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Kuscheltier-Grauen

Kuscheltier-Grauen

Titel: Kuscheltier-Grauen
Autoren: Jason Dark
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weich und nachgiebig.
    Der Glatzkopf röchelte. Seine Augen hielt er weit offen, als er sich nach vorn beugte.
    Genau die richtige Lage.
    Der Treffer mit der Handkante trieb ihn in die Knie und gegen das graue Gitter. Keuchend und weiß im Gesicht blieb er hocken, wobei er noch Speichel hervorwürgte.
    Suko schob sich an mir vorbei. Er nickte den beiden Farbigen zu. »Ihr auch?« fragte er.
    Sie überlegten und mußten wohl etwas in Sukos Augen gelesen haben, das sie vorsichtig werden ließ, denn sie hoben die Schultern und gingen zur Seite.
    Wir konnten weitergehen, waren aber nicht so dumm, ihnen die Rücken zuzuwenden.
    Suko drehte sich nach zwei Schritten.
    Der Totschläger war bereit, auf seinen ungeschützten Kopf niederzusausen, aber Suko war schneller.
    Diesmal lernte der hinterlistige Schläger fliegen. Nicht über das Gitter hinweg, sondern parallel dazu. Mit den Hacken schleifte er über den Boden, bevor er rücklings liegenblieb und die Beine anzog.
    »Du auch noch?« fragte Suko den dritten.
    Er schob beide Arme vor. »Nein, nein, Sir. Es… es reicht mir völlig aus.«
    »Das will ich meinen. Aber du kannst noch etwas gutmachen. Wo wohnt denn Miller?«
    »Wie?«
    »Rück schon raus damit!«
    »Am Ende — zweitletzte Tür.«
    »Danke, weshalb nicht gleich so?«
    Suko ging schon vor, denn ich wollte noch etwas sagen. »Wenn wir zurück zu unserem Wagen kommen und finden ihn nicht mehr so vor, wie wir ihn abgestellt haben, bekommt ihr Ärger. Also gebt auf den Rover acht!«
    Der Farbige nickte.
    Suko stand schon vor der Tür. Eine Klingel war nicht vorhanden. Er wollte anklopfen, was auch nicht nötig war, denn Miller öffnete uns. Ein kleiner Bursche stand vor uns. Bei ihm fielen die Ohren auf, weil sie so abstanden. Übergewicht schleppte er auch mit sich herum. Das Gesicht besaß etwas Kindliches; in den Augen lauerte noch der Schrecken.
    »Verdammt, ich habe Sie beobachtet. Mit den Kerlen ist nicht zu spaßen. Die hätten Sie fertiggemacht. Die terrorisieren das Haus hier.«
    »Jetzt haben sie erst einmal einen Dämpfer bekommen«, sagte Suko.
    »Dürfen wir rein?«
    »Ja, gern.«
    Wir wunderten uns darüber, wie gut die beiden Zimmer eingerichtet waren. Da standen keine Apfelsinenkisten als Möbel herum, sondern Erbstücke, die damals noch stabil gebaut worden waren. Miller erklärte uns, daß er die Einrichtung geerbt hatte.
    »Das ist für Sic dann die falsche Wohngegend,« sagte ich.
    »Ich habe Pech gehabt. Meine Songs will keiner mehr. Die Tantiemen laufen wie ein Wüstenfluß in der Trockenzeit. Hier halte ich mich noch über Wasser, auch wenn die Gegend beschissen ist. Was aber soll man machen, wenn man arm wird? Da paßt man nicht in die Gesellschaft. Hin und wieder hat mir mein Bruder auch ein paar Pfund zugesteckt. So brauchte ich keinen Fensterkitt zu essen.«
    »Sie haben Texte geschrieben?«
    Miller, er hieß mit Vornamen Jason, nickte, wobei er die Hände am dünn gewordenen Stoff der Cordhose abrieb. Der Pullover, den er trug, war auch aus der Form geraten und reichte ihm schon bis zu den Kniescheiben. »Ja, ich schrieb sie für Schlagersternchen.«
    »Das läuft nicht mehr?«
    »Nein, die Sänger sind jetzt out.«
    »Ihr Bruder?« fragte Suko. »Kann der nichts für Sie tun?«
    Miller bekam große Augen. »Hat schon mal ein Toter für Sie seine Beziehungen spielen lassen?«
    »Tot?«
    »Ja, man fand seine Leiche in einem Abflußrohr außerhalb der Stadt. Sie verstopfte den Durchfluß. Reiner Zufall, daß gerade an diesem Tag die Anlage kontrolliert wurde. Wenn nicht, hätte man ihn erst nach Jahren gefunden.«
    Jason Millers Bruder war das Thema. Seinetwegen hatten wir ihn überhaupt besucht, denn Jason war davon überzeugt, daß sein Bruder auf furchtbare Art und Weise ums Leben gekommen war. Er hatte bei den mit uns geführten Telefongesprächen die Worte Magie und Dämonen benutzt.
    Im Raum roch es nach Kaffee. Als meine Blicke die feuchten Flecke an der mit Rissen überzogenen Decke streiften, hob Jason Miller verlegen die Schultern. »Ich kann daran nichts ändern. Irgendwann wird sie einmal zusammenbrechen. Sie haben sich eine gute Zeit ausgesucht. Später tanzt in diesem Bau der Teufel.« Er lachte. »Aber ich will mich nicht beschweren. Irgendwann packe ich es, dann lande ich wieder einen Hit. Bitte, nehmen Sie doch Platz, auf die Möbel bin ich stolz.«
    Das konnte er auch. Nur schade, daß dermaßen wertvolle Erbstücke in einer Bude wie dieser standen. Zwei Zimmer gehörten
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