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Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)

Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)

Titel: Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
Autoren: Larissa Ione
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Prolog
    »Die Warge müssen sterben.«
    Sin lief im großen Gemach ihrer Assassinenhöhle auf und ab, während ihr Gehirn Überstunden machte, um Bantazars Worte zu begreifen. Der Bote der Assassinengilde stand in der Nähe der kalten Feuergrube und hielt eine Pergamentrolle in der ausgestreckten Hand. Die entriss sie dem Neethul sogleich – sogar ohne die Grufti-Plateauschuhe, die er trug, maß er wohl an die zwei Meter zwanzig, sodass er sie jetzt erst recht um wenigstens einen Meter überragte. Trotzdem schüchterte der Lakai der Gilde sie nicht im Mindesten ein. Sie hatte schon weitaus größere Dämonen getötet.
    »Acht Stück?«, fragte Sin. »Acht Werwölfe auf einmal?«
    Er nickte, wobei sein schulterlanges, schneeweißes Haar an den spitzen Ohren hängen blieb. Die Neethulum waren – zumindest, was das Äußere anging – eine schöne Rasse von elfengleichem Aussehen. »Ein ganzes Rudel.«
    Was ein zweijähriges Wolfsjunges einschloss. Sie warf einen verstohlenen Blick auf den Mann in der Ecke, der in Schatten und Schweigen aufzugehen schien. Lycus, ihr einziger Warg-Assassine, hätte genauso gut eine steinerne Statue sein können. Die Nachricht, dass dieser Vertrag das Leben einer ganzen Reihe seiner eigenen Leute beenden würde, schien ihn nicht im Geringsten aus der Fassung zu bringen. Nicht, dass sie so etwas erwartet hätte. Er war Profi. Kalt, effizient und skrupellos.
    Sin unterdrückte einen Fluch und blieb abrupt stehen. Sie konnte es sich nicht leisten, Nerven oder Widerwillen zu zeigen. Die Gilde beobachtete sie und lauerte auf das kleinste Anzeichen von Schwäche. Die würden jede Gelegenheit nutzen, um sie zu vernichten und ihre Assassinen an sich zu reißen. Also musste sie unbarmherziger denn je auftreten, da sie bereits darauf verzichtet hatte, auf etwa ein Dutzend Verträge Angebote abzugeben. Und sie war schließlich erst seit drei Wochen Assassinenmeisterin.
    Sie überflog die Einzelheiten, die auf Sheoulisch auf das Pergament gekritzelt waren. »Wem wurde dieser Job sonst noch angeboten?«
    »Du weißt, dass ich dir das nicht sagen darf.« Bantazars rubinrote Lippen verzogen sich zu einem wollüstigen Lächeln. »Aber sollte es dir in den Sinn kommen, einige deiner Sukkubus-Fähigkeiten an mir auszuprobieren, könnten mir in einem Moment der Leidenschaft möglicherweise einige Namen entschlüpfen.«
    So traurig das auch war, fühlte sie sich tatsächlich versucht, den Mistkerl zu vögeln, wenn sie dadurch an die Informationen gelangen konnte, die sie brauchte. Für diesen Job musste sie ein Angebot vorlegen, aber sie musste zugleich sichergehen, dass es hoch genug ausfiel, um den Vertrag nicht zugesprochen zu bekommen. Und zu wissen, wer ihre Mitbieter waren, würde ihr dabei einen Vorteil verschaffen.
    »Ich würde dir ja sagen, du sollst zur Hölle fahren, aber zweifellos gehört dir ein nicht unbeträchtlicher Teil davon.«
    Die Neethulum waren wohlhabende Sklavenhändler, deren Besitz umfangreiche Gebiete in Sheoul umfasste, und als untergeordneter Assassinenmeister war Bantazar vermutlich auf dem besten Weg, es seinen Brüdern gleichzutun.
    »Deth hätte mein Angebot sicher nicht ausgeschlagen«, schnurrte er.
    »Damit würde ich an deiner Stelle lieber nicht prahlen.« Sie studierte den Ring an ihrem linken Zeigefinger, der einst ihrem toten Boss gehört hatte. »Deth hätte auch eine stachelige Höllenratte gevögelt, wenn es ihm denn gelungen wäre, eine zu fangen.«
    Bantazar lachte, während er sich auf sie zubewegte, geschmeidig wie eine Schlange. »Deine Assassinensklaven werden zunehmend unruhig, Halbblut. Kann es sein, dass deine menschlichen Moralvorstellungen deine Fähigkeit behindern, mit ihnen fertigzuwerden?«
    Sie schnaubte. »Ich habe keinerlei Moral.« Vielleicht früher einmal, ehe sie herausgefunden hatte, dass sie eine Dämonin war, aber all die Dinge, die sie in ihrem Leben schon getan hatte – sei es freiwillig oder gezwungenermaßen –, hatten an ihrem Herzen und ihrer Seele genagt, sodass von beidem nicht mehr allzu viel übrig war.
    Zumindest war das so gewesen, bis sie eine Seuche in die Welt gesetzt hatte, die Werwölfe überall auf der Erde umbrachte. Etwas an dieser Tat hatte ihre Gefühle in Aufruhr versetzt und ein Körnchen Reue freigelegt, das sie seitdem drückte wie ein Steinchen, das einem in den Schuh gerutscht war.
    Dazu kam jetzt noch diese mysteriöse Zunahme von Mordaufträgen an Werwölfen – oder Wargen, wie sie sich selbst nannten
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