Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Beistandes für einen Gangster belangt werden konnten. Sie würden sich doch darauf hinausreden, sie hätten rein instinktiv dem Angegriffenen beigestanden.
    »Höre zu, lieber Joel«, sagte ich eindringlich. »Deinen Gästen vermag der Richter vielleicht keinen vorsätzlichen Angriff auf einen Beamten nachweisen können, aber dir kann ich einige sehr unangenehme Monate besorgen.«
    »Wieso?« fragte er frech.
    Ich setzte es ihm sorgfältig auseinander.
    »John Forester oder der ›Schweigsame‹, wie ihr ihn nennt, ist ein gesuchter Verbrecher. Du weißt das, denn er hat vor drei Jahren in deinem Laden Bless, den ›Ringer‹ erschossen. Du wirst nicht behaupten wollen, daß er sich in dieser Zeit so verändert hat, daß du ihn nicht erkannt hast. Statt aber sein Auftauchen der Polizei zu melden, führst du freundliche Unterredungen mit ihm.«
    Er senkte den Kopf. »Was soll ich machen? Er ist gefährlich.«
    Ich lachte. »Auf diese Gefährlichkeit redet ihr euch alle hinaus, aber ein Richter wird dein Hasenherz nicht gebührend berücksichtigen, wenn er das Strafmaß bemißt. Daß man dir außerdem deine Bude schließt, brauche ich wohl nicht gesondert zu erwähnen.«
    Diese Aussicht schien ihn mehr zu erschrecken als die drohenden Gitter. Er atmete schwer, zögerte und fragte dann stoßweise:
    »Was wollen Sie wissen?«
    »Alles natürlich. Was wollte Forester von dir?«
    »Nur die Weitergabe einer Nachricht an drei Leute.«
    »Welche Nachricht und an welche Leute?«
    Er trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte und antwortete nicht.
    »Ein Gefängnisjahr ist lang«, half ich nach.
    »Die Nachricht ist bestimmt für Jimmy Lygett, Greg Pelser und Juggy, den Afrikaner«, entschloß er sich zu sagen. »Und sie lautet?«
    »Sie sollen sich in zwei Tagen zu dem Zug um vier Uhr vierundfünfzig nach Chicago am Bahnhof einfinden. Der Rest der Botschaft ist eine Drohung.«
    »Sage auch die Drohung!«
    »Es gäbe keine Ausreden und keinen Ungehorsam. Er würde jeden Widerspruch entsprechend bestrafen.«
    Necker faßte unter seine Schürze und legte einen Briefumschlag auf den Tisch. »Darin sind die Fahrkarten«, erklärte er, »und dreihundert Dollar Reisekosten für jeden.«
    Ich nahm den Umschlag in die Hand, aber ich öffnete ihn nicht. Ich spielte gedankenverloren damit und wog die Risiken des Planes ab, der in mir keimte.
    »Waren Lygett, Pelser und Juggy die Leute, die unter Foresters Führung den Bankraub vor drei Jahren mitmachten?«
    So weit ging Joels Bereitschaft zum Reden nun wieder nicht. »Keine Ahnung. Ihr müßt sie schon selbst fragen.«
    Ich entschloß mich, meinen Plan durchzuführen. Ich hielt dem Wirt den Umschlag wieder hin.
    »Du führst den Auftrag des ›Schweigsamen‹ genau aus«, sagte ich. »Seine drei Kumpane erhalten von dir Nachricht, Fahrscheine und Geld. Wenn du von ihnen oder vielleicht von Forester selbst telefonisch nach dem Ergebnis dieser Unterhaltung gefragt wirst, behauptest du, wie ein Grab geschwiegen zu haben.« Ich nahm ihn an seiner weißen Jacke. »Wenn nicht wenigstens die drei Männer, an die diese Botschaft gerichtet ist, in zwei Tagen am Bahnhof erscheinen, nehme ich das als Beweis, daß du den Mund nicht halten konntest. Ich werde dich dann wegen Beihilfe verhaften lassen. Kapiert?« Ich ließ ihn los.
    Er rieb sich den Hals und nickte. Ohne Abschiedsgruß verließen Phil und ich seine Kemenate.
    In der Wirtschaft standen die sauberen Gäste noch zu Massen geballt. Auch mein spezieller Freund hatte sich aus den Klaviertrümmern hochgerappelt und kühlte sein anschwellendes Gesicht.
    Respektvoll gaben sie uns eine Gasse frei und unter tiefem Schweigen verließen wir den »Vollen Mond«.
    »Wenn die Kerle vorhin auch so rücksichtsvoll gewesen wären«, seufzte Phil, als wir auf die Straße traten, »dann hätten wir John Forester jetzt.«
    Ich rieb mir die Stirn. »Irgendeine merkwürdige Macht geht von dem ¡Schweigsamen’ aus«, erwiderte ich nachdenklich. »Sie können ihn nicht leiden, sie haben Angst vor ihm, und dennoch gehorchte sie seinen Befehlen.«
    »Eben aus Angst gehorchten sie ihm.«
    »Aber es muß eine Heidenangst sein. Bedenke, ich habe ihn am Boden. Er besaß keine Waffe mehr, aber ich hielt die Kanone in der Hand, du standest ebenfalls bewaffnet an der Tür. Trotzdem ergriffen sie seine Partei.«
    Phil zuckte zum Zeichen, daß auch er es nicht erklären konnte, mit den Schultern.
    »Und du glaubst, Necker würde dichthalten, wenn Forester ihn in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher