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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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Es gab einen Mann, der seit sieben Jahren auf den Fahndungslisten stand. Anfangs trieb er sich in der unteren Hälfte herum, so auf Platz achtundzwanzig oder dreißig. Dann raubte er in Cincinnati einen Geldtransport der Post auf offener Straße aus und rutschte damit auf Platz sechs.
    Als er aber vor drei Jahren die Bank in Pittsburgh plünderte und kurz darauf Bless, den »Ringer«, erschoß, weil er ihm den Gehorsam verweigerte, setzte ihn das FBI-Hauptquartier auf Platz eins der Fahndungsliste. Dort stand er nun munter seit sechsunddreißig Monaten. Obwohl die besten Leute auf ihn angesetzt wurden, behielt er Leben und Freiheit.’
    Wir sprachen nicht gern von diesem Mann, denn die Tatsache seiner Existenz war in mehr als einer Hinsicht blamabel für uns, nicht nur, weil wir ihn nicht zur Strecke bringen konnten, sondern besonders deshalb, weil er – G-man gewesen war. Sein Name lautete John Forester, und obwohl er seit drei Jahren als Feind Nr. 1 auf den Listen erschien, kannte die Öffentlichkeit den Namen kaum.
    Mein Freund Phil Decker und ich kamen von der Opium-Sache aus San Francisco nach New York zurück. Wir erhielten acht Tage Sonderurlaub, und ich für meinen Teil beschloß, die acht Tage hauptsächlich zu verschlafen. Vier Tage lang schaffte ich das auch ganz schön. Ich schlummerte bis in den hohen Mittag, trieb ein wenig Sport, ging ins Kino, auch in eine Bar, und fühlte mich wohl. Am fünften Morgen aber weckte mich das Telefon.
    Mein Chef, Mr. High, Leiter der Bundesgeheimpolizei, Bezirk New York, war am Apparat.
    »Wenn Sie ausgeschlafen haben, Jerry, kommen Sie zu mir«, sagte er.
    Ich brachte mich in die Senkrechte, kroch unter die Dusche, nahm mir den Bart ab, stopfte mir einen Sandwich in den Mund und machte mich auf die Strümpfe zum FBI-Hauptquartier.
    Seit zwei Tagen war ich nicht mehr auf die U-Bahn oder auf einen Dienstwagen angewiesen. Ich hatte meine ganzen Ersparnisse zusammengekratzt und war damit zu einem Vertreter von ausländischen Fahrzeugen gegangen. Nach langem Palaver und unzähligen Proberunden ließ ich mir von ihm einen Jaguar-Zweisitzer mit roten Polstern andrehen. Ich legte dafür alle Dollars, die ich je bei dem FBI verdient hatte, auf den Tisch des Hauses, aber der Wagen war auch einfach eine Wolke. Er schaffte so 120 Meilen in der Stunde und lag dabei auf der Straße wie hingegossen. Phil und ich tauften ihn mit einer Flasche echten französischen Sektes, indem wir ihm stilgerecht ein halbes Glas vor den Kühler schütteten und den Rest uns durch die Kehle jagten. Der Jaguar erhielt den gleichen schönen Namen, den ich in der Taufe bekommen hatte. Wir nannten ihn »Jeremias«, aber jede Abkürzung wurde im vorhinein streng verboten.
    Ich holte also »Jeremias« aus dem Stall und kutschierte ihn brav im zweiten Gang durch New Yorks Verkehrsgewühl zum FBI-Hauptquartier. Die Kollegen im Bereitschaftsraum nahmen mich gewaltig auf den Arm, als sie mich in einem Filmstar-Auto angerollt kommen sahen, und ich rettete mich schnell in Mr. Highs Büro.
    Phil war schon beim Chef. »Tut mir leid, eure Ferien zu stören, Jungens«, sagte Mr. High, »aber ich fürchte, in gewisser Beziehung sind Sie selbst daran schuld, Jerry. Sie scheinen in Washington so etwas wie einen Ruf bekommen zu haben.«
    Ich spitzte die Ohren. Seit meiner Tätigkeit beim FBI hatte ich einige Gangster erster Klasse gejagt und gefaßt. Pickford, den Bandenchef, Costler, den Mordunternehmer, die Falschgeldbrüder Means und den Opiumhändler Lester Visconti nebst seinem chinesischen Kompagnon Wong-Chu und seiner schleichenden Totschlägergarde. All diese Knaben waren harte, verschlagene, brutale Burschen gewesen und die Jagd auf sie wahrhaftig kein Schmetterlingsfangen. Mr. High wußte genau, wie viel Schweiß Phil und ich dabei vergossen hatten. Er selbst war einmal, Phil sogar zweimal angekratzt worden, und auch ich durfte mich über mangelnde Lädierung meines Adams nicht beklagen. Wenn also der Chef von einer noch schwierigeren Sache sprach, konnte ich mit Recht gespannt sein.
    »Ihr kennt beide den Namen John Forester?« fragte Mr. High.
    Ich muß gestehen, mir wurde leicht unheimlich. Auch Phil rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl.
    »Ich habe einiges von ihm gehört«, sagte ich vorsichtig. »Er ist Nummer eins auf der internen Fahndungsliste. Er hat einige Sachen gedreht, ein Postauto ausgenommen, eine Bank beraubt und, glaube ich, einen Ganoven über den Haufen geschossen. Außerdem erzählen sie,
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