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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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wieder mit vollem Bewußtsein vernahm. Ich lag ganz unten und hatte das Gefühl, das gesamte Himalajagebirge laste auf mir. Abgesehen davon tat mir kein Mensch etwas. Sie hingen alle viel zu sehr ineinander, als daß jemand wirklich hätte zuschlagen können.
    Die Schüsse und Phils scharfe Befehle bewirkten, daß die Bande zur Vernunft kam. Einer nach dem anderen löste sich aus dem Knäuel, und als letzter sammelte ich meine Knochen zusammen, stöhnte ein wenig und richtete mich auf.
    Ich hielt mir das Kreuz und fluchte einiges. Mein Hut lag noch auf den Dielen, ein formloses Filzgeknautsche. Ich hob ihn auf und versuchte, ihn in seine alte Form zu bringen. Phil kam unterdessen heran.
    »Alles in Ordnung, Jerry?« fragte er besorgt.
    »Ja, ich denke«, brummte ich und machte ein paar Rumpfrollen, um die Gelenke ins richtige Geleise zu bekommen.
    Die Ganoven standen in mehr oder weniger großer Entfernung herum und starrten uns dumm an. Joel Necker tat, als habe er unbedingt etwas an seinem Flaschenregal zu ordnen.
    »Hast du gesehen, wer als erster über mich herfiel?«, fragte ich Phil.
    »Der und der« antwortete er und bezeichnete mir einen breitbrüstigen Mann mit einem roten Halstuch und einen nicht weniger breiten in einem blauen Pullover. Beide hatten sie dumme, brutale Gesichter.
    Ich kaufte mir den mit dem Halstuch. »Kannst du mir sagen, was ich dir getan habe, daß du dich in meine Angelegenheiten mischst?« fragte ich ihn sanft.
    Er sah unsicher zu Boden. »Na, weil er es befahl«, brummte er. »Du bist schließlich zuerst über ihn hergefallen.«
    »War er dein Freund?«
    »Nein«, sagte er geradezu erstaunt.
    »Und trotzdem riskierst du dein eigenes Fell, um ihn aus der Klemme zu holen?«
    Er rückte an seinem Halstuch. »Es ist gefährlich, einen Befehl des ›Schweigsamen‹ nicht zu gehorchen.«
    Ich gestehe, mich packte der Zorn, als ich wieder einen Beweis der rätselhaften Macht erhielt, die Forester über diese Unterweltler ausübte.
    Ich trat näher an den Breitbrüstigen heran. »Es ist genauso gefährlich, mit mir anzubinden«, sagte ich leise. »Paß auf!«
    Er nahm instinktiv die Arme hoch, aber ich schlug ihm die Deckung wieder herunter. Dann bekam er einen Linken und einen Rechten links und rechts von der Kinnspitze. Er polterte gegen die Theke, war aber ziemlich hart und kam nicht von den Füßen. Erst starrte er mich verwundert an, dann stieß er einen grunzenden Laut der Wut aus und rückte gegen mich an. Ich tauchte unter zwei seiner Schwinger weg, verpaßte ihm einige Sachen auf die kurzen Rippen und in die Magengrube, die ihm die Luft Wegnahmen, und dann keilte ich ihn vor mir her, bis ich ihn in der Nähe des roten Vorhangs noch einmal stellen konnte. Dort setzte ich ihm eine krachende Rechte genau auf den Punkt, die ihn gegen das Orchestrion schleuderte. Das elektrische Klavier wimmerte auf und brach unter der Last des Mannes mit klingend springenden Saiten und krachendem Holz zusammen. Der Rest von beiden, Klavier und Mann, war vorläufig nicht mehr zu gebrauchen.
    Aufatmend kehrte ich zur Theke zurück. Vor Überraschung und auch unter dem Druck von Phils Pistole hatte niemand gewagt, in den Kampf einzugreifen. Der Pullovermann wurde sehr blaß um die Nase. Er dachte, er käme an die Reihe, aber ich ließ ihn ungeschoren. Ich kaufte mir Joel Necker, den Wirt.
    »Die hohe Polizei hat einige Sachen mit dir zu bereden.«
    »Ich habe mit nichts zu tun.«
    »Unterhalten wir uns in Ruhe darüber«, erklärte ich, und als er immer noch zögerte, wurde ich energischer. »Los, komm hinter deiner Theke hervor!«
    Er kam. Ich faßte ihn am Arm, winkte Phil mit einer Kopfbewegung, uns zu folgen, und stieß ihn gegen den roten Vorhang.
    Hinter dem Vorhang befand sich eine Tür, die zu den Privaträumen Joels führte. Gleich auf dem Tisch im ersten Raum sah ich einen Aschenbecher, der mit halbgerauchten Zigaretten gefüllt war, und ich nahm an, daß hier die Unterredung zwischen Necker und Forester stattgefunden hatte. Ich drückte ihn auf den nächsten Stuhl und zog mir einen anderen heran. Phil blieb wieder an der Tür stehen.
    »Du solltest deine Gäste besser in Zucht halten, daß sie nicht heimtückisch über G-men herfallen und sie in der Arbeit stören.«
    »Die Jungens konnten nicht wissen, daß ihr G-men seid«, antwortete er frech, und damit hatte er sogar recht.
    Auch ich hatte mir längst überlegt, daß die Brüder, die im Lokal über mich hergefallen waren, kaum wegen
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