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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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er sei… einer von uns gewesen.«
    »Er war G-man«, antwortete Mr. High mit Nachdruck. »Vor zehn Jahren war er Beamter der Bundesgeheimpolizei im Bezirk New York, und er war ein tüchtiger Beamter. Ich habe hin selbst gekannt.«
    Er schlug einen Aktenordner auf, den er vor sich liegen hatte.
    »Ich werde euch die Geschichte John Foresters erzählen«, fuhr er fort. »Dann werdet ihr erkennen, warum diese Aufgabe schwieriger als alle bisherigen ist. Vor zehn Jahren also war Forester FBI-Agent, ein eifriger, umsichtiger, hochintelligenter Junge, gegen dessen Zähigkeit die Leute, auf die er angesetzt wurde, keine Chance hatten. Er zog einige große Fische aus dem Teich, und er hatte die besten Aussichten auf eine rasche Karriere. Dann erhielt er die Aufgabe, Lucky Green zur Strecke zu bringen, der damals eine Gang im Hafen auf die Beine gestellt hatte und die Reedereien erpreßte. Forester nahm die Sache mit der gewohnten Tatkraft in die Hand. Nach sechs Wochen kannte er Greens Unterschlupf und hätte ihn fassen können. Da schickte ihm Lucky die eigene Tochter über den Weg.«
    Er machte eine kleine Pause und strich sich übers Haar.
    »Viel ist von Lilian Greens Schönheit nicht mehr geblieben«, sagte er, »seit sie im Frauengefängnis sitzt, weil sie einen ihrer späteren Liebhaber aus Eifersucht erschoß, aber damals war sie eine ungewöhnlich reizvolle Frau. Nicht nur schön im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern auch klug. Kurz und gut, John Forester vergaß bei ihrem Anblick Eid und Aufgabe. Er liebte sie mit einer Leidenschaft, die jede Regung seines Gewissens erstickt haben muß. Weil sie ihn darum bat, lenkte er die Untersuchungen in eine falsche Bahn und warnte Lucky Green, als er ausgehoben werden sollte. Damit hatte er zum erstenmal in seiner Laufbahn eine Aufgabe nicht erfüllt, aber er hatte auch seinen Verrat so geschickt getarnt, daß wir an Pech glaubten, wie es jeder einmal haben kann. Er wurde mit anderen Aufgaben betraut, aber er löste in den sechs Monaten, die er noch G-man blieb, keine mehr. Er hatte einfach nur noch Gedanken für Lilian Green. Ungefähr ein halbes Jahr nach der Panne mit Lucky Green verhaftete eine andere Abteilung im Zusammenhang mit einer Hehlergeschichte einen gewissen Flip Factur. Factur war bei Green so etwas wie ein Sekretär gewesen, und von ihm erfuhren wir von Foresters Warnung, an der Greens Verhaftung gescheitert war.«
    Wieder schwieg Mr. High einen Augenblick. »Ich schickte damals selbst die Leute los, die Forester verhaften sollten«, sagte er dann. »Sie fanden ihn in Lilian Greens Wohnung. Bis zu diesem Augenblick wäre er wahrscheinlich mit der schimpflichen Ausstoßung aus dem Staatsdienst davongekommen, aber er tat das Unwahrscheinliche, das kein Mensch von ihm erwartet hätte. Er hob die Pistole gegen die eigenen Kameraden und schoß sich den Weg frei. Er verwundete zwei Leute und entkam, selbst angeschossen. Es wurde nach ihm gefahndet, aber er blieb verschollen. Wir nahmen an, er sei außer Landes gegangen, bis der Postraub in Cincinnati geschah und wir entdeckten, daß er dahintersteckte. Er hielt dann lange Ruhe. Erst viel später kam der Überfall auf die Bank und anschließend der Mord an Bless, dem Ringer.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an, während Mr. High weitersprach:
    »Es sind verschiedene Versuche gemacht worden, Forester zu fangen. Im Anfang beobachteten wir Lilian Green, weil wir hofften, er würde sich in ihre Nähe wagen. Vier oder fünf Monate nach seiner Flucht versuchte er es tatsächlich, aber er war so vorsichtig, daß er wieder entkam, bevor wir zugreifen konnten. Ungefähr ein Jahr später hatte das Mädchen die Auseinandersetzung mit Foresters Nachfolger, in deren Verlauf sie den Mann niederknallte, verurteilt wurde und hinter Gefängnismauern verschwand. Forester hat davon natürlich durch die Zeitungen erfahren, und ich glaube, erst seitdem ist er richtig gefährlich geworden.«
    Er richtete den Blick seiner grauen Augen genau auf mich.
    »Ich möchte, daß Sie genau begreifen, Jerry, wie gefährlich Forester ist. Er ist kein gewöhnlicher Gangster, der ein Verbrechen aus Gewinnsucht verübt. In den sieben Jahren, die Forester auf der Fahndungsliste steht, hat er nur zwei Verbrechen organisiert, abgesehen von dem Mord an Bless, der in ursächlichem Zusammenhang mit dem Bankraub steht, den Bless nicht mitmachen wollte. Forester raubt nur, wenn er unbedingt Geld nötig hat, und dann sind seine Unternehmungen so
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