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Blutjägerin (German Edition)

Blutjägerin (German Edition)

Titel: Blutjägerin (German Edition)
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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Prolog
     
    Wie lange hatte er dieses Geräusch nicht mehr vernommen? Es musste über dreißig Jahre her sein. Eng an das feuchte Mauerwerk gepresst, schob sich der Jäger vor und stierte in der Hoffnung, sich nicht geirrt zu haben, um eine Hausecke in eine schmale Gasse, die vom Canal Grande fortführte. Verborgen im schummrigen Licht der wenigen Laternen stand die Bestie. Gebückt wie ein fressendes Tier, über dem benommenen Körper eines jungen Mannes verharrend, der schlaff in ihren Armen lag. Der Vampir wirkte heruntergekommen wie eine aus dem Loch gekrochene Ratte. Graue Lumpen umhüllten seinen Körper. Die ganze Aufmerksamkeit galt seinem Opfer. Laut schmatzend sog er Blut aus der geöffneten Ader, schluckte gierig und ausgehungert.
    Der Jäger hielt den Atem an. Behutsam zog er den Langdolch aus der Scheide am Gürtel. Der Vampir hielt inne, hob den Kopf und starrte mit gerümpfter Nase und blutverschmiertem Maul in seine Richtung. Das Blut schien die Sinne der Bestie zu vernebeln, denn der Vampir bemerkte den Jäger nicht und wandte sich wieder seinem Abendessen zu.
    Des Jägers Konzentration bündelte sich. Ein einziger Fehler konnte den Tod bedeuten. Der Jäger sah nur noch den Vampir, als hätte jemand die Gasse abgedunkelt und einen Scheinwerfer auf ihn gerichtet. Das Plätschern des schwarzen Wassers im Kanal und das Rauschen der Meereswinde klangen fern.
    Dann stieß er vor. Die Bestie hob erneut den Kopf, betrachtete ihn mit dunklen, blutunterlaufenen Augen. Noch ehe es dem Vampir möglich war, zum Gegenangriff anzusetzen, durchbohrte der Dolch des Jägers zielsicher sein Herz und überbrachte die Botschaft in seinem Inneren, eine Flüssigkeit aus einem hoch konzentrierten Säurecocktail. Der Vampir keuchte, stolperte rückwärts gegen die Hauswand. Seine Klauen umfassten den Griff der Waffe, versuchten, die mit Widerhaken versehene Klinge aus der Wunde zu ziehen, während die Säure ihre Arbeit tat und sich schnell ausbreitete.
    Dem Jäger schlug ein schwerer Gestank entgegen, nach Metall und süßlich verwesendem Fleisch. Es dauerte nicht lange, bis der Vampir leblos zusammensackte. Der Jäger verlor keine Zeit. Er packte die Bestie am Schopf, zog ein ellenlanges Messer aus der zweiten Scheide am Gürtel und belohnte seinen Sieg mit einer Jagdtrophäe. Der kopflose Körper des Vampirs kippte zur Seite. Zu einfach, dachte der Jäger, schleifte den Leichnam durch die Gasse und schob ihn in den Kanal, wo das Bündel im Wasser versank.
    Er war kein besonders wertvolles Exemplar gewesen. Ein Wegelagerer, vermutlich selbst unter den Vampiren verachtet, der nie einen Jäger zu Gesicht bekommen hatte, geschweige denn wusste, dass es welche gab. Immerhin war der Jäger wieder einmal in den Genuss gekommen, seiner selbst auferlegten Bestimmung zu folgen und vielleicht würde der Kopf dieser Bestie genügen, um an etwas Geld zu kommen.
    Er schaute zu dem Opfer, das langsam aus der Trance erwachte.
    „Geh!“, rief er ihm zu. „Verschwinde und bete zu Gott, dass er dich nicht infiziert hat.“
    Der junge Mann nickte benommen, betastete die blutende Wunde an seinem Hals und stolperte die Gasse entlang, bis die Dunkelheit ihn verschluckte. Der Mann würde die Nacht nicht überleben. Er hatte zu viel Blut verloren. Trotzdem ließ das Schicksal des Opfers den Jäger kalt. Vielmehr bewegte ihn die Frage, was diese Bestien gerade jetzt veranlasste, ihre Verstecke zu verlassen, ihren Durst in aller Öffentlichkeit zu stillen. Auch wenn dieser Vampir der erste war, den er seit Langem zu Gesicht bekam, war es nicht der erste, den andere Jäger in den vergangenen Wochen getötet hatten. Ihm war einiges zu Ohren gekommen und die Zeitungen waren voll versteckter Hinweise über einen Konflikt innerhalb der Clans der Vampire.
    Er tauchte Dolch und Messer ins Wasser, wusch das Blut ab und trocknete die Klingen an seinem Mantel.
    „Du hast nach all den Jahren nichts verlernt“, erklang eine ruhige Stimme.
    Der Jäger fuhr herum. Eine Gestalt stand hinter ihm. Sie war in eine nachtschwarze Robe gehüllt. Schützend hob der Jäger seine Waffen, bereit, sich gegen jede Ausgeburt der Hölle zu wehren.
    „Nicht doch. Erkennst du mich nicht?“ Die Gestalt sprach nicht wirklich, vielmehr war die Stimme ein vertrautes Hallen in seinem Kopf.
    „Wie ist das möglich? Du bist tot.“ Er betrachtete die Erscheinung und es fiel ihm schwer, den Worten Glauben zu schenken.
    „Nein, nicht tot.“ Die Ärmel der Robe hoben sich und
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