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Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)

Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Robyn DeHart
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Prolog
    Loch Ness, Schottland
1881
    D onner krachte, und dicke, schwere Regentropfen prasselten auf Graeme Langford nieder, während er die Ruder in die kalten, schmutzig-trüben Gewässer des Loch Ness eintauchte. Die Muskeln an seinen Armen brannten schon vom Rudern, und trotz der Kälte bildete sich Schweiß auf seinem Rücken. Der Sturm wühlte den See auf und erschwerte die Fahrt, trotzdem ruderte er weiter.
    Durch den Regenschleier konnte Graeme in der Ferne den Felsenstrand und die Berge sehen, die sich hinter dem Ufer des Lochs erhoben. Irgendwo in diesen Bergen würde er die Abtei finden. Ein exzentrischer, sehr reicher Amerikaner hatte das verfallende Anwesen kürzlich erworben, um seine frühere Pracht und Schönheit wiederherzustellen. Da die Renovierung schon nächste Woche beginnen sollte, musste Graeme sich beeilen und finden, was er suchte, bevor er keine Gelegenheit mehr dazu bekam.
    Das kleine Boot tanzte auf den hohen Wellen, und Graeme kämpfte mit aller Kraft gegen die Strömung an. Er kam nur langsam voran, war durchnässt bis auf die Knochen, und die Blasen, die sich an seinen Händen gebildet hatten, schmerzten. Aber schließlich erreichte er das Ufer, sprang aus dem Boot und zog es, seine schmerzenden Muskeln verfluchend, auf den Strand. Das Leben in London verweichlichte ihn offenbar.
    Das Tageslicht verschwand fast ganz hinter den Sturmwolken, was Graemes Sicht stark beeinträchtigte. Aber er hatte genug Berge in ganz Schottland bestiegen, um zu wissen, dass er auch diese trotz des schwachen Lichtes überqueren konnte. Und so hängte er sich seine Tasche um und begann den Aufstieg in die Hügel. Die Highlands waren genau genommen keine Berge; echte Berge hatte er in Spanien gesehen. Aber da auch diese felsigen Anhöhen hier in Schottland ihre Tücken hatten, achtete er auf jeden seiner Schritte. Der Regen und das Donnergrollen ließen nach, als sich der Sturm verzog.
    Frische Herbstluft füllte Graemes Lungen, als er den Hügel hinaufstieg. So rau und wild, wie manche Teile Schottlands es noch immer waren, liebte er dieses Land, seine Geschichte und die unwegsame Landschaft, seine Menschen und ihre Legenden. Halb gehörte er ohnehin hierher, da seine Mutter Schottin war, aber es war das englische Blut seines Vaters, das sein Leben bestimmte. Vor vier Jahren, nach dem Tod seines Vaters, hatte Graeme seinen Platz als Herzog von Rothmore eingenommen. Seither kam er seinen Verpflichtungen als Angehöriger des englischen Adels nach, auch wenn er immer wieder wünschte, er könnte mehr Zeit in seinem geliebten Schottland verbringen.
    Der Einfluss seines schottischen Erbes war es, was ihn zu dieser Suche trieb, sein brennendes Verlangen, etwas zu finden und zurückzuerstatten, was von Rechts wegen Schottland gehörte: den Stein der Vorsehung, ein biblisches Relikt, das über geheimnisvolle Kräfte verfügte. Dieser Stein hatte sich jahrhundertelang im Besitz der schottischen Monarchie befunden, bevor er von den Engländern gestohlen worden war. Oder zumindest hatten alle das gedacht. Auch Graeme war erst kürzlich zu der Überzeugung gelangt, dass der von den Engländern geraubte Stein eine Fälschung war. Und nun wollte er derjenige sein, der den echten Stein ausfindig machte.
    Seinen jüngsten Nachforschungen zufolge gab es irgendwo in der verlassenen Abtei ein Buch, das ihm helfen könnte, seine Suche zu vollenden.
    Als hätte sein Unterbewusstsein das Bild heraufbeschworen, lag der mächtige Steinbau, der sich eng an den Hang des nächsten Hügels lehnte, plötzlich vor ihm. Bögen wölbten sich über verfallendem Gestein wie die Rippen eines riesigen, von Geiern saubergepickten Tierskeletts. Nur das Gebäude am Haupteingang war noch intakt. Graeme betrat es durch eine Öffnung in der Mauer, die den Mönchen einst Schutz geboten hatte, und musste feststellen, dass er nicht allein war. Die Arbeiter, die die Abtei wieder aufbauen sollten, waren bereits angekommen. Oder zumindest ihre Gerätschaften, die über die Anhöhe verstreut lagen. Die Männer waren früher als erwartet eingetroffen, was möglicherweise bedeutete, dass Graeme zu spät gekommen war.
    Da es schon dunkel wurde und es daher unwahrscheinlich war, dass die Männer noch arbeiteten, schlich sich Graeme näher an den Bau heran. Aufmerksam lauschte er, ob Stimmen zu hören waren, aber alles war still. Schließlich erreichte er das Eingangsportal der Abtei und zog an der hohen, bogenförmigen Holztür, die sich knarrend öffnete.
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