Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren
Autoren: Tessa Radley
Vom Netzwerk:
bessere Tochter haben.“

14. KAPITEL
    Als Brand den Ausdruck auf Cleas Gesicht sah, fragte er sie nicht, wo sie so lange gewesen war. Stattdessen nahm er sie auf die Arme und trug sie in die Bibliothek. Er ließ sich auf dem Sofa nieder, noch immer mit ihr in den Armen. „Was ist geschehen?“
    „Du hattest schon wieder recht.“ Clea presste das Gesicht gegen seine Brust.
    Er zog sie noch näher und sagte: „Ich hätte lieber nicht recht, wenn du dann nicht so leiden müsstest.“
    „Ach, Brand!“ Sie zitterte in seinen Armen. „Ich war bei Dad.“
    Er schaute über ihren Kopf hinweg in die Ferne. Wenn er geahnt hätte, dass Clea ihren Vater zur Rede stellen wollte, dann hätte er alles ihm Mögliche getan, um ihr beizustehen. Er traute Donald Tomlinson alles zu – selbst wenn Clea seine Tochter war.
    Brand presste seine Wange an ihr duftendes Haar. Eigentlich musste er jetzt zur Polizei gehen und Donald anzeigen, aber das würde wohl das Ende von ihm und Clea bedeuten. Darüber machte er sich keine Illusionen.
    Und was dann? Er stellte sich vor, wie ihr Kind mit getrennten Eltern aufwuchs. Eine grässliche Vorstellung! Allerdings gab es noch eine andere Möglichkeit. Wenn er den Mund hielt, dann würde Donald in Freiheit bleiben.
    Plötzlich erschien ihm dieser Gedanke sehr verlockend.
    Nur war er nicht der richtige Mann dafür. Niemals konnte er Donald und Harry ungeschoren davonkommen lassen. Hatte Clea ihm nicht gesagt, sie hätte sich wegen seiner Ehrlichkeit in ihn verliebt?
    Zärtlich drückte er seine Lippen auf ihr Haar. Zumindest hatte er einmal in seinem Leben so geliebt, wie es nicht vielen vergönnt war. Auch wenn das nur ein schwacher Trost sein würde, falls er diese Liebe verlieren sollte.
    „Du weißt, dass ich mich an die Behörden wenden muss, oder?“
    Die Sekunden dehnten sich, ohne dass Clea etwas sagte.
    In ihren Augen schimmerten silbrige Tränen. Es drohte Brand das Herz zu brechen.
    „Es tut mir so leid, Brand, wenn ich an dir gezweifelt habe. Ich habe gedacht, mit dir und D…Dad“ – das Wort kam ihr nur schwer über die Lippen – „da würden nur unterschiedliche Charaktere zusammenstoßen. Ich war einfach blind für das, was wirklich passiert ist. Und für seinen Hass auf dich.“
    „Er hat mich als Bedrohung empfunden.“
    „Genau das hat er auch gesagt. Kannst du mir je verzeihen?“
    Brand spürte einen Hauch Hoffnung. Ob Clea auch dann bei ihm bleiben würde, wenn er ihren Vater anzeigte? Doch ehe er etwas sagen konnte, verzog sie plötzlich das Gesicht und hielt sich die Seite. „Brand. Ich habe Schmerzen.“
    Panik ergriff ihn. „Wo?“
    Sie rollte sich in seinem Schoß zusammen, ohne zu antworten. Brand angelte sein Handy aus der Hosentasche. „Curtis? Ist Smythe schon weg?“ Er lauschte. „Gut, dann musst du den Lincoln vorfahren. Wir müssen ins Krankenhaus.“
    Brand begann stumm zu beten.
    Eine Schwester hatte Clea ins Bett geholfen und ihren Blutdruck gemessen, dann hatte sie sie allein zurückgelassen. Als jetzt auf dem Flur Schritte Halt machten, wandte Clea den Blick zur Tür. Vorsichtig streckte Brand den Kopf herein. Noch nie hatte sie ihn so bleich gesehen.
    „Wie fühlst du dich?“, fragte er sanft.
    „Sehr viel besser. Jetzt, da ich weiß, dass der stechende Schmerz nur von den Mutterbändern kam. Und dem Kind geht es auch gut.“
    „Trotzdem musst du dich noch ausruhen. Dein Blutdruck ist höher, als er sein sollte, darum behalten sie dich hier. Nichts Ernstes.“
    Brand zog einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. Er ließ das Gesicht in die Hände sinken. Als Clea ihm über die Wange strich, sah er sofort hoch.
    „Du machst dir Sorgen“, flüsterte sie.
    „Natürlich mache ich mir Sorgen.“
    „Na ja, meistens sieht man nicht, was in dir vorgeht.“
    Er legte die Hände zwischen die Beine und rückte vor auf die Stuhlkante. Seine Lippen zuckten, als wollte er gleich lächeln. „Schau in mein Gesicht und sag mir, was du da siehst.“
    Seine meerblauen Augen leuchteten. Cleas Atem stockte.
    War es Liebe, die sie sah? Oder nur Erleichterung, weil das Baby gesund war? Ihr Herz schlug wild.
    Er beugte sich nach vorne und sagte leise: „Für mich zählen nur Taten, nicht Worte. Und verraten dir meine Taten etwa nicht, was ich für dich fühle? Aus der Hölle bin ich zu dir zurückgekommen.“
    Sofort musste sie wieder an das denken, was ihr im Moment am meisten Sorgen bereitete, das Leid, das ihr Vater Brand zugefügt hatte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher