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GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor

GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor
Autoren: John Norman
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1
     
     
    »Lauf!« rief die Frau mir zu. »Lauf um dein Leben!«
    Sie hastete an mir vorbei, eine Bäuerin, in grobes Sackleinen gekleidet. Sie trug einen Bastkorb mit Vulos – gezähmte Tauben, die ihrer Eier wegen gehalten werden. Ihr Mann, eine Kiepe auf dem Rücken, folgte ihr dichtauf. Er machte einen großen Bogen um mich.
    »Vorsicht«, sagte er. »Ich trage einen Heimstein.«
    Ich trat zurück und machte keine Anstalten, meine Waffe zu ziehen. Obwohl ich der Kaste der Krieger angehörte und er nur ein Bauer war, behindert man nicht ohne weiteres einen Mann, der seinen Heimstein trägt.
    Als er erkannte, daß ich ihm nichts antun wollte, blieb er stehen und deutete zum Horizont. »Sie kommen«, sagte er. »Lauf, du Narr! Flüchte dich nach Turia!«
    Turia, die Stadt mit den hohen Mauern und den neun Toren, lag inmitten der gewaltigen Prärien, auf die die Wagenvölker Anspruch erhoben. Sie war bisher unbesiegt geblieben.
    Unsicher stolperte der Bauer weiter, wobei er immer wieder entsetzte Blicke über die Schulter warf.
    In einiger Entfernung machte ich andere Menschen aus, die offensichtlich vor etwas flohen – von Lasten gebeugt, Haustiere vor sich her treibend. Schon stob eine Herde kleiner Kailiauk an mir vorüber, stämmige Graslandtiere, sandfarben, wild, schwer, die breiten Köpfe mit einem dreizackigen Horn versehen; sie hatten keinen Wehrkreis gebildet, in dem sie Jungtiere und Weibchen schützten, nein, auch sie waren geflohen. Hinter ihnen entdeckte ich zwei der sechsbeinigen Präriesleen, kleiner als der Waldsleen, aber ebenso heimtückisch und bösartig, beide etwa zwei Meter lang, nicht weit davon entfernt einen Tumit, einen großen Laufvogel, dessen gekrümmter Schnabel nur zu deutlich von seinen Freßgewohnheiten zeugte.
    Die Wagenvölker erhoben Anspruch auf die südlichen Prärien Gors, vom schimmernden Thassa und den Bergen Ta-Thassa bis hin zu den südlichen Ausläufern der Voltai-Berge, die sich wie das Rückgrat Gors aus der Kruste des Planeten erhoben. Im Norden behaupteten sie sich sogar bis zu den riedbewachsenen Ufern des Cartius, eines breiten, schnellen Nebenflusses des unvergleichlichen Vosk. Das Land zwischen Cartius und Vosk hatte einmal innerhalb der Grenzen des großen Reiches von Ar gelegen, doch selbst Marlenus, Ubar aller Ubar, hatte es in seiner Amtszeit nicht gewagt, seine Tarnkämpfer nach Süden über den Cartius vorstoßen zu lassen.
    In den vergangenen Monaten war ich aus der nördlichen in die südliche Hemisphäre Gors vorgestoßen, zu Fuß, über den Äquator, wobei ich mich durch die Jagd ernährt hatte und zuweilen auch in die Dienste von Handelskarawanen getreten war. Ich hatte das Sardargebirge im Monat Se'Var verlassen, der auf der nördlichen Halbkugel ein Wintermonat ist, und war sehr lange unterwegs gewesen; nun hatte ich dieses Gebiet erreicht – von einigen die Ebene von Turia, von anderen das Land der Wagenvölker genannt –, und in dieser Hemisphäre herrschte der Herbst. Das will nicht viel besagen, da wohl aufgrund des Gleichgewichts zwischen Land und Wasser auf diesem Planeten keine sonderlichen Unterschiede zwischen den Jahreszeiten festzustellen sind. Andererseits sind Gors Temperaturunterschiede zuweilen extremer als die auf der Erde, was vermutlich auf die gewaltigen windgepeitschten Ebenen dieses Planeten zurückzuführen ist; obwohl Gor kleiner ist als die Erde und dementsprechend eine geringere Anziehung ausübt, mögen seine Landgebiete die meines Heimatplaneten weit übersteigen, obwohl ich das nicht genau weiß; die kartographisch erfaßten Regionen sind zwar gewaltig, stellen aber nur einen geringen Teil der Planetenoberfläche dar.
    Einige Minuten beobachtete ich reglos die Tiere und Menschen, die in Richtung Turia flohen. Ich vermochte ihr Entsetzen nicht zu verstehen. Selbst das Herbstgras wogte in gewaltigen Wellen in Richtung Turia und schimmerte dabei in der Sonne wie eine sandfarbene Brandung unter den dahinjagenden Wolken; es war, als suche selbst der Wind Schutz hinter den hohen Mauern der fernen Stadt.
    Ich schaute in die Richtung, aus der all die Flüchtenden gekommen waren. In einigen Pasang Entfernung entdeckte ich hohe Rauchwolken, die in die kalte Luft stiegen. Offenbar brannten dort Felder. Die Prärie selbst brannte nicht; nur die Felder von Bauern waren betroffen, die Felder von Menschen, die sich den Boden urbar gemacht hatten; das eigentliche Präriegras, das den mächtigen Bosk ernährte, blieb verschont.
    Auch
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