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Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren
Autoren: Tessa Radley
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Brand entschuldigen. Er hatte recht: Sie war noch immer zu naiv.
    Ihr Vater breitete hilflos die Arme aus. „Wie gerne wollte ich dir die Nachricht von seinem Tod ersparen. Du hättest nur glauben müssen, dass er dich wegen einer anderen Frau verlassen hat. Dann wäre alles viel einfacher gewesen.“
    „Nur habe ich es nicht geglaubt.“ Clea sah ihn trotzig an. „Weshalb du dir etwas Neues einfallen lassen musstest. Also haben deine ‚Ermittler‘ behauptet, Brand und seine angebliche Geliebte seien in der Wüste bei einem Autounfall gestorben. Es gab nur ein Problem: Der Mann, der ihn töten sollte, hat ihn stattdessen entführt.“
    „Der Mann hatte früher für Harry und mich antike Gegenstände in die Türkei geschmuggelt. Was ich nicht wusste, war: Harry hatte nicht korrekt mit ihm abgerechnet. Und mit Brand in ihrer Gewalt hofften sie, irgendwie zu ihrem Geld zu kommen. Bis einer von den Männern mit Brands Ring aufgetaucht ist, als er unsere Suchanzeige gesehen hat. Er wollte die Belohnung kassieren.“ Ihr Vater seufzte. „Da wusste ich, dass Brand nicht weit weg sein konnte.“
    „Also hast du eine Belohnung auf das Leben der Entführer und das von Brand ausgesetzt. Wenn alles funktioniert hätte, dann hätte ich niemals erfahren, dass du meinen Mann auf dem Gewissen hast.“
    „Das alles hat irgendwie seine eigene Dynamik entwickelt. Ich wollte das nicht.“
    Selbst wenn, war es unverzeihlich. Clea war den Tränen nahe, doch sie riss sich zusammen.
    „Dad“ – schließlich war er noch immer ihr Vater – „Brand hat die Tempelfrau gesehen, und er weiß, woher sie eigentlich stammt. Keine Frage, dass er sich ans FBI wenden wird.“
    Ihr Vater ging einige Schritte bis zu einem Sockel mit einer antiken Bronze. Clea wollte lieber nicht wissen, wie er an sie herangekommen war.
    „Seit ich deinen Mann kennengelernt habe, war mir klar, dass dieser Tag kommen würde.“ Zärtlich strich er über die Bronze. „Als er wieder aufgetaucht ist, habe ich versucht, ein wenig Zeit zu gewinnen, indem ich Alan überrede, die Maske nicht auszustellen. Aber er hat sich nicht darauf eingelassen.“ Er sah Clea an. „Und ich konnte es ihm ja nicht erklären. Es war so, als ob man auf den Bahngleisen steht und einen Zug heranrasen sieht, ohne fliehen zu können.“
    „Alan war also nicht eingeweiht?“, wunderte Clea sich. Schließlich musste er als Chefkurator alle Ankäufe genehmigen und die Herkunft jedes Objekts prüfen.
    „Ich glaube, er hat etwas geahnt. Aber er hat nie viele Fragen gestellt, sofern man ihm irgendeinen Nachweis erbrachte.“
    „Und ich habe nie Verdacht geschöpft.“ Stattdessen hatte sie ihren Vater immer bewundert.
    „Du bist meine Tochter, mein einziges Kind – da habe ich dich natürlich nie in diese dunkle Seite meines Lebens hineinziehen wollen.“
    „Dennoch sollte ich Harry heiraten, auch wenn er bei den Geschäften mitmachte?“
    Ihr Vater lächelte traurig. „Eigentlich wollten wir auf dem Höhepunkt aufhören. Vor vier Jahren hatten wir beinahe den Punkt erreicht. Wenn Brand nicht neugierig geworden und in den Irak gereist wäre, dann wäre alles anders gekommen. Die Maske sollte so etwas wie unsere Rentenversicherung sein.“
    „Gib nicht Brand die Schuld.“ Eins musste sie noch wissen. „Und warum ist Harry jetzt pleite?“
    „Glücksspiel.“
    „Harry ist ein Spieler?“ Clea konnte es nicht fassen.
    Ihr Vater seufzte. „Vielleicht hast du mit Brand doch die bessere Wahl getroffen.“
    „Du verstehst einfach nicht, dass ich Brand liebe. Nur Brand. Nicht Harry. Nicht irgendjemand anderen. Niemals.“
    „Und der Mistkerl liebt dich.“ Ihr Vater machte eine Pause. „Du solltest ihn daran erinnern, dass ich dein Vater bin und wie verzweifelt du wärest, wenn er mich verraten sollte.“
    „Darum darfst du mich nicht bitten“, sagte sie. „Außerdem würde Brand niemals gegen seine Überzeugung handeln. Nicht einmal für mich.“
    Es quälte Clea, wie ihr der Schleier der Unschuld heruntergerissen wurde, der sie so lange geschützt hatte. Aber sie musste erwachsen werden. Sie war nicht länger Daddys kleines Mädchen.
    Ihr Vater schien durch ein Wechselbad der Gefühle zu gehen, doch schließlich gewann die Resignation die Oberhand. „Das war’s dann also. Ich sollte wohl mit meinem Anwalt reden.“
    Clea trat ganz nah zu ihm. „Ach, Daddy!“
    Er umarmte sie fest. „Wie auch immer das hier ausgeht: Vergiss nicht, dass ich dich liebe. Ich könnte keine
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