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Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren
Autoren: Tessa Radley
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Ehering.
    Dröhnend erklärte ihr Vater: „Aber das weißt du doch! Ein Pfandleiher hat sich gemeldet, nachdem wir überall Flugblätter verteilt haben, um eine Spur von Brand zu finden.“
    Jetzt zog sie ein Foto des Autowracks hervor. „Das hier hat mich bis in meine Träume verfolgt!“
    Ihr Vater ließ sich auf der dunkelroten Ledercouch nieder. „Aber wir wussten doch schon lange von dem Unfall.“
    „Brand hatte keinen Unfall – und den Ring haben ihm erst vor relativ kurzer Zeit seine Entführer abgenommen. Genau zu dem Zeitpunkt, als ich nach einem Beweis für seinen Tod verlangt habe. Ist das nicht ein großer Zufall?“ Clea begann still zu beten: Bitte, Gott, mach, dass Brand unrecht hatte mit Dads Beteiligung an der Entführung.
    Ihr Vater sagte nichts. Seine Miene war versteinert.
    „Dad, ich muss es wissen: Brand behauptet, du hättest seinen Tod gewollt.“
    „Das ist eine verdammte Lüge!“
    „Dad!“ In Gegenwart von Frauen fluchte er sonst nie. Sie machte einen Schritt nach hinten und hielt die Aktenmappe an die Brust gepresst.
    Er war aufgestanden. „Hast du etwa Angst vor mir? Du glaubst diese Geschichte doch nicht, oder?“
    „Ich … ich weiß nicht“, stotterte sie.
    Die Nasenflügel ihres Vaters bebten. „Du bist dir nicht sicher? Du glaubst eher ihm als mir?“
    Sie fühlte sich innerlich völlig zerrissen. „Ich weiß nicht mehr, was oder wem ich glauben soll. Ach, Daddy, ich bin völlig durcheinander.“ In ihrer Kehle stieg ein Schluchzer auf.
    Er öffnete die Arme für sie, aber sie zögerte so lange, bis er sie wieder sinken ließ. „Du glaubst ihm.“
    „Überzeuge mich davon, dass es eine Lüge ist!“, flehte sie.
    „Dich überzeugen? Ich bin dein Vater. Und noch mehr als das: Ich habe dir auch die Mutter ersetzt, nachdem diese verdammte Schlampe abgehauen war.“
    Clea starrte ihn an. Diese tödlich verbitterte Seite ihres Vaters kannte sie nicht.
    Sie schwiegen beide eine ganze Zeit lang, ehe Clea sich wieder zusammenriss. „Ich habe nie daran gedacht, an dir zu zweifeln.“
    Bis jetzt.
    Mit jedem Moment schwand ihr unerschütterliches Vertrauen in ihren Vater ein wenig mehr. „Harry meint …“
    „Was?“
    Scharf wie ein Peitschenhieb ertönte seine Frage. Clea erschrak und fuhr nervös fort: „Harry hat mir gestanden, dass er mich nur heiraten will, weil er pleite ist. Mit deinem Einverständnis.“
    „Das ist nicht wahr!“ Ihr Vater reckte das Kinn nach vorne. „Harry wollte dich schon immer heiraten. Und er wäre der perfekte Ehemann für dich. Nur ist dieser elende Mistkerl dazwischengekommen.“
    „Ich habe mich in Brand verliebt.“
    „Liebe!“, gab er abschätzig zurück.
    „Zumindest musste Brand nicht erst bestochen werden, damit er mich heiratet.“ Als sie die erstaunte Miene ihres Vaters sah, sagte Clea unerschrocken: „Harry hat mir berichtet, dass du ihm eine kleine Belohnung geboten hast.“
    „Du hättest ihn schon damals heiraten sollen. Dann hätten wir jetzt keine Probleme.“
    Clea sah ihn an. „Sollte Brand deswegen sterben? Damit ich Harry heiraten kann?“ Ihr Magen drehte sich um. „Ich glaube, mir wird schlecht.“ Sie wandte sich ab, um zu gehen. „Ich sollte jetzt nach Hause.“
    Die leise Stimme ihres Vaters ließ sie innehalten. „Du verstehst nicht, Clea. Er hätte mich vernichtet. Alles, was ich aufgebaut habe. Er ist zu ehrlich.“
    Schockiert fuhr sie herum. „Wovon redest du?“
    „Ich habe das Verhängnis von Anfang an geahnt. Brands Verstand ist so messerscharf, ihm entgeht nichts. Und wenn er erst genügend Informationen gesammelt hat, dann zieht er mit seinem analytischen Geist genau die richtigen Schlüsse. Er hat im Irak und in Afghanistan gelebt. Er kennt den Antikenhandel im Mittleren Osten: die Mitspieler, den Schwarzmarkt, den regulären Markt. Er kann mit einem Blick eine Fälschung erkennen. Und er erinnert sich auch noch an das unbedeutendste Stück. Das konnte nicht lange gut gehen. Ich habe es gewusst.“
    Cleas Verwirrung verwandelte sich in Gewissheit – und in bittere Enttäuschung. „Du bist in den Handel mit geplünderten Objekten verwickelt.“
    Wie die Vase der Inanna. Und die Tempeldame. Und wer weiß wie viele andere Objekte sonst noch.
    „Dabei habe ich dich vorhin noch verteidigt“, meinte sie traurig. „Ich habe Brand gesagt, du würdest dich nie auf so etwas einlassen.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Im Grunde kenne ich dich gar nicht richtig, oder?“
    Sie musste sich bei
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