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Kuscheltier-Grauen

Kuscheltier-Grauen

Titel: Kuscheltier-Grauen
Autoren: Jason Dark
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nickte ihm zu. »Du kannst ihn abholen und wegschaffen. Er ist erledigt.«
    Quinton nickte. »Sonst noch etwas?« Seine Stimme klang weich, gleichzeitig auch lauernd.
    »Ja!« Koonz lächelte widerlich. »Sorge dafür, daß man ihn nicht zu schnell findet.«
    »Mache ich.«
    Cyril F. Koonz wußte, daß er sich auf Quinton verlassen konnte. Erschaute ihm nicht einmal nach, als erden Raum verließ. Der Boß hatte andere Sorgen.
    Seufzend öffnete er eine Lade seines Schreibtisches. Aus ihr holte er einen viereckigen Gegenstand hervor.
    Die neue Schachtel Dominosteine…
    Über Nacht war es empfindlich kühl geworden. Die Windrichtung hatte gewechselt. Die Böen wehten aus Richtung Norden in die Londoner Straßenschluchten und zwangen die Passanten in die herbstliche Kleidung hinein. Vorbei war die Zeit der kurzen, wippenden Miniröcke, der Sonne, der Hitze, der lauen Abende und der scharfen Anmache.
    Herbst in London. Das bedeutete Nebel, fallende Blätter, Regen und auch Wind.
    Ich stellte den Kragen der Lederjacke hoch, als mir der Wind in den Rücken blies. Aus schmalen Augen schaute ich über die
    ›Laubengänge‹ hinweg, die sich sechsmal an der Frontseite des sechsstöckigen Gebäudes hinzogen. In genau eingeteilten Abständen war die Rückwand unterbrochen. Die zu den Wohnungen führenden Türen sahen alle gleich aus, wenn auch einige besprüht und beschmiert waren mit Farben, Mustern und Sprüchen.
    Dieses Haus stand nicht allein. Zwei weitere schoben sich in unmittelbarer Nähe in die Höhe, ein verdammtes Ghetto im Norden von London, fast am Stadtrand.
    Kein grüner Flecken rahmte die Bauten ein, nur trockene Erde, hin und wieder von einer Insel aus Pflaster zerhackt.
    In dieser Gegend gab es das Wort Hoffnung nicht. Wer hier lebte, mußte sehen, wie er durchkam. Daß dies nicht immer mit legalen Mitteln geschah, lag auf der Hand. Man konnte den Bewohnern nicht einmal einen Vorwurf machen. Eher der Stadt London, die Menschen in diese Kästen hineinpferchte und sie nach außerhalb der eigentlichen Wohnbezirke abschob. Wir standen auf der Galerie in der dritten Etage. Aus der Tiefe schallte Lärm an unsere Ohren. Motorräder und Mopeds wurden gestartet. Jugendliche fuhren ihre Runden. Aggressiv, wütend auf sich und die Gesellschaft. Die Fenster der Wohnungen hoben sich kaum vom grauen Mauerwerk ab. Hier hatte kaum jemand Lust, Hand anzulegen. Und Fremde sah man nicht gerade gern. Man stand ihnen feindlich gegenüber. Wahrscheinlich weil die Bewohner hier zu oft Besuch von Mieteintreibern bekamen und sich entsprechend wehrten.
    Suko und mich schätzten sie auch so ein, denn drei von ihnen versperrten uns den Weg.
    Es waren Typen, die Gewalt liebten: ein Weißer, zwei Farbige. Irgendwie gleich gekleidet, mit Jeans, Jacken, Stirnbändern. Barte zierten die Gesichter ebenso wie die kalten Blicke ihrer Augen. Der Weiße trat vor. Er hatte sich eine Glatze schneiden lassen. Ich schätzte ihn auf zwanzig Jahre. »Wir können euch hier nicht gebrauchen, Stinker. Haut ab!«
    Wenn es sich eben vermeiden ließ, ging ich körperlichen Auseinandersetzungen aus dem Weg. Suko dachte ähnlich. Er stand hinter mir, ich hörte sein schnaufendes Atmen und entdeckte auch hinter den gardinenlosen Scheiben der Fenster neugierige Gesichter. Fremde waren eine Abwechslung innerhalb der tristen Alltagsbrühe. Und wenn diese Störenfriede noch mit blutigen Köpfen nach Hause geschickt wurden, um so besser.
    Ich nickte dem Sprecher zu. »Wir haben aber hier zu tun. Tut mir leid, Mister.«
    »Was denn?«
    »Wir müssen mit jemandem sprechen.«
    »Miete holen, wie?« schnappte er.
    »Nein!«
    »Das sagt ihr Typen alle. Weil ihr die Hosen voll habt und vor Angst kaum gehen könnt. Eine letzte Warnung. Haut ab, sonst lernt ihr das Fliegen!« Er spreizte den Daumen der rechten Hand ab und deutete über das Gelände hinweg in die Tiefe.
    »Das wäre Mord!«
    »Und?« höhnte der Glatzkopf.
    »Mord an zwei Polizisten.«
    Die drei Kerle lachten. »Bullen«, sagte einer der Farbigen. »Um so besser. Es gibt zu viele von euch auf der Welt.«
    »Laßt uns vorbei!«
    »Nein!« Der Glatzkopf bewegte sich. Er schob seine Hand unter die mit Sprüchen bemalte Jacke aus Kunstleder. Was er da hervorholte, konnte ich nicht sehen, ein Messer würde es sicherlich sein. Das mochte ich wieder nicht.
    Ich stieß die Rechte vor. Nicht als Faust, zwei Finger nur, gestützt von meinem ausgestreckten Daumen. Er hatte die Muskeln nicht angespannt, sein Körper war
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