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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Vorzeigefamilie
    Der 9. April 2009 ist Gründonnerstag. Ostern steht vor der Tür. Warme Tage ohne Regen mit Höchsttemperaturen bis zu 24 Grad sind angekündigt, die Sonne scheint jetzt schon fast zwölf Stunden.
    Eislingen ist eine Stadt im Filstal in Baden-Württemberg mit 20000 Einwohnern, fünf Kilometer von Göppingen und knapp 50 Kilometer von Stuttgart entfernt. Auf ihrer Homepage präsentiert sich die Stadt mit den Worten: »Unser Eislingen … – nicht ganz ohne Stolz kommt vielen Bürgerinnen und Bürgern dieser Satz über die Lippen. […] Alle Generationen leben gern in ›ihrem‹ Eislingen.«
    Auch Familie H. lebt hier. Es scheint die ideale Vorzeigefamilie zu sein: Vater, Mutter, drei wohlgeratene Kinder.
    Sie wohnen in einem dreistöckigen Haus mit spitzem Dach in der Friedhofstraße, vorn ist das Grundstück durch einen bejahrten Jägerzaun und einen schmalen Streifen Wiese zur Straße hin abgegrenzt. Die Gegend ist vorstädtisch geprägt, es gibt viele Einfamilien- oder Reihenhäuser, die Straßen sind verkehrsberuhigt. Das Haus von Familie H. ist zartgelb gestrichen, die dunklen Fensterläden heben sich vom hellen Putz ab. Im rückwärtigen Bereich gibt es einen Garten.
    Hansjürgen H., der Vater, ein großer sportlicher Mann, sieht mit seinen kurzen grauen Haaren jünger als 57 aus. Er ist Heilpraktiker und hat einen ausgezeichneten Ruf, auch über Eislingen hinaus. Außer seiner heilpraktischen Tätigkeit ist Hansjürgen H. als Referent tätig, er hält Vorträge über Naturheilverfahren. Der Vater engagiert sich auch in der Gemeinschaft. Seit fast 20 Jahren ist er in der Kirchgemeinde der nahegelegenen Lutherkirche aktiv. Seine Praxis befindet sich im Erdgeschoss des Wohnhauses.
    Im dritten Stock hat Familie H. ihre Wohnung; auch die beiden erwachsenen Töchter, Ann-Christin und Annemarie wohnen noch zu Hause. Sie studieren im benachbarten Schwäbisch Gmünd Lehramt und sparen sich so die Miete. Außerdem sind sie gern daheim. Andreas, der einzige Sohn, ist 18 Jahre alt und besucht das Wirtschaftsgymnasium in Göppingen. Die Realschule in Eislingen hat er mit guten Ergebnissen abgeschlossen.
    Seine Mutter Else ist Englischlehrerin. Auch sie hat in Schwäbisch Gmünd studiert, genau wie ihre beiden Töchter es nun tun. Die Familie ist beliebt in Eislingen.
    Weihnachten 2008 schreibt der Vater wie immer Briefe an Verwandte und Bekannte. Er schreibt von dem wunderbaren Urlaub, den die Familie im Mai 2008 auf Mallorca verbracht hat. Auch Frederik, Andreas’ bester Freund, war mit dabei.
    Hansjürgen H. legt dem Brief auch ein Foto bei: Die Familie im Wohnzimmer; Vater und Sohn sitzen auf einer Couch, davor die drei Frauen, an der Wand dahinter hängen Bilder.
    Alle fünf machen einen fröhlichen Eindruck. Andreas ist der Einzige, der nicht in die Kamera schaut. Er ist zwar nicht sehr dicht an seinen Vater herangerückt, hat jedoch trotzdem einen Arm um ihn gelegt, blickt ihn an und lächelt. Die 22-jährige Annemarie, »Mimi« genannt, ist vorn rechts auf dem Bild. Sie hat eine karierte Bluse an, die Haare sind streng zurückgekämmt. Ihr Lächeln wirkt offen und sehr freundlich. Else H. sitzt in der Mitte. Sie trägt Rot. Das brünette Haar fällt offen bis auf die Schultern. Auch die Mutter lacht. Ann-Christin – »Chrissi« –, die 24-jährige Schwester von Andreas, wirkt ernster. Nur ihr Mund ist nach oben verzogen, die Augen lächeln nicht mit. Insgesamt ist es ein fast perfektes Foto einer fast perfekten Familie. Der Vater beendet den Weihnachtsbrief mit den Worten: »Mit unseren Kindern sind wir sehr gesegnet. Alle sind gesund und machen uns viel Freude. Ich hoffe, dass alle, die diesen Brief lesen, genauso gesund und zufrieden sind wie wir.«
    Nun ist es Frühling geworden, recht zeitig in diesem Jahr 2009, schon im März scheint die Sonne fast jeden Tag und die Tageshöchsttemperaturen klettern manchmal auf warme 15 Grad. Der 29. März, ein Sonntag, ist nicht so frühlingshaft, aber das macht nichts. Andreas geht mit seinen Eltern zum traditionellen Osterschießen der Schützengilde Eislingen. Das Vereinsheim, ein grauweißer Bungalow mit Wellblechdach, die kleinen Fenster sind vergittert, liegt etwas außerhalb inmitten von Wiesen und Feldern.
    Der Schützenverein organisiert verschiedene Veranstaltungen wie das alljährliche Osterschießen, aber auch die Teilnahme der Mitglieder an den Kreismeisterschaften. Andreas H. ist nicht der schlechteste Schütze. Bei den Kreismeisterschaften
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