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Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)

Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Robyn DeHart
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Dunkelheit umgab ihn, als er hindurchtrat.
    Aus seiner Tasche zog er eine einfache Wachskerze und zündete sie an, dann faltete er eine Karte auseinander und warf einen Blick darauf. Die Kerze flackerte, als er die Zeichnung – eine Abbildung ebendieses Bauwerks oder vielmehr dessen, was darunter lag – studierte.
    Graeme stand in der einstigen Kapelle. Diebe hatten ebenso wie der Lauf der Zeit dafür gesorgt, dass das kostbare Buntglas der Fenster des einstmals wundervollen Raums verschwunden war. Werkzeug und Baumaterialien lagen an der Wand aufgestapelt, und als er zum nächsten Raum weiterging, fand er dort zwischen zwei Säulen schon aufgebaute Baugerüste vor.
    An den hohen Säulen vorbei und durch einen bogenförmigen Durchgang drang er noch tiefer in das verfallene Bauwerk ein. Der größte Teil des Steinbodens war noch in relativ gutem Zustand, auch wenn hier und da ein paar Steine fehlten. Als Graeme von dem Verkauf des alten Gebäudes erfahren hatte, war er nicht sicher gewesen, ob der Käufer es zu Wohnzwecken erworben hatte oder ob noch jemand anderer die darunter verborgenen Schätze suchte. Doch die Bauvorbereitungen, die er sah, schienen eher darauf hinzuweisen, dass der neue Besitzer die Absicht hatte, hier zu leben.
    Es war fast hundert Jahre her, vielleicht sogar noch länger, seit Mönche in dieser Abtei gelebt hatten. Der Legende nach waren diese frommen Männer einst die Wächter vieler uralter Kirchenschätze gewesen – verloren geglaubter kirchenrechtlicher Schriften, des Speers, der Christus in die Seite gestoßen worden war, und des Gegenstands, den Graeme suchte: Der drei Weisen Buch der Weisheit , eine uralte Schrift, von der es hieß, sie enthalte die genaue Beschreibung des Steins der Vorsehung.
    Heißes Wachs tropfte auf Graemes Hand und versengte ihm die Haut, bevor es erstarrte. Der Gang verschmälerte sich und endete an einer Treppe. Als Graeme die Wendeltreppe hinunterstieg, gelangte er zu einem weiteren Gang, von dem mehrere kleinere, mit Bögen versehene Durchgänge abzweigten. Die geheime Kammer lag jedoch um noch eine Ebene tiefer unter der Abtei, verborgen im Schoß des Hügels, in den sie hineingebaut worden war.
    Durch die einstigen Schlafquartiere der Mönche, von denen eine Zelle zur anderen führte, folgte Graeme den verwinkelten, gewundenen Gängen, die schließlich in einer Sackgasse endeten. Er wusste, dass er unter diese Etage der Abtei gelangen musste, aber er war auf keine weitere Treppe mehr gestoßen. Verdammt. Irgendwo auf dem Weg musste er eine falsche Abzweigung genommen haben.
    Wieder nahm er die Illustration heraus und studierte sie sehr genau. Sein Ziel war ein großer Raum voller Bücher und Schätze, dessen Eingang früher von Mönchen bewacht worden war. Er hatte dieses verdammte Bild im Tagebuch eines toten Dorfpriesters gefunden, der eine Schwäche für alte Überlieferungen gehabt hatte.
    Ein kurzer Windstoß traf ihn und brachte den Kerzenstummel zum Erlöschen. Dunkelheit umgab Graeme. Er griff in seine Tasche, um eine neue Kerze herauszuholen, riss ein Streichholz an der Mauer an und hielt es an den Docht. Licht flackerte auf, und die neue Kerze erhellte den Raum vor ihm. Aber dann erstarb die Flamme wieder, als wäre sie von jemand ausgeblasen worden. Von irgendwoher musste ein Luftzug kommen.
    Graeme ließ seine Hände über den kalten Stein der Wand gleiten, fand aber nichts, das sein Interesse weckte. Vielleicht würde sich diese ganze Suche als vergeblich erweisen. Als er seinen nächsten Schritt machte, stieß er gegen etwas, das aus der Wand hervorstand. Graeme kniete sich auf den Boden und betastete den Vorsprung, der sich als eine Art Hebel herausstellte. Als er die Hand darauf legte und ihn flach gegen den Stein drückte, verlagerte sich unter ihm etwas. Der Boden öffnete sich, und Graeme bewegte sich abwärts. Mit einem Aufzug! Offenbar hatten die Mönche schon über eine ziemlich fortgeschrittene Technologie verfügt. Graeme hoffte nur, dass dieses alte Ding beim Hinauffahren genauso reibungslos funktionierte.
    Der steinerne Schacht war so eng, dass er sich die Schultern daran aufschrammte, als er weiter hinunterfuhr, aber in der Dunkelheit konnte er nach wie vor nichts sehen. Ketten quietschten und ächzten unter ihm, und dann kam die Plattform ruckartig zum Halten.
    Graeme wartete, bis alle Geräusche verstummt waren, erst dann verließ er den Aufzug. Er zündete seine Kerze wieder an und entdeckte einen Wandhalter mit einer Fackel
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