Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
und wunderte mich selbst, daß ich meine Stimme in der Gewalt hatte. »Doppelt!«
    Er nahm ein Glas aus dem Ständer, die Flasche aus dem Regal und wollte einschütten.
    »Gib die ganze Flasche her«, sagte ich. »Ich bediene mich selbst.« Ich griff danach, und er überließ sie mir.
    Ich goß mein Glas voll. Ich goß und goß. Forester stand immer noch unverändert neben mir. Ich spürte wohl, daß er mich aus den Augenwinkeln beobachtete.
    Mein Glas lief über, und in diesem Augenblick griff ich an. Ich schwang die Flasche herum, und ich legte mich selbst in den Schwung.
    Er hatte den Angriff erwartet. Er wich aus, aber nicht schnell genug. Er war wohl der Meinung gewesen, ich würde zur Pistole greifen, und hatte nicht mit einem Angriff in dieser Form gerechnet.
    Zwar erwischte ich ihn nicht an der Schläfe, wie ich wollte, aber er bekam einen Hieb gegen die untere, rechte Gesichtshälfte. Forester flog vier, fünf Schritte zurück, krachte gegen einen Tisch und ging zu Boden.
    Die Frauen im Raum schrien auf. Ich feuerte die Flasche in die Gegend und hielt die Null-acht schon in der Hand, bevor die Frauen aufgeschrien hatten.
    Ich sah Phil in der Tür stehen, den Hut noch immer im Nacken, den Colt in der Hand. Der Fall war klar. Wir hatten John Forester, und es schien mir merkwürdig und ein wenig lächerlich, daß er noch nicht gefangen worden war.
    Ich ging auf ihn zu. Er hatte sich aufgerichtet, saß jetzt auf der Erde, hielt sich die rechte Wange und sah mir entgegen. Sein Blick war immer noch völlig unverändert. Weder Haß, noch Angst, noch Wut waren darin zu lesen.
    »Stehen Sie auf, John Forester«, sagte ich. Er rührte sich nicht. Ich beugte mich über ihn und nahm ihm mit einem schnellen Griff die Pistole aus der Brusttasche.
    »Stehen Sie auf!« verlangte ich noch einmal, und jetzt gehorchte er. Seine Bewegungen waren so geschmeidig und glatt, als hätte der Schlag ihm nichts ausgemacht. Aufrecht stand er vor mir. Er lächelte dünn. Sein Blick glitt von mir ab, seine Augen weiteten sich plötzlich, ein gefährliches, loderndes Feuer flammte in ihnen auf, und er befahl hart und herrisch: »Faßt ihn!«
    Dieser Befehl galt den Burschen, die uns in einem großen Halbkreis umstanden. Alle Augen waren auf mich gerichtet, aber ich glaubte nicht, daß sie der Aufforderung folgen würden. Ich warnte:
    »Macht keinen Unsinn. Das hier geht euch nichts an!«
    »Faßt ihn!«, befahl Forester noch einmal.
    Ich spürte selbst, daß etwas Merkwürdiges von ihm ausging, eine Gewalt, die zum Gehorchen zwang.
    »Gebt den Weg frei!« warnte ich nach rückwärts.
    Ich sah Forester lächeln, dünn, böse und triumphierend. Bevor ich noch erkannte, was dieses Lächeln bedeutete, hörte ich den Aufschrei einer Männerstimme, Phils entsetzten Ruf: »Achtung, Jerry!« und fühlte mich von zwei mächtigen Armen umklammert. Eine Faust schlug von hinten auf meine Hand mit der Pistole. Dann riß mich eine Traube von Menschenleibern zu Boden und begrub mich unter sich.
    Phil hat mir später erzählt, wie sich die ganze Geschichte von seinem Standpunkt aus ansah. Er war in die Kneipe gekommen, als der Aufschrei ihm verriet, daß die Sache losging. Da Forester schon auf der Erde lag, als er eintrat, faßte er an der Tür Posten. In der Zeit, in der sich der »Schweigsame« vom Boden erhob, bildeten die Gäste ein dichtes Halbrund um ihn und mich. Forester stand mit dem Gesicht zur Tür. Sein erster Befehl bewirkte, daß sich der Halbkreis enger schloß, die Männer unruhig wurden. Beim zweiten Befehl sah Phil, wie sich ein großer Kerl plötzlich auf mich stürzte, ein zweiter mir auf die Hand hieb. In der nächsten Sekunde war alles ein Knäuel. Wegen der Frauen mitten in diesem Knäuel konnte Phil nicht schießen. Wie aus dem Boden gewachsen stand dann Forester plötzlich vor ihm. Sein Angriff kam gedankenschnell. Erfaßte Phils Arm mit der Pistole, eine Drehung in den Hüften, und Phil landete in einem Bogen über seine Schulter flach auf dem Bauch. Er schlitterte noch ein Stück. Er hörte ein Schlagen der Tür, und Forester war verschwunden. Wenn Phil sich sofort an die Verfolgung gemacht hätte, hätte er ihn vielleicht erwischt, denn er hielt die ganze Zeit die Pistole krampfhaft in der Hand, aber Phil fürchtete für mein Leben. So rappelte er sich also hoch und knallte drei Schüsse gegen die Decke. Gleichzeitig schrie er: »Auseinander! Geht auseinander, verdammt!«
    Das Knallen der Schüsse waren das erste, was ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher