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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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eben an den Kragen wollte, da zog er die Kanone und löschte Bless aus. Und ich habe noch nie eine Kanone besessen.«
    »Wir wissen, daß du in Ordnung bist«, lobte ich ihn, »aber wir geben dir eine Chance, Bless’ Tod zu rächen. Du willst ihn doch rächen?«
    Er sagte »ja«, aber es klang nicht sonderlich begeistert.
    »Paß auf!« sagte ich eindringlich. »Wir haben gute Gründe zu der Annahme, daß der ,Schweigsame’ in Kürze in Pittsburgh auftaucht, vielleicht auch schon hier ist, um Leute für eine neue Sache zu suchen. Wenn wir uns in seine Kreise wagen, erfährt er es sofort und verschwindet. Dich aber kennen sie alle. Bei dir schöpft niemand Verdacht. Wir brauchen Hinweise, wo er auftaucht, mit wem er umgeht und möglichst auch, was er plant. Du sollst uns diese Hinweise liefern. Wir nehmen dann den Mann hoch, der deinen Freund tötete, und besorgen ihm die Strafe, die er verdient.«
    »Und vier oder fünf anständige Jungens gehen mit hoch«, brummte er ablehnend. »Ohne mich, G-man, ich pfeife nicht.«
    »Unsinn«, zerstreute ich seine Bedenken. »Wenn wir ihn Tor der Ausführung der Tat fassen, gehen die Leute, die er dafür geheuert hat, straffrei aus.«
    Während des ganzen Gesprächs hatte mich Blim aus unruhigen Augen ständig fixiert. Jetzt brach er aus:
    »Ihr wollt mich nur leimen. Ihr stellt mir eine Falle.« Sein dicker Finger zeigte auf mich. »Du steckst mit dem ›Schweigsamen‹ unter einer Decke. Ein Blinder sieht, daß du mit ihm verwandt bist. Wahrscheinlich bist du ein Bruder von ihm.« Er bekam plötzlich Angst und fuhr mit zitternder Stimme fort: »Höre, dein Bruder oder Vetter oder was er sonst ist, hat Bless umgelegt. Ich habe gestern eine Menge dummes Zeug darüber gequatscht, aber ich war betrunken. Bless war mein Freund, das ist wahr, aber es war seine Schuld, daß er mit dem ›Schweigsamen‹ anbandelte. Er griff als erster zur Kanone, und deinem Bruder blieb nichts anderes übrig als zu schießen. – Das ist meine Meinung, und ich würde nicht nach der Polizei rufen, wenn dein Bruder mir über den Weg lief.«
    »Stimmt«, antwortete ich, »dazu bist du zu feige, aber du brauchst nicht nach der Polizei zu rufen. Sie ist schon da.« Ich hielt ihm meinen FBI-Ausweis unter die Nase.
    Er studierte ihn lange. Sein Gesicht wurde abwechselnd rot und weiß.
    »Du änderst deine Meinung wie eine Wetterfahne bei umspringendem Wind«, redete ich ihm ins Gewissen, »aber dennoch wirst du uns helfen. Denk an Bless und reiße dich zusammen.«
    Mir wurde von meinen eigenen Worten übel, wie ich hier einem trunksüchtigen Schläger hochtrabende Sätze von Freundestreue übers Grab hinaus und so weiter vorkaute, aber es sah aus, als verginge das Gequatsche. Blim sagte, wenn auch noch etwas zögernd: »Ich habe ja selbst eine mächtige Wut auf den Kerl, aber der ,Schweigsame ist gefährlich. Ich habe es selber gesehen, wie er Bless fertigmachte. Drei, vier Bewegungen, schnell wie eine Natter, dann plötzlich die Kanone in der Hand, wie hineingezaubert, und er drückte den Finger durch, ohne daß seine Wimpern zuckten.«
    Ich sah mir Blim genau an, während er sprach. Er war ein primitiver Bursche. Ich beschloß, einwandfreies Englisch mit ihm zu reden.
    »Höre zu, Blim«, sagte ich und goß ihm sein Glas neu voll, »daß es mit der Leuchtkraft deines Geistes nicht weit her ist, weißt du selbst. Allgemein bist du als ein Mann bekannt, der zwar gut schlagen kann, aber auf den dümmsten Trick hineinfällt. Bleib schön ruhig! Ich nenne das Kind beim Namen, und es heißt so. Gerade aber, weil du als harmlos und ein wenig geistig unterbemittelt giltst, kannst du uns am besten bei unserer Suche nach dem ›Schweigsamen‹ unterstützen. Von dir erwartet niemand, daß du einen selbständigen Gedanken zu fassen fähig bist. Niemand beachtet dich, und niemand denkt daran, daß du dich auch für etwas anderes als dieses hier interessieren könntest.« Ich zeigte auf die Flasche. »Du brauchst nichts anderes zu tun, als dich dort aufzuhalten, wo du dich gewöhnlich herumtreibst, in Pittsburghs dunklen Kneipen. Es wäre gut, wenn du deinen Whiskykonsum vorübergehend ein wenig einschränken und dafür die Augen etwas mehr offenhalten würdest. Das Versäumte kannst du hinterher nachholen. Du hast die einzige Aufgabe, uns anzurufen, wenn du irgend etwas über den ›Schweigsamen‹ hörst, oder wenn er irgendwo auftaucht. Den Rest übernehmen wir selbst, und wir gestatten dir gerne, dich bei dem
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