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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten
Autoren: Verena Roßbacher
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2. Stichwort: autobiografisches Schreiben

    Noch kurz zu meiner Person. Sie fragen sich sicherlich, wie ich dazu komme, Ihnen diese unselige Geschichte auseinanderzusetzen. Ich stieß tatsächlich erst sehr spät dazu. Ich war damals eingeladen, Weihnachten auf einem Gutshof in Mecklenburg zu verbringen, ich bin über sieben Ecken mit Sydows Großmutter verwandt. Wies der Teufel will, traf ich dort auch auf David Stanjic – ich kannte ihn bereits wegen einer ganz anderen Geschichte, die sich vor ein paar Jahren zutrug –, und die Sache begann mich zu interessieren.
    Am 26.12.2012 überschlugen sich die Ereignisse, einer war mausetot und es folgte ein informeller Nachmittag, der der allgemeinen Aufklärung dienen sollte. Mich persönlich machte er allerdings nicht gerade klüger.
    Zurück in Berlin hatte ich erst mal anderes zu tun und vergaß die Angelegenheit – bis ich hörte, Wolfram Siebeck koche neuerdings im Tante . Ich dachte, ich könnte einen Bericht darüber als Anlass nehmen, bei Oma Sydow vorbeizuschauen und bei der Gelegenheit auch etwas ausführlicher mit David zu plaudern. So kam eines zum anderen, ich recherchierte, kratzte da und dort die Einzelheiten zusammen, bis ich überblicken konnte, in was für eine verfahrene und umständliche Groteske sie alle geraten waren. Ganz nebenbei geriet ich dabei selbst in, wie soll ich sagen, gewisse amouröse Verwicklungen, aber keine Sorge: Im demütigen Dienst der allgemeinen Aufklärung bin ich absolut nicht korrumpierbar.
    Nebenbei erwähnte ich dann die Sache beim Kaffee gegenüber meinem Lektor und er meinte, das sei doch was, ein Mord und gleich drei Hochzeiten, das klinge doch nach einem tollen Buch.
    Insgeheim bezweifelte ich das. Meine diversen Einwände wischte er vom Tisch.
    Persönliche amouröse Verwicklungen?, wiederholte er gut gelaunt, dann nimm für Mathias doch ein Pseudonym! Er grübelte kurz, blätterte fahrig durch eine herumliegende Fernsehzeitschrift und blieb beim Samstagabendprogramm hängen, die Robin-Hood-Verfilmung mit Russel Crowe. Crowe?, meinte er angetan, wie wärs mit Russel Crowe?
    Also bitte, sagte ich, ich kann doch nicht in Berlin einen Russel rüber zu Bolle schicken zum Einkaufen, wie sieht das denn aus.
    Er durchforstete die Liste der Nebendarsteller, Max von Sydow, rief er begeistert, das klingt doch ganz ausgezeichnet!
    Max, sagte ich entsetzt, geht gar nicht, das verzeiht Mathias mir nie!
    Frederik, sagte er abschließend und klappte die Zeitschrift zu, Frederik von Sydow ist ein prima Name.
    Also meinetwegen.
    Ich wäre im Übrigen, fügte ich missmutig hinzu, aber gar nicht selbst dabei gewesen.
    Ach was, rief er, ich solle mir, meinte er, während er dem Kellner um die Rechnung winkte, ein bisschen Mühe geben, mit ein wenig Fantasie und Einfühlungsvermögen würde ich das Ding schon schaukeln.
    Und wie rede ich von ihnen?, rief ich ihm hinterher, er eilte schon gewichtig zum Ausgang, Vor- oder Nachnamen?
    Nachnamen natürlich, sagte er, schon in der Tür, er tippte irgendwas in sein Blackberry, das wirkt professioneller. Vor allem, er hob kurz den Kopf und deutete mit diesem monströsen Taschenrechner auf mich, vor allem angesichts deiner eigenen amourösen Verwicklungen, da gilt es, äußerst korrekt zu sein.
    Ja, sagte ich.
    Und vergiss das Wichtigste nicht.
    Ja?
    Kapitelüberschriften.
    Kapitelüberschriften?
    Enorm wichtig, in den Kapitelüberschriften fasst du logisch zusammen, worum es in dem folgenden Kapitel geht. Ein lieber Leser weiß dann jeweils, was ihn erwartet, und kann zur Not mal was überblättern.
    Verstehe.
    Frohes Schaffen!, rief er mir noch zu, weg war er.
    So viel dazu.

3. Es geht auch um Österreich

    Es würde also einen Mord geben. Es gab Indizien, die ihn ankündigten.
    Nicht ganz unwichtig in der Profession des Detektivs ist natürlich seine eigene Gewissheit darüber, dass er einer ist. Leute klingeln ihn an oder besuchen ihn in seinem schäbigen Büro. (Sie sehen: Ich lese die falschen Bücher.) Sie klagen ihm ihr Leid und der Detektiv legt los. Oder aber, der Detektiv stößt rein zufällig auf ein kriminelles Problem, beispielsweise im Urlaub. Luftkurend in den Schweizer Bergen oder schnorchelnd im indischen Ozean gerät er in irgendeinen tödlichen Schlamassel und wird ihn lösen, wenn’s sein muss in Gamaschen oder einem knappen Badehöschen. Schwieriger wird es, wo einer kein Detektiv ist, Böses geschieht und der, der kein Detektiv ist, es nicht ahnt, vielmehr vielleicht
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