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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Energiekonzentrationen, die etwa denen in sehr massereichen Sternen entsprachen, wenn auch nur für Pikosekunden.
    Beide Überlegungen hatten sofort dazu geführt, daß die Experimente abgebrochen wurden und die Anlage von der Erde in den Raum verlegt wurde, wo eventuell ausgelöste große Energieumsetzungen kein Unheil anrichten konnten und vor allem keine Materie vorhanden war, in der sich eine Kettenreaktion entzünden könnte. Vier Jahre dauerten Aufbau und Transport dieser Anlage, die man jetzt entkonservierte; drei Jahre lang wurde dann damit gearbeitet – ohne befriedigende Ergebnisse. Zwar gelang es immer, die Bläschen zu erzeugen, sie folgten auch brav den Magnetfeldern, die sie einschlossen; aber sobald man etwas feinere Maßstäbe anlegte, mehr und andere Parameter einbezog, ergab sich ein regelloses Bild, dem auch bei immer neuen Wiederholungen der Versuchsanordnungen keine Gesetzmäßigkeit abzugewinnen war. Nach drei Jahren verfügte man über eine ständig wachsende Flut von Daten ohne die Spur eines Ordnungsprinzips. Die Versuche wurden unterbrochen zugunsten einer mathematischen Aufarbeitung der Daten. Damals ging Ruben auf die Minosreise.
    Die Signallampe unterbrach Rubens Gedanken: Ein Loch im Schirm. Der Feuerstuhl setzte sich in Bewegung.
    Diesmal war die Entfernung schon größer, die defekte Stelle, ein Loch, kein Riß wie vorhin, befand sich fast am Rand des Schirms, Ruben brauchte längere Zeit, um dorthin zu gelangen, und das war gut so. Diesmal war die Sache nicht ganz so einfach, das Loch hatte, wie die Automatik meldete, einen Durchmesser von mehreren Zentimetern, er würde sprühen, kleben und zugleich sich selbst schützen müssen gegen das durch das Loch scheinende Sonnenlicht; alles nicht umwerfend schwierig, aber doch Aufmerksamkeit erfordernd. Denn wenn er den Blendschutz einschaltete, konnte er nichts sehen, weil es diesseits des Schirms zu dunkel war; wenn er ihn nicht einschaltete, durfte er nicht nur nicht hineinschauen in den Strahl, er mußte auch vermeiden, daß Reflexe an Geräten und dergleichen sein Auge trafen.
    Vor allem aber mußte er die Stelle im Schirm erst einmal so rechtzeitig entdecken, daß der Feuerstuhl ihn nicht mitten hinein in den Sonnenstrahl trug. Als er nach Automatikangaben nahe heran war, gab er einen Wolkenschuß ab, sonst eigentlich als weithin sichtbares Signal gedacht, hier im Dunkeln bleibend, bis plötzlich schmerzhaft hell der Strahl und das Loch, durch das er drang, sichtbar wurden. Ruben wartete, bis die Wolke sich weiter ausgedehnt hatte, wodurch die Helligkeit des Strahls abnahm, und schob sich dann von der Seite heran. Alles Weitere war das Werk einer Minute: Er säuberte das Loch, indem er dessen Ränder aufschmolz, sprühte einen Flicken mit der metallischen Reflexionsschicht ein und klebte ihn gegen das Loch – fertig.
    Der dritte Kollektor machte Ärger. Eine der Rippen, in die das erwärmte Gas strömte, mußte verstopft oder defekt sein, jedenfalls funktionierte die Geschichte nicht richtig, der Schirm entfaltete sich ungleichmäßig, und wenn er nicht schnell den Fehler fand, dann würde der Schirm später reißen, na, und was dann an Arbeit entstand, das konnten alle sechs nicht in vierzehn Tagen bewältigen. Er suchte an der Rippe, fand jedoch nichts, also umflog er den Schirm, setzte sich innen vor die zurückbleibende Wulst, regulierte die Geschwindigkeit des Feuerstuhls ein und schob die Rolle mit dem Fuß vorwärts, eine lächerlich primitive, aber wirksame Methode. Nach einer Viertelstunde merkte er, daß die Rolle sich auch ohne seine Hilfe im richtigen Tempo entfaltete, die Störung hatte sich offenbar von selbst behoben oder war durch die längere Sonnenbestrahlung überwunden worden. Er umflog den jetzt halbentfalteten Schirm und blieb auf der dunklen Seite, bis auch dieser Kollektor einsatzbereit war.
    Der letzte Kollektor schien sich problemlos ausbreiten zu wollen, und Ruben geriet wieder ins Erinnern.
    Die EGI – Abkürzung für Ensemblegestützte Intuition – war eine Methode des Experimentierens, die an dieser Anlage in jenen drei Jahren entstand, inzwischen aber auch anderswo angewandt worden war, mit unterschiedlichem Erfolg, aber stets mindestens mit interessanten Begleitumständen verbunden. Sie hatte sich durchaus noch nicht allgemein durchgesetzt, war auch wohl nur in bestimmten Fällen anwendbar, manche hielten sie für eine höhere Form kollektiver Arbeit, andere für Mumpitz. Die Blastula-Gruppe
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