, würden sie alle eine Menge zu erzählen haben.
    Aber wenn sich das Schiff nie wieder vom Boden erhebt… Unmöglich. Dies war kein katalogisierter Planet, weder zur Besiedlung freigegeben noch bereits erschlossen. Die Coronis-Kolonie Phi Coronis Delta - war bereits Standort einer blühenden Bergbauniederlassung. Es gab einen betriebsbereiten Raumhafen, und eine ganze Mannschaft von Ingenieuren und Technikern war schon seit zehn Jahren damit beschäftigt, den Planeten zur Besiedlung vorzubereiten und seine Ökologie zu studieren. Unvorstellbar, daß man sich unvorbereitet und ohne technische Hilfsmittel auf einer völlig unbekannten Welt niederließ. Das war nicht zu schaffen.
    Jedenfalls … auch dies war jemandes anderen Aufgabe, und er tat jetzt wohl besser seine eigene. Er bewältigte seine Standortund Lagebestimmung, so gut es ihm möglich war, notierte sämtliche Beobachtungen in seinem Taschennotizbuch, packte das Stativ wieder zusammen und machte sich auf den Rückweg. Leichtfüßig schritt er den felsbesäten Abhang hinunter, durch struppiges Unterholz und an den Bäumen vorbei, und die geringe Schwerkraft sorgte dafür, daß er sein Gepäck
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