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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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eines unsteten und nicht ganz sauberes Lebens. Als ihre sportlichen Karrieren nicht gerade glanzvoll zu Ende gingen, fanden sie als muskelstarke Männer Beschäftigung im dunklen Gewerbe. Bless schien der Intelligentere gewesen zu sein. Jedenfalls brachte er es zu einem gewissen Ruf in der Unterwelt und gelangte an größere Sachen als der als etwas trottelig geltende Blim. Aber auch der soziale Aufstieg des einen vermochte die alte Freundschaft nicht zu zerstören.
    »Ein Prachtkerl war er, der Bless«, weinte er. »Einfach eine Kanone von Mann! Und wie ist er umgekommen?! Kaltblütig niedergeknallt hat er ihn, dieses Schwein!«
    Und er legte die Arme auf den Tisch, legte den Kopf darauf und weinte herzzerbrechend vor Trauer und vor Schnaps.
    Mit Bless’ unseligem Ende waren wir genau bei dem Thema, zu dem wir gelangen wollten, aber mit Blim schien nicht mehr viel anzufangen zu sein. Sein Weinen ging plötzlich in Schnarchen über.
    Etwas ratlos sah ich Phil an.
    »Am besten ist, wir nehmen ihn mit«, schlug er vor. »Dann haben wir ihn gleich zur Hand, wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hat.«
    Wir zahlten, packten Blim rechts und links unter den Armen und schleiften ihn mit. Er tat willig ein paar Schritte, schlief aber im Gehen gemächlich weiter und verließ sich auf unsere Kraft. Wir waren heilfroh, als wir ein Taxi erwischten, in das wir ihn verfrachten konnten.
    Unser Hotel war zwar nicht gerade das erste am Platze, aber gut genug, daß der Nachtportier entsetzt die Augen aufriß, als wir mit unserer Last hereinstolperten. Er weigert sich entschieden, uns für Blim ein Zimmer zu geben, und schwor Stein und Bein, es sei alles besetzt. So mußten wir den Boxer mit in unser Doppelzimmer nehmen. Während Phil die Tür aufhielt, wuchtete ich ihn an den Jackettaufschlägen nach vorn und ließ ihn auf das Bett an der linken Wand fallen.
    »Heh«, empörte sich Phil, »das ist mein Bett!«
    »Richtig«, antwortete ich und sicherte mir das meine, indem ich mich darauf setzte. »Es war ja auch deine Idee, ihn mitzunehmen.«
    Phil starrte mich fassungslos an, sammelte sich und begann, mich mit einer Serie von Schmeicheleien zu gelegen.
    ***
    Früh am anderen Morgen erhob ich mich gut ausgeruht. Phil wälzte sich fluchend von dem kurzen Sofa, auf dem er die Nacht zugebracht hatte. Wir wuschen uns und bestellten ein reichliches Frühstück auf unser Zimmer.
    Während wir speisten, bot uns Mister Blim das Schauspiel der Rückkehr eines Mannes aus dem von rosaroten Whiskynebeln verschönten Traumreich in die graue Wirklichkeit. Erst brach sein Schnarchen ab, dann hustete er, dann schnarchte er noch ein wenig, danach seufzte er tief und schmerzlich, und endlich begann er zu fluchen, und unter Fluchen richtete er sich auf.
    Aus rotgeränderten, verschwollenen Augen stierte er uns verständnislos an und wußte nicht mehr, welchem Umstand er unsere Bekanntschaft verdankte.
    »Morgen, Blim«, wünschte ich, mit vollen Backen an einem Sandwich kauend. »Wenn du dich waschen willst, das Badezimmer ist nebenan.«
    »Waschen? Ich brauche mir nur den Mund auszuspülen.«
    »In Ordnung, du darfst mein Mundwasser benutzen.«
    Er verzog schmerzlich das Gesicht. »Wer spricht von Mundwasser?« stöhnte er. »Ich brauche wenigstens einen Doppelstöckigen.«
    Ich schickte Phil mit dem Auftrag fort, eine Flasche Gin zu holen, mochte das Hotelpersonal uns auch für die ausgepichtesten Trinker halten, die es schon am frühen Morgen nicht lassen konnten. Während er unterwegs war, setzte ich Mister Blim Ursachen und Entwicklung unserer Bekanntschaft auseinander.
    Er tat darauf erst einmal einen gewaltigen .Schluck und bezeichnete uns als die nettesten Polizisten, die er je kennengelernt hätte.
    »Fein, daß du uns nett findest, Blim«, sagte ich, »und ich schätze Männer, die einiges vertragen können, aber gestern hattest du doch zuviel getrunken, denn du schliefst ein, gerade als du vom Ende deines Freundes Bless sprachst, und genau sein Ende interessiert uns, oder richtiger, der Mann, der es ihm besorgte.«
    Sein Gesicht verschloß sich, wurde mürrisch und mißmutig.
    »Was soll ich von seinem Ende sagen«, knurrte er. »Er wurde in Joel Neckers Kneipe von dem Mann erschossen, den sie den ›Schweigsamen‹ nennen. Ich war dabei, aber ich konnte nichts machen. Erst glaubte ich, Bless würde mit dem Jungen schon fertig werden, und als er Bless schließlich aufs Kreuz geworfen hatte, weil er heimtückische Griffe anwandte, und ich ihm
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