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Kuscheltier-Grauen

Kuscheltier-Grauen

Titel: Kuscheltier-Grauen
Autoren: Jason Dark
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Als das Grauenvolle passierte, aß Cyril F. Koonz ungerührt einen Dominostein nach dem anderen. Er liebte diese Süßigkeit wegen der Geleefüllung.
    Daß ein Mensch sterben sollte, störte ihn nicht. Das Leben war hart, das Geschäftsleben besonders, da mußten störende Faktoren eben ausgeschaltet werden, auch wenn es sich dabei um Menschen handelte. Eine widerliche Moral, mit der Cyril F. Koonz leider nicht allein stand. Auf seinem feisten Gesicht klebte das Grinsen so fest, wie die gegelten, glatten, zurückgekämmten schwarzen Haare auf dem Kopf. Dadurch sah die Stirn noch breiter aus. Rote Pickel zierten sie. Koonz hatte einen breiten Nasenrücken, der wie vom Tischler gefertigt wirkte. Aus den Löchern wuchsen kleine schwarze Härchen, die bei jedem Atemzug wie Spinnwebenreste zitterten. Der Mund wirkte wie herausgeschnitten, das Dreifachkinn verdeckte den Hals. Den massigen Oberkörper umgab ein weitgeschnittener, schwarzer Anzug.
    Koonz liebte die dunklen Farben — und gleichzeitig auch den Kontrast, das helle Weiß. Schwarze Anzüge und weiße, sehr teure Maßhemden, so kannte die Welt Cyril F. Koonz.
    Der breite Sessel war speziell für ihn gefertigt worden. In dem weichen Leder fühlte er sich wohl. Die hohe Rückenlehne ließ sich verstellen. Hin und wieder schlief er in seinem Sessel ein.
    Wieder biß er zu. Die weiche Masse quetschte zwischen seine Zähne. Die dunklen Augen in seinem Gesicht nahmen einen besonderen Glanz ein. Freude spiegelte sich in den Pupillen. Der Blick verlor von seiner eisigen Kälte. Aus den beiden Lautsprechern drangen die Schreie. Untermalt von keuchenden Lauten, abgehackt gesprochenen Worten und den geschrienen Bitten nach Erlösung aus dem Grauen.
    »Nein, nein!« flüsterte Koonz. »Du hast deine Chance gehabt, Junge. Jetzt nicht mehr.« Er griff zum nächsten Dominostein, biß ihn durch, paßte nicht auf, so daß einige Krümmel der Schokoladenglasur auf sein weißes Hemd fielen und dort dunkelbraune Flecken hinterließen, was ihn furchtbar wütend machte, weil er auf seine Kleidung sehr achtgab und sie pingelig behandelte.
    Die dichten Augenbrauen zogen sich zusammen. Mit der rechten Hand griff Koonz zur Fernbedienung. Ein Druck auf den richtigen Knopf sorgte für Belebung auf dem Bildschirm.
    Videokameras übertrugen das Bild und die Szenen, die er sich ansehen wollte. Bisher hatte er nur die Akustik mitbekommen. Nun sah er das Schreckliche auch.
    Der Mann, der sterben sollte, hieß Akim Miller. Er war nicht besonders groß; kein Stoff, aus dem die Helden gemacht sind. Eher ein Durchschnittsmensch mit leichtem Übergewicht, verschwitztem Gesicht und ebenfalls schweißfeuchten Haaren.
    Das Blut paßte nicht dazu.
    Es strömte aus einigen Wunden, die den Körper und auch das Gesicht des Mannes bedeckten. Bißwunden, als hätte ein Tier gegen den Hals, in die linke Wange und auch in sein rechtes Bein gehackt und dabei nicht nur den Stoff der Hose zerrissen.
    Der Mann befand sich in einem normalen Zimmer. Kaum vorstellbar, daß es für ihn zur Todeszelle werden sollte. Allerdings besaß der Raum kein Fenster. Erhellt wurde er von den Deckenlampen.
    Ein Sessel, jetzt umgekippt, ein Tisch, eine verschlossene Tür, ein großer Schrank und eine zerfetzte Tapete. Auf einer Couch lagen die bunten Kissen wie verstreut, und der Schrank, mehr ein Regal, war gefüllt mit Dingen, an denen sich Kinder erfreut hätten. Plüschtiere!
    Teddybären, Katzen, Hunde, Igel, kleine Ziegen und auch Schweine. Tiere, die Kinder liebten, an denen sie sich erfreuten, die ihnen Schutz gaben, mit denen sie schliefen und denen sie ihre Sorgen erzählten. Kuscheltiere…
    Harmlos, die besten Freunde, die alles mitmachten und so unheimlich lieb waren. In der Regel jedenfalls.
    Nur gibt es von jeder Regel Ausnahmen. Das hatte Akim Miller leider erlebt.
    Auch jetzt wieder, als sich eines der Tiere vom Regal löste und auf ihn zuflog. Es war einer dieser hellbraunen Bären. Niedlich anzusehen mit seinen Knopfaugen, den hochstehenden Ohren, dem breiten Kopf, dem Mund - nein, dem Maul.
    Weit aufgerissen war es und mit Zähnen bestückt, die wie Reißstifte wirkten. Auch keine niedlichen Knopfaugen mehr. Diese hier waren böse, die strahlten einen dumpfen Haß aus, der nur der Person galt, auf die der Bär zuflog.
    Miller riß die Arme hoch. Er war froh, daß ihn nur einer angriff. Vor wenigen Minuten hatte er es schlimmer erlebt.
    Der Teddy packte ihn. Biß sich fest. Die Zähne hackten durch den Hemdstoff
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