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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes
Autoren: Darius von Benin
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Jo & Jo
    Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, ich bin da keine Ausnahme. Unter
der Woche klingelt der Wecker jeden Morgen um 6:30 und, nach den Nachrichten,
erhebe ich mich dann von der Schlafstatt, begebe mich, nach dem Füllen des
Kaffeeknechts, ins Bad, um dort das allmorgendliche Duschritual zu zelebrieren.
Den Gang aufs Klo erledige ich dann meistens gleich in der Duschtasse, es kommt
ja eh alles in die gleiche Kanalisation. Frisch gewaschen und gekämmt geht es
dann über die Küche, Toaster und Eierkocher wollen ja auch gefüllt werden, zum
Anziehen zurück ins Schlafzimmer.
    Auch das Frühstück läuft nach immer dem gleichen Schema ab: auf die
erste Toastscheibe kommt Marmelade, auf die Zweite der Imkerhonig meines
Nachbarn. Der dritte Toast wird nur gebuttert und mit Salz bestreut und zum
mittelhart gekochten Ei, kommt von einem anderen Nachbarn, verzehrt. Das letzte
geröstete Weißbrot wird mit Nutella beschmiert und meistens hastig
verschlungen, denn wenn der Sport im Frühstücksfernsehen ausgestrahlt wird,
haste ich ins Schlafzimmer, um mich fürs Büro fertig zu machen.
    Meistens starte ich den Wagen, wenn der Nachrichtensprecher beginnt,
die Regionalnachrichten zu verlesen. Wenn dann der Verkehrshinweis einen Stau
am nahegelegenen Autobahnkreuz verkündet, biege ich rechts in die Hauptstraße
ein, die mich zu meinem Büro in der 20 Kilometer entfernten Kreisstadt führt.
An der ersten Kreuzung auf der Strecke, wenn man die beiden Einmündungen zu
Bauernhöfen so nennen darf, stehen immer die gleichen Jugendlichen, die auf den
Schulbus warten. Nur bei schlechtem Wetter nutzen sie den Unterstand.
     
     
    Montag, der 31.03.2008, war der Tag in meinem Leben, der den Bruch mit
meinen so sehr gehegten Gewohnheiten darstellte. Der Grund war meine
Geburtstagsfeier am Samstag vorher.
     
    Irgendwann, kurz vor Mitternacht, kam Chris, blonder Spaßvogel vor dem
Herrn und ein sehr guter Freund von mir aus Saarbrücken, auf die bekloppte
Idee, man könne doch die Badesaison eröffnen. Es lag wohl am guten Landbier,
dem schon reichlich zugesprochen worden war, aber alle stimmten dem Vorschlag
fast begeistert zu und stürmten bei knapp 15° Außentemparatur den Pool im
Garten. An Schwimmsachen hatte kein Mensch vorher gedacht und so entschloss man
sich kurzerhand zum Nacktbaden. Gut, vier Badehosen hätte ich verteilen können,
aber was sollte der Rest machen? Also ließ ich sie im Schrank und verteilte nur
die Badelaken, ehe ich auch ins kühle Nass sprang.
    16 nackte Männer tollten sich im Wasser und planschten wie die
Kleinkinder im Becken. Es kam, wie es kommen musste, mein Burzeltag entwickelte
sich langsam aber sicher zur Sex-Party, zur Gangbang, zur Orgie. Aber alle
Anwesenden waren ja alt genug und mündige Bürger. Der Jüngste der
Partygesellschaft, Marius, der Gartenbauingenieur, war 32 und der Ex von
Markus, meinem Anwalt. Wir waren seit seiner Trennung ein paar Mal in der Kiste
gewesen und ich habe den Sex mit dem fünf Jahre jüngeren Blonden einfach nur genossen.
    Der Austausch diverser Körperflüssigkeiten dauerte bis in die frühen
Morgenstunden, es wurde wie wild durch die Gegend gestreift, wenn man das so
sagen kann; feste Paarungen gab es nicht, es war das altbekannte „Bäumchen,
Bäumchen wechsle dich Spiel“, was da praktiziert wurde. Ich glaube, der Hahn
meines Nachbarn krähte schon, als ich zusammen mit Chris endlich ins Bett ging.
Marius lag zwar schon drinnen, wir nahmen ihn einfach in die Mitte. Es folgte
ein gemeinsames Rührei-Frühstück gegen Nachmittag und nach einem kurzen Dreier
auf der Terrasse im Abendrot, wir hatten inzwischen aufgeräumt, ließ ich den
Tag mit einem Bier nackt am Pool ausklingen.
     
    Besagter Montagmorgen begann wie jeder Wochenanfang, ziemlich
schrecklich! Ich hörte zwar die Nachrichten im Radio, nahm sie aber kaum wahr.
Auch das Frühstücksfernsehen bildete keinen großen Unterschied, erst als ich im
Wagen saß und der Moderator, nachdem Verkehrshinweis ausgestrahlt worden war,
mich auf die aktuelle Uhrzeit aufmerksam machte, fiel es mir wie Schuppen von
den Augen: „Scheiße!“ Ich hatte vergessen, auf Sommerzeit umzustellen! Ich war
exakt eine Stunde zu spät!
     
    Allerdings schien es nicht nur mir so ergangen zu sein, an der
Bushaltestelle stand Johannes, der Sohn meiner Nachbarn und hielt den Daumen
raus. Normalerweise nehme ich ja keine Anhalter mit, aber bei dem Sprössling
der Schulte-Beckendorfs machte ich eine Ausnahme und hielt an. Er
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