Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
was sie davon sehen konnten, was überhaupt nicht viel war. Die Schwerkraft war ein wenig geringer als diejenige der Erde, was an sich für jeden auf der Erde Geborenen und dort Aufgewachsenen ein gewisses Gefühl des Wohlbefindens und der Euphorie bedeutete. Niemand, der wie Rafael MacAran - auf der Erde des 21. Jahrhunderts aufgewachsen war, hatte je zuvor eine so süße und würzige Luft geschmeckt oder ferne Hügel durch einen solch klaren, strahlenden Morgen gesehen.
    Die Hügel und die fernen Berge erhoben sich in einem offenbar endlosen Panorama rings um sie her, Wellenkamm hinter Wellenkamm, und verloren mit der Entfernung allmählich an Farbe, verwandelten sich zuerst in ein blasses Grün, dann in ein schwächeres Blau und schließlich zu blassestem Violett und Purpur. Die große Sonne glühte tiefrot, die Farbe von vergossenem Blut, und an diesem Morgen hatten sie die vier Monde gesehen, die gleich großen bunten Juwelen an den Hörnern der fernen Berge hingen.
    MacAran stellte sein Bündel ab, zog den verstellbaren Theodoliten hervor und machte sich daran, das Stativ aufzuklappen. Er bückte sich, justierte das Instrument und wischte sich daraufhin den Schweiß von der Stirn. Gott, wie heiß es nach der grimmigen Eiseskälte der letzten Nacht und nach dem plötzlichen Schneeregen zu sein schien, der so rasend schnell von der Bergkette heruntergefegt war, daß ihnen kaum Zeit geblieben war, Schutz zu suchen. Und jetzt, als er seinen Nylonparka auszog und die Stirn abtupfte, lag der Schnee in schmelzenden Rinnsalen ausgebreitet.
    Er richtete sich auf und blickte sich nach geeigneten Horizontpunkten um. Dank des neuen Höhenmesser-Modells, das vier unterschiedliche Gravitationsebenen kompensieren konnte, wußte er bereits, daß sie sich etwa tausend Fuß über dem Meeresspiegel befanden - oder was dem Meeresspiegel entsprach; falls es auf dieser Welt überhaupt irgendwelche Meere gab, wessen sie sich noch nicht sicher sein konnten. In der Anspannung und den Gefahren der Bruchlandung hatte außer dem weiblichen Dritten Offizier niemand einen klaren Blick auf den im Raum schwebenden Planeten werfen können, und sie war zwanzig Minuten nach dem Aufprall gestorben, noch während die anderen die Leichen aus den Trümmern der Brücke geborgen hatten.
    Sie wußten, dieses System umfaßte drei Planeten: Einer war ein übergroßer Riese aus gefrorenem Methan, der andere ein kleiner kahler Felsbrocken, von seinem individuellen Orbit abgesehen, mehr Mond als Planet, und schließlich diese Welt. Sie wußten, diese Welt gehörte in die Kategorie, die vom Kolonialen Expeditionskorps der Erde als M-Klasse bezeichnet wurde - ungefähr erdähnlich und wahrscheinlich bewohnbar. Und jetzt wußten sie, daß sie sich auf dieser Welt befanden. Abgesehen von dem, was sie in den zurückliegenden zweiundsiebzig Stunden zusätzlich entdeckt hatten, war das aber auch so ungefähr alles, was sie wußten. Die rote Sonne, die vier Monde, die Temperaturextreme, die Berge - dies alles war erfaßt worden in den schrecklichen Zeiträumen zwischen dem Bergen und Identifizieren der Toten, der Errichtung eines behelfsmäßigen Feldlazaretts und der Rekrutie rung jeder körperlich einigermaßen zu Hilfszwecken geeigneten Person - die Verletzten mußten versorgt, die Toten begraben werden … und natürlich brauchte man Behelfsunterkünfte, solange das Schiff unbewohnbar war.
    Rafael MacAran kramte seine Vermessungsinstrumente aus dem Gepäckbündel, bediente sie jedoch nicht. Er hatte diese kurze Atempause allein nötiger gebraucht, als ihm bewußt gewesen war, ein wenig Zeit, sich von den wiederholten und furchtbaren Schockmomenten der letzten paar Stunden zu erholen - dem Absturz und einer Gehirnerschütterung, die ihn auf der überbevölkerten, medizinisch überempfindlich reagierenden Erde sofort ins Krankenhaus gebracht hätte. Hier hatte der Medo-Offizier, selbst von schlimmeren Verletzungen gequält, nur kurz seine Reflexe überprüft, ihm ein paar Kopfschmerztabletten in die Hand gedrückt und sich dann wieder um die ernsthaft Verletzten und Sterbenden gekümmert. Sein Schädel fühlte sich noch immer wie ein übermächtig schmerzender Zahn an, obwohl die visuelle Trübung nach dem Schlag der ersten Nacht verklungen war. Am darauffolgenden Tag war er abkommandiert worden, zusammen mit allen anderen körperlich tauglichen Männern, die nicht zum medizinischen Stab oder zu den Technischen Mannschaften im Schiff gehörten, Massengräber für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher