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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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entscheidenden Vorgang aus der Schußlinie zu entfernen. Bist du einverstanden?«
    Blim begleitete meinen Speech mit immer heftigerem Kopfnicken, und zum Schluß schien er geradezu begeistert.
    »Ich tu’s, G-man«, schrie er und hieb die Faust auf den Tisch. »Und Bless’ Seele wird sich freuen, wenn sein alter Freund Blim seine Freundespflicht nicht vergißt.«
    »Ja, das wird sie«, antwortete ich feierlich.
    Die Unterredung durfte damit als beendet angesehen werden. Ich übergab dem Boxer fünfzig Dollar als Spesenvorschuß und die Flasche als Dreingabe. Nach kräftigem, wenn auch nicht ganz sauberem Händedruckwechsel schob er sich aus der Tür. Die Telefonnummer unseres Hotels nahm er auf einem Zettel in der Brusttasche verwahrt mit.
    ***
    Vierzehn Tage lang sah es so aus, als wären wir vergessen. Wir taten selbst nichts, um die Pittsburgher Unterwelt nicht unnötig auf uns aufmerksam zu machen, sondern verließen uns ganz auf Blim. Er rief einige Male an, aber konnte nur Negatives berichten.
    Genau zwei Wochen aber nach der ersten Begegnung mit Blim rief der Boxer wieder an. Er war so aufgeregt, daß sich die Worte auf seiner schweren Zunge überstolperten.
    »Er ist da!« brüllte er so laut in den Apparat, als müsse er uns ohne Draht verständigen, um gleich darauf zu flüstern: »Vor zehn Minuten betrat er Joel Neckers Laden. Ich ging gleich darauf hinaus, aber ich mußte mir ein wenig Zeit lassen, um keinen Verdacht zu erwecken, und dann dauerte es auch noch, bis ich eine Telefonzelle fand. Wenn ihr euch beeilt, bekommt ihr ihn noch.«
    »In Ordnung, Blim«, sagte ich. »Danke.«
    Ich warf den Hörer auf die Gabel. Phil hatte sich mit feinem Instinkt schon die Jacke angezogen. Wir fegten die Treppe hinunter, aus dem Hotel hinaus auf die Straße. Ich prüfte unterwegs die Null-acht.
    Vor unserem Hotel standen immer Taxis. Wir warfen uns in das erste. Ich nannte die Straße, in der Neckers Kneipe lag. Wir hatten uns über das Lokal längst informiert.
    »Polizeieinsatz«, sagte ich dem Chauffeur und hielt ihm den Ausweis unter die Nase. »Nehmen Sie keine Rücksicht auf Verkehrsvorschriften.«
    Er richtete sich so gut danach, daß wir kaum zehn Minuten bis zur Ecke der Straße brauchten. Dort ließ ich den Wagen halten, und wir stiegen aus.
    Joel Neckers Kneipe trug den poetischen Namen »Voller Mond«. Eine runde, gelbliche, motten- und fliegenverschmutzte Laterne mit aufgemaltem, grinsendem Gesicht Versinnbildlichte die Bezeichnung. Die hämmernden Töne eines elektrischen Klaviers wimmerten bis auf die einsame, kaum beleuchtete Straße.
    »Bleibe du draußen«, flüsterte ich Phil zu, »falls ich drinnen mit ihm nicht fertig werde, hast du eine Chance, ihn abzufangen, wenn er türmt.«
    Er nickte, schob den Hut in den Nacken und lehnte sich gegen die Hauswand.
    Ich stieg die sechs oder sieben Stufen bis zum Eingang hinunter, zögerte einen Augenblick und stieß die Tür auf.
    Lärm, dicker Tabaksqualm und Bierdunst schlugen mir entgegen. Der »Volle Mond« war tatsächlich erstaunlich voll, und das paßte mir nicht besonders ins Konzept. Mochten die Gäste des Unternehmens auch nicht gerade eine Eliteauslese der amerikanischen, Bevölkerung sein, so durfte ich es doch nicht riskieren, daß der eine oder andere von ihnen bei einer eventuellen Schießerei mit Forester etwas abbekam. Ich beschloß also, die Null-acht nach Möglichkeit stecken zu lassen, denn nach allem, was ich von John Forester wußte, mußte ich annehmen, daß er eine gezogene Waffe immer, selbst in hoffnungsloser Lage, durch das Ziehen einer Waffe beantworten würde. Vielleicht kam ich unbemerkt nahe genug an ihn heran, um ihn auf andere Weise außer Gefecht zu setzen.
    So also sah mein Schlachtplan aus, aber um ihn ausführen zu können, mußte ich erst einmal meinen Gegner finden. In dem übervollen, wenn auch nicht großen Laden war das nicht einfach. Während ich langsam durch die Reihen der wenigen Tische ging, musterte ich Gesicht um Gesicht der Männer an der Theke, an den Tischen und auf der winzigen Tanzfläche. John Forester war nicht darunter.
    Ich ging den Weg zurück zur Tür und setzte mich auf den einzig freien Stuhl an einem Tisch direkt neben dem Eingang. Die beiden anderen Plätze waren von einem breitschultrigen, angetrunkenen Schlägermützenträger und seiner außerordentlich heiteren Freundin letzter Stufe besetzt.
    Bisher hatte mich niemand beachtet, und auch als ich saß, erweckte ich noch nicht einmal das
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